Von Kölleda nach Lossa
Etwa 40 Km nordöstlich der Landeshauptstadt Erfurt, am Rande des Thüringer Beckens, liegt die kleine Stadt Kölleda (Thüringen), die bis vor kurzem noch mit der "Pfefferminzbahn" erreicht werden konnte (Der Personenverkehr auf der Bahnstrecke Großheringen – Kölleda wurde 2017 auch eingestellt). Von Kölleda aus führt eine stillgegelgte Bahnlinie über den Bergrücken der "Finne" nach Laucha an der Unstrut (Sachsen-Anhalt). Der Bergrücken der "Finne", bildet zusammen mit der "Schmücke" und der "Hohen Schrecke" den nordöstlichen Rand des Thüringer Beckens. Die höchsten Erhebungen erreichen eine Höhe bis etwa 350 m ü. NN ., Teile der "Finne" sind als Naturschutzgebiet ausgewiesen.
Blühende Landschaft am Finnebahn-Radweg
Bisher sind knapp 20 km der einst 38,8 km langen Bahnstrecke auf dem Gebiet vonThüringen als Radweg ausgebaut. Noch wartet der zweite Abschnitt in Sachsen-Anhalt auf seine zukünftige Bestimmung (Stand 2015). Der ausgebaute Radweg ist meist asphaltiert, nur die ersten 2,7 km auf der Trasse von Kölleda nach Battgendorf sind "naturbelassen" (verfestigter Splitt/Sand). Dieser Abschnitt kann auch auf der Straße umfahren werden (Wegweiser).
Das Profil des Radwegs, der überwiegend auf der alten Bahnstrecke verläuft (ca. 12 km), ist bahntrassentypisch flach und somit für alle Radler zu befahren. Autoverkehr gibt es nur an den Straßenkreuzungen. Die ausgebaute Strecke endet abrupt an der Grenze nach Sachsen-Anhalt, die Bahnstrecke ist ab dort zugewachsen. Nur über einenholprigen Pfad erreicht man die Straße in den Ort Lossa und zum alten Bahnhof, der verlassen am südöstlichen Ortsrand liegt. Das große Gebäude hat schon bessere Zeiten gesehen, die Fenster sind teils zerbrochen und der Putz blättert ab.
Für die Weiterfahrt entlang der alten Bahnlinie Richtung Laucha muss man auf der Bundesstraße (176) fahren. Es geht "langfristig" bergab, aber wie das Höhenprofil zeigt, sind auch einige "Buckel" zu überwinden, bevor man die Täler von Unstrut und Saale erreicht. Etwa 2 km vor Bad Bibra auf einem kurzen Stück Waldweg die beiden denkmalgeschützten Viadukte erreichen. Dort, wo heute die ICE-Neubaustrecke Erfurt - Halle/Leipzig die alte Bahnstrecke kreuzt, liegen die beiden großen Viadukte, die heute als "Technisches Denkmal" versteckt im Gehölz auf ihre Wiederentdeckung warten: Die Schnecktalbrücke (135 m Länge, 26,4 m Höhe) und die Zwölf-Apostelbrücke (82 m Länge, 18 m Höhe). Der Ausbau dieses Abschnitts zum Radweg unter Einbeziehung der mächtigen Bauwerke wäre vor allem auch wegen des großen Höhenunterschieds sinnvoll: Die Bahnstrecke musste knapp 190 Höhenmeter auf etwa 19,5 km bewältigen.
Die Zwölf-Apostel-Brücke
Von Lossa nach Laucha sind es rund 22 km, den Bahnhof in Naumburg/Saale erreicht man mit dem Fahrrad nach nochmals 16,5 km. Bis 2017 war Kölleda über Großheringen noch mit der Pfefferminzbahn erreichbar, dieser Streckenabschnitt wurde dann ebenfalls stillgelegt. Nun gibt es nur noch eine Bahnverbindung mit Fahrradtransport über Jena, Erfurt und Sömmerda (3-4x umsteigen, 2-3 Stunden Fahrtdauer für 83 Bahnkilometer)
Die Bahnstrecke zwischen Kölleda und Lossa wurde bereits 1947 abgebaut und als Reparationsleistung in die Sowjetunion verbracht. Der Abschnitt Lossa - Laucha blieb zunächst bestehen und wurde endgültig erst Mitte der 1990er Jahre stillgelegt, auch, weil ein Teilabschnitt von der Sowjetarmee für militärische Zwecke genutzt wurde.
