Von Treffurt nach Mühlhausen - "Vogteier Bimmelbahn"
Von den Radwegen im Grenzland zwischen Hessen und Thüringen ist der Werratal-Radweg wohl der bekannteste. Weniger bekannt, aber landschaftlich besonders interessant ist der Radweg von Treffurt nach Mühlhausen. Dieser Radweg verläuft seit 2011 zum größten Teil auf der stillgelegten Bahntrasse der"Vogteier Bimmelbahn". Umfahrungen gibt es lediglich in den Ortschaften meist wegen der Überbauung, oder aus Naturschutzgründen. Wie bei allen Bahntrassenradwegen ist die durchschnittliche Steigung nur gering (unter 3%) obwohl ein Höhenunterschied von etwa 250m auf der 19 km langen Strecke bis Heyerode bewältigt werden muss. Somit ist die Strecke auch für weniger geübte Radler und Kinder geeignet, allerdings ist für den Abschnitt Heldra-Wendehausen wegen der naturbelassenen Oberfläche ein robustes Fahrrad mit breiteren Reifen empfehlenswert. Zwischen Wendehausen und Diedorf ist die Fahrspur mit Platten befestigt, hinter Diedorf beginnt ein neuer Abschnitt des Radwegs mit erstklassigem Asphaltbelag (auch für Inliner geeignet). Der Abschnitt Heyerode - Mühlhausen wurde Anfang 2011 auf der alten Bahntrasse fertiggestellt. Dieser Abschnitt ist bis zur Kreuzung mit der L1016 kurz vor Langula nicht asphaltiert.
Auf der Trasse der Vogteier Bimmelbahn im Grenzland Hessen/Thüringen
Treffurt im Werratal ist der Ausgangspunkt für diese Tour auf der alten Bahnstrecke nach Mühlhausen. Leider hat der Ort keinen Bahnanschluss, da die Werratalbahn längst abgebaut und ebenfalls zum Radweg umfunktioniert wurde. Somit ergibt sich aber die Möglichkeit, die Anreise mit einem der schönsten Radwege der Region zu verbinden. An der Werra entlang vom Haltepunkt Eisenach/Hörschel über Creuzburg/Werra sind es rund 30 km ebener Radweg, vom Bahnhof Eschwege aus ca. 22 km.
Die Beschilderung führt die Radler zunächst in westlicher Richtung stadtauswärts, zusammen mit dem Werratalradweg und dem Herkules-Wartburg-Radweg. In Richtung auf den kleinen Ort Heldra überquert man die „Grenze“ nach Hessen. Rund 2 ½ km verläuft der Radweg auf hessischem Territorium, bevor der Radweg noch vor rechts Richtung nach Mühlhausen abbiegt. Man folgt nun den Wegweisern des Unstrut-Werra-Radwegs auf einem Feldweg Richtung Berge des Hainich. An der Feldmühle muss die Bundesstraße 250 überquert werden, danach geht es in einem kleinen Schlenker hinauf auf die alte Bahntrasse.
Das Viadukt von Heyerode
Die Strecke folgt dem Tal des Haselbaches, nur 500 m sind es bis zur Grenze nach Thüringen, die der alte Kolonnenweg der Grenztruppen der DDR markiert. Nun führt der Bahntrassenradweg hinauf bis zum Scheitelpunkt am Bahnhof Heyerode. Auf dem erst 2011 fertiggestellten Abschnitt geht es hinab in die Ebene nach Mühlhausen. Mühlhausen ist eine historische Stadt, ihre Wurzeln reichen zurück bis ins 5. Jahrhundert. Am bekanntesten ist sie jedoch als Wirkungsort von Johann Sebastian Bach und Thomas Müntzer. Es gibt reichlich Sehenswürdigkeiten, der interessierte Radler sollte reichlich Zeit für einen Besuch einplanen.
