Von Bad Karlshafen nach Trendelburg und Hümme
Die Trasse der stillgelegten Carlsbahn zwischen Bad Karlshafen und Hümme ist die Basis für diesen landschaftlich ausgezeichneten Radweg. Von der hübschen Kurstadt an der Weser mit ihrer barocken Altstadt folgt man dem idyllischen Flusstal der Diemel aufwärts durch Wälder und Felder zur alten Stadt Trendelburg am westlichen Rand des Reinhardswaldes mit ihrer gut erhaltenen Burg aus dem 13. Jahrhundert.
Ganz im Norden Hessens liegt dieser landschaftlich bevorzugte Radweg, der südlich des Reinhardswaldes durch das nordhessische Bergland führt. Vom Ufer der Weser entlang der Diemel folgt man den Spuren der Eisenbahnverbindung zwischen Bad Karlshafen und Kassel, die zwischen 1848 eröffnet und schon 1966 wieder für den Personenverkehr geschlossen wurde. Die Bahnstrecke folgt auch den Relikten einer alten Wasserstraße, die Anfang des 18. Jahrhunderts von Landgraf Carl von Hessen in Auftrag gegeben wurde. Der „Landgraf-Carl-Kanal“ sollte den Transport von Gütern nach Kassel sicherstellen, wurde aber nie vollendet. Das Hafenbecken und die Schleuse prägen noch heute das Ortsbild der alten Stadt Bad Karlshafen.
Der Ort, 1699 von Landgraf Carl als „Sieburg (Syburg)“ gegründet und erst 1717 umbenannt, liegt malerisch am Weserufer und hat eine sehenswerte barocke Altstadt. Da der Radweg kein eigenes Logo hat, folgt man den Wegweisern des Hess. Radfernwegs R4 Richtung Helmarshausen. Am Ortsende erkennt man linker Hand die Überreste der aufgegebenen Bahnstrecke, etwa einen halben Kilometer weiter wechselt der Radweg auf die Trasse. „Sonnenweg“ heißt dieser Abschnitt bis Helmarshausen, der herrlich am Waldrand und am Ufer der Diemel entlang führt. Die beschilderte Strecke durch Helmarshausen verläuft abseits der Bahnstrecke, obwohl diese noch bis in den Ort befahrbar ist. Hier findet man die Wegweiser des Diemelradwegs (R8). Hoch über dem Fluss thront die Krukenburg und verspricht herrliche Ausblicke über die Landschaft. Am Ortsausgang verrät ein restaurierter Kilometerstein (Nr. 13), dass man wieder auf der Trasse ist. Etwa 3 ½ km bis zum Haltepunkt Wülmersen (das Wartehäuschen ist noch erhalten) fährt man am Waldrand entlang, begleitet von der Diemel und einigen mutigen Kanufahrern.
Das Wasserschloss Wülmersen beherbergt heute ein Museum und eine Jugendbegegnungsstätte. An dieser Stelle zweigt der Radweg zur legendären Sababurg ab, die 12 km weiter südöstlich gelegen ist. Eine Birkenallee führt zu einer großen, dreibogigen Steinbrücke über die Holzape. Die Seitenwand des recht steilen Hangs zur Linken ist durch eine Mauer befestigt, und die alten Kilometersteine sind häufig noch erhalten geblieben. Ein Bahnwärterhaus taucht zwischen den Bäumen auf, der Weg teilt sich. An der Infotafel links ab führt ein kurzes Wegstück zum Nordportal des Deiseler Tunnel (202 m lang), der seit 2014 renoviert und beleuchtet den Radlern zur Verfügung steht. Am südlichen Tunnelende verschwindet die alte Bahntrasse im Gehölz. Die Weiterfahrt auf der Trasse durch das Naturschutzgebiet ist nicht möglich, eine Treppe führt hinab zum Radweg entlang der Diemel.
Nur kurz ist die Umfahrung, dann geht es in einem Schlenker wieder hinauf auf die Bahntrasse, die umrahmt von alten Bäumen, zum nächsten Höhepunkt der Strecke führt: Die Burg von Trendelburg liegt hoch über dem Flusstal, ein asphaltierter Weg