Am Bahnhof in Kölleda beginnt die Fahrt auf der ehemaligen Bahntrasse nach Lossa. Das alte Bahnhofsgebäude wird renoviert, der aktuelle Bahnsteig der "Pfefferminzbahn" (Bahnstrecke Straußfurt–Großheringen) wurde verlegt und liegt nun 400 m weiter östlich.
Doch bevor es los geht, lohnt sich ein Blick in den Stadtkern von Kölleda mit dem prächtigen Rathaus mitten auf dem Marktplatz. Kölleda war ein Zentrum des Kräuteranbaus (daher der Name "Pfefferminzbahn").
Am "Backleber Thor" findet man die ersten Wegweiser mit dem Einschub-Logo der Finnebahn. Diese Wegführung (asphaltiert) umgeht den ersten Abschnitt auf dem Bahndamm, wir starten also am Bahnhof.
Vorbei am neuen Haltepunkt Kölleda erreicht man die Weimarische Straße am südlichen Ortsende. Auf der anderen Seite beginnt der Fahrweg auf der Trasse.
Der Blick streift weit über die Felder, am Horizont erscheint der Bergrücken der Finne. An Kreuzung mit der B176 endet der Asphalt.
Die Strecke, wie eine Allee, ist dennoch gut zu befahren (außer bei Regen). Bei Battgendorf trifft man wieder auf den beschilderten Radweg.
Auf der Straße umgeht man einen kurzen Einschnitt, dann tauchen die alten Kilometersteine am Rande der Fahrbahn auf.
Eine lange Gerade führt auf Großmonra und die Berge zu. Die Bahntrasse ist in diesem Bereich nicht mehr eindeutig zu erkennen, aber dieser Feldweg war wohl einmal die Trasse.
Nach den Lagerhallen links halten, dann erreicht man den Bahnhof von Großmonra. Das Bahnhofgebäude dient als Wohnhaus.
Gleich darauf, an der Hauptstraße, links halten, dann rechts auf den asphaltierten Weg abbiegen. Der Bahndamm macht einen großen Bogen um den Ort herum und gewinnt an Höhe.
Dann ist wieder Schluss mit dem Asphalt. Noch einmal ein kurzes Stück links an der Bahntrasse entlang. und mit einem Schlenker nach rechts erreicht man den Neuausbau des Finnebahnradwegs (kleine Wegweiser).
Vorbei an einem kleinen Rastplatz mit Ruhebänken, aber ohne Schutzhütte, dann beginnt die Fahrt bergab auf dem asphaltierten Bahndamm durch die weite Landschaft.
Unter den blühenden Bäumen durch, ein grüner Tunnel - dann wieder eine offene Landschaft mit weitem Blick Richtung Berge.
Vor Ostramondra verlässt der Radweg die Trasse und führt am Bahnhof vorbei.
Doch dann erreicht man wieder die ausgebaute Bahnstrecke. Mit 8 km seit Kölleda haben wir fast die Hälfte des Radwegs hinter uns.
An einer kleinen Brücke bietet sich ein Blick zum Schloss Ostramondra.
Weiter durch den grünen Tunnel fernab der Straße.
Ein Einschnitt - wir nähern uns dem Ort Bachra.
Knorrige Bäume säumen den Weg, die merkwürdigen Geländer sichern die kleinen Brücken der Bahntrasse über die Querstraßen.
Nach der Straßenkreuzung mit der B176 liegt der Wassertum am Bahnhof Bachra vor uns.
Jim Knopf ist auch schon da! 100 Jahre Finnebahn, (2014)!
Das"Ensemble" bleibt hinter uns zurück. Der Radweg führt an der Talsperre Bachra vorbei.