Burg Normannstein
Die Bahnstrecke zwischen Treffurt und Mühlhausen, auch Vogteier Bimmelbahn genannt, wurde im Jahre 1911 eröffnet und von der Preußischen Staatsbahn betrieben. Die Bezeichnung „Vogtei“ wurde von der historischen Landschaftsbezeichnung der Gemeinden Oberdorla, Niederdorla und Langula abgeleitet, die vor der Zusammenführung durch das Königreich Preußen von drei Vögten verwaltet wurden. Die Bahnstrecke war zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine wichtige Verbindung von der Stadt Mühlhausen ins Werratal, Heyerode war für seine Tabak- und Strumpfindustrie bekannt. Das Ende dieser Verbindung kam mit dem Ende des Krieges und der folgenden Deutschen Teilung. Treffurt, im Osten gelegen, war von der Bahnverbindung abgeschnitten, da die Trassenführung etwa 1,2 km durch westdeutsches Gebiet führte. Bis 1952 verkehrten die Züge aus Mühlhausen noch durch hessisches Gebiet bis zum Bahnhof Treffurt. Danach wurde der Abschnitt stillgelegt. Abschnittsweise folgte die weitere Einstellung des Eisenbahnbetriebs: der Haltepunkt Normannstein wurde bis 1960 bedient (Kalkschotterwerk), Wendehausen wurde noch bis 1968 angefahren. Im September 1969 erfolgte die Stilllegung des verbliebenen Abschnitts. 30 Jahre später erfolgte der Umbau zum Radweg. Der Abschnitt zwischen Feldmühle und Wendehausen war im Jahr 2000 fertiggestellt, 2005 folgte der Ausbau mit Asphaltdecke zwischen Diedorf und Heyerode. Weitere 6 Jahre vergingen bis zum Ausbau des Anschlusses nach Langula und damit der Beseitigung einer der Schwachstellen des Unstrut-Werra-Radwegs.
Obwohl der eigentliche Bahntrassenradweg erst bei Heldra (Hessen) beginnt, empfiehlt sich die Fahrt ab Treffurt (Thüringen), wo auch die alte Bahnlinie begann. Dort gibt es am linken Werraufer (Unter den Linden) reichlich Parkmöglichkeiten. Ein Blick in die Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern und dem sehenswerten alten Rathaus sollte man nicht verpassen
Hoch über der Stadt ragt die Burg Normannstein empor, von dort aus hat man einen schönen Blick auf die Altstadt und das Werratal
Start am alten Rathaus in Treffurt. Die ausgeschilderte Strecke führt auf zum Werraradweg/Herkules-Wartburg Radweg. Wir verlassen die Stadt in westlicher Richtung und folgen der Beschilderung zum Abzweig zum Unstrut-Werra-Radweg vor dem Ort Heldra.
An der Landesgrenze zwischen Hessen und Thüringen wird die alte Bahnlinie der Vogteier Bimmelbahn unterquert.
Etwas 2,5 km fahren wir nun auf hessischem Gebiet. Vorbei an einem alten Grenzhäuschen und Informationstafeln
Wer den Spuren der alten Bahnlinie folgen will, muss nach dem Bahnhof in die Straße des Friedens abbiegen. Ein wunderschön restaurierter alter Turm erinnert an die Zeiten der Dampfloks.
Der Einschnitt der Bahnstrecke vor der Feldmühle ist unpassierbar und muss umgangen werden. Eine alte Brücke überspannt die Trasse.
Man folgt der Beschilderung Richtung Heldra. Noch vor dem Ort muss man vom Werratal-Radweg rechts abbiegen.
Den Wegweisern des Unstrut-Werra-Radweg Richtung Mühlhausen folgen. Der Weg ist zunächst asphaltiert, dann wird`s ein Feldweg.
Auf der anderen Seite der Werra ragt der 30 m hohe Aussichtsturm (Turm der Einheit) auf dem Heldrastein (503,8 m ü.NN, ca. 280 m über dem Werratal) in den Himmel. Das holzverkleidete Bauwerk, gehalten von Spannseilen, bietet einen unglaublichen Blick über die Landschaft. Das Bauwerk diente zu DDR-Zeiten der Radarüberwachung und wurde 1996 umgebaut.
Weiter auf dem Radweg bis zur Feldmühle, dort muss die B250 muss überquert werden. Dann geht es hinauf auf die Bahntrasse. Auf diesem (hessischen) Abschnitt besteht die Fahrbahn aus einem ruppiger Kiesbelag. Die ehemalige DDR-Grenze ist erreicht. Vorsicht beim Überqueren der Betonplatten des früheren Kolonnenweges.
Infotafeln und eine weitere “Poller”-Variante auf Thüringer Seite
Befestigung nahe der ehemaligen Grenze.
Ein alter Hektometerstein der „Bimmelbahn“ nahe der Grenze
Weiter aufwärts auf recht schmalem weg durch die Natur **
Die Wirren der Nachkriegsjahre und der Deutschen Teilung: Ein gepflegter Gedenkplatz erinnert an ein lange zurückliegendes Verbrechen.
Wir erreichen den ehemaligen Haltepunkt Normannstein mit Eisenbahnrelikten und Informationstafeln. Im Mai 2008 machte der Rastplatz einen vergessenen Eindruck.
Eine alte Weiche
Nach einer kurzen Rampe bergauf erreicht man das alte Kalkschotterwerk Normannstein.
Die verfallenen Anlagen wurden inzwischen abgerissen, das Verwaltungsgebäude restauriert (Privatbesitz!)
Zum Haltepunkt Normannstein
Der folgende Wegabschnitt wurde freigeschnitten, der Weg ausgebessert.
Am Ortsrand von Wendehausen verlässt der Radweg die Bahntrasse: links abbiegen und den Wegweisern durch den Ort folgen.
Am alten Bahnhof trifft man nach kurzem Anstieg wieder auf die Bahntrasse.
Über eine kleine Brücke führt der nun mit Verbundsteinen gepflasterte Weg zum Sportlerheim Wendehausen.
Hier wurde eine neue Infotafel zum Radwandern in der Region aufgestellt.
In diesem Abschnitt ist besondere Vorsicht geboten, Pfostensperren und deren unfallträchtige Reste befanden sich 2011 mitten auf der Fahrbahn.
Der geschütze Bereich des Bahndamms Wendehausen muss von den Radlern umfahren werden.
Der Radweg führt steil bergab und verläuft unterhalb der Bahntrasse entlang.
Die Relikte der Bahntrasse sind zwischen den Bäumen gut zu erkennen.
Der Weg folgt dem Bach talaufwärts.
An einem Querweg kurz vor Diedorf passiert man wieder eine Unterführung der parallel verlaufenden Bahntrasse.
Auf einem Wirtschaftsweg erreicht man Diedorf.
Ein kurzer Anstieg und man ist wieder auf der Bahntrasse. Die asphaltierte Straße führt am alten Bahnhof von Diedorf vorbei (heute Wohnhaus).
Eine alte Schranke und eine Wasserbefüllanlage für die Loks sind noch vorhanden.
Jetzt beginnt ein neuerer Abschnitt des Radwegs auf der Bahntrasse, breit ausgebaut, mit glattem Asphaltbelag, auch für Rollstühle und Inline-Skater ein Genuss. Leider nicht pollerfrei und an der Straßenquerung der L2104 auch noch Drängelgitter mit den üblichen Umfahrungsspuren. Durch einen tiefen Einschnitt geht es weiter langsam bergauf.
Mit der Gestaltung hat man sich Mühe gegeben: Ruheplätze, Infotafeln mit Blindenschrift.
Der folgende Abschnitt teilen wir uns mit dem Anliegerverkehr, die überflüssige Klappsperre steht wohl meist offen. Wir erreichen das Viadukt von Heyerode!
Ein imposantes Bauwerk mit tollem Ausblick in die Landschaft und über den Ort.
Nach einer kurzen Fahrt weiter aufwärts endet der Ausbau an einer Abzweigung: Hier fehlte noch ein Wegweiser. Geradeaus führt die Bahntrasse direkt zum Bahnhof Heyerode. Rechts bergab führt ein kurzer, asphaltierter Weg zur L2104 und durch das Tor des Grenzhauses.