An der L1057 fehlt ein Durchlass: ein steiles Wegstück hinauf (gepflastert!), dann über die Straße und wieder hinab auf die Trasse - eine rutschige Angelegenheit, keine gute Lösung!
Vorbei an den alten Grenzsteinen: Königreich Preußen (KP - 1821). Es geht neben der Trasse leicht bergauf bis zu einer Schutzhütte.
Zur Erinnerung: Finnebahn, 1914 -1947. Der Höhenzug ist bald geschafft!
Rastplatz bei Rothenberga - und immer noch weiter bergauf.
Ein einsamer Kilometerstein. Eine Brücke überquert den Einschnitt.
Nur noch wenige Meter bis zur Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt.
Dann das abrupte Ende: Das kann es doch nicht sein! Der Radweg endet 1 km vor Lossa.
Ein holpriger Weg führt weiter auf der Trasse, dann ist die Strecke zugewachsen. Am Rande des Feldes geht es hinab ins Tal - ein Radweg ist das definitv nicht! Alternativ überquert man 500 m weiter die Trasse nach links und erreicht über den Rothenbergaer Weg den Ortskern von Lossa bzw. den alten Bahnhof.
Die Bahntrasse überquert die Bahnhofstraße. Ein paar Meter geht es hinauf zum alten Bahnhofsgebäude.
Die Zeiten des Bahnbetriebes sind vorbei, Gras wächst über die Gleise.
Das Bahnhofsgebäude könnte eine Renovierung gebrauchen. Die Trasse der Bahnlinie führt weiter abseits des Autoverkehrs durch den Höhenzug der Finne und hinab ins Tal der Unstrut.
Leider endet der Ausbau der Bahntrasse kurz vor Lossa an der Landesgrenze. Die Finnebahn aber war in Lossa nicht zu Ende, sondern führte durch das Saubachtal hinab nach Bad Bibra und Laucha an der Unstrut. Ende 2015 war noch kein Weiterbau des Radwegs in Sicht und so bleibt dem Radler, nur die Bundesstraße B176, die entlang der alten Bahnstrecke verläuft. Man fährt von Lossa aus entweder über Billroda (L2257) oder die K2257 nach Kahlwinkel und dann weiter auf der Bundesstraße nach Saubach.
Man fährt in einigem Abstand am Bahnhof Saubachtal vorbei, das Gebäude ist schön renoviert. Die Schnellbahnstrecke Erfurt - Leipzig/Hall kreuzt die Straße (Saubachtalbrücke).
Etwa 300 m weiter, nach der Kramermühle, rechts auf den Waldweg abbiegen, und nach 150 m steht man unter dem riesigen Viadukt (Schnecktalbrücke). 135 m lang, 26,4 m hoch, 6 Bögen aus Stein, Spannweite 18 m, ein Wald wächst auf dem Gleisbett. Nur 600 m weiter talwärts steht das zweite große Bauwerk: die Zwölf-Apostel-Brücke. Große Sandsteinbögen, 20 m hoch, 16 m Spannweite. Beide Bauwerke stehen unter Denkmalschutz.
Weiter talwärts in Bad Bibra stehen Wegweiser, auch zu den Viadukten. Am Bahnhof wurde 2015 gerade die Straße erneuert.
Das stattliche Gebäude ist stilvoll renoviert. Weiter nach Laucha: am Bahnübergang steht noch das alte Stellwerk.
Hier, in Laucha an der Unstrut, endete die Bahnstrecke der Finnebahn. Nun geht es auf dem Unstrut-Radweg weiter.
Ein feiner Radweg am Fluss entlang. An der Zeddenbacher Mühle wird die Unstrut überquert.
Durch Freyburg/Unstrut mit der Neuenburg und dem Dicken Wilhelm hoch über dem Tal.
Am Zusammenfluss von Unstrut und Saale bei Naumburg hilft eine Fähre weiter. Nun folgt man der Saale flussaufwärts.
Vorbei an Naumburg mit dem Dom.....und durch Saaleck mit der Rudelsburg hoch auf dem Felsen.
In Großheringen hat man Anschluss an die Pfefferminzbahn zurück nach Kölleda.
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Seite zuletzt geändert am 29.06.2020