Grenzhaus Heyerode
Bahnhof Heyerode, Gastronomie, Biergarten
Der Scheitelpunkt der Strecke bei 427 m über NN ist erreicht. Hier beginnt der 7,5 km lange neueste Abschnitt des Radweg auf der Bahntrasse, der 2011 fertiggestellt wurde. Die Strecke ist nicht asphaltiert, sondern hat eine wassergebundene Oberfläche.
Beginn der Neubaustrecke am Bahnhof Heyerode.
Ein kurzes Stück geht es am Waldrand entlang. Nach einem kurzen Schlenker ist man auf der Bahntrasse. Ob die Pfostenperren etwas nützen sei dahingestellt, eine Umfahrung ist leicht möglich.
Es geht zügig bergab, durch den Wald und einen felsigen Einschnitt.
Wir nähern uns der Kreuzung mit der L2104 nach Oberdorla.
Hier war im April 2011 noch die Leitplanke im Weg. Dahinter beginnt ein wunderschöner Bahntrassenradweg abwärts durch den Wald.
Eine tolle Strecke, auch an Rastplätze wurde gedacht!
Durch felsige Einschnitte, dann kreuzt ein Waldweg.
Nach dem nächsten Rasthäuschen kommt eine Brücke in Sicht.
Nach der Brücke kommt ein Weg hinzu, wir nähern wir uns dem Waldrand.
Von hier oben hat man einen weiten Blick über die Felder. Vorsicht bei der Abfahrt, hier hat sich viel rutschiger Splitt angehäuft.
Die Kreuzung mit der L1016 kurz vor Langula ist erreicht. Hier endet die Fahrt auf der Bahntrasse. Zur Weiterfahrt muss die Landstraße überquert werden, ein paralleler Radweg führt in den Ort.
Leider gibt es auch hier wieder "Drängelgitter", aber es geht es asphaltiert weiter.
Der Beschilderung durch den Ort folgen!
In Langula führt die Wegweisung entgegen der Fahrtrichtung durch die Einbahnstraße. Der alte Bahnhof Langula ist heute ein Wohnhaus.
Nach Oberdorla führt der Radweg an der Straße entlang, der alte Bahndamm ist nicht ausgebaut. Der Bahnhof Oberdorla wurde restauriert.
In Oberdorla hat man zwei Möglickeiten: Entweder fährt man entlang des Unstrut-Werra-Radwegs über Weidensee, oder vorbei am Bahnhof Oberdorla und folgt dem neuen Radweg entlang der ehemaligen Bahntrasse nach Felchta.
Nach Mühlhausen über Weidensee:
Von Oberdorla aus führt der Wirtschaftweg mäßig bergauf Richtung Weidensee (Beschilderung Unstrut-Werra-Radweg). In Weidensee geht es für ca. 400 m auf die Kreisstraße, dann biegt der Radweg links ab in den Thomasteichweg. Der kleine Wegweiser wird leicht übersehen!
Schnell ist die Popperöder Quelle erreicht. Durch den Park geht es Richtung Schwanenteich. Dort biegt der Radweg nach Osten ab in die Innenstadt von Mühlhausen.
Nach Mühlhausen über Felchta:
An der Kreuzung der Bahnhofstraße mit der Mühlhäuser Straße trifft man auf den Wegweiser zum Radweg nach Mühlhausen. Man muss die Straße überqueren.
Zunächst neben der alten Bahntrasse geht es Richtung Felchta. Nach rund 800 m geht es auf die Trasse.
Am Horizont taucht schon die Stadt Mühlhausen auf. Nur wenige Reste der alten Bahntrasse sind noch zu sehen.
Die Beschilderung führt uns zum Schwanenteich. In der Stadt führen grüne Wegweiser in der Gegenrichtung zur Popperöder Quelle und zum Schwanenteich.
Am Bahnhof Mühlhausen hat man Anschluss an den Regionalverkehr (z.B. nach Bad Langensalza, Gotha oder Leinefelde)
© Copyright Karl und Alexander Schlemmer 2005-2024
Datenschutzerklärung - Impressum - Systeminfo
Seite zuletzt geändert am 16.12.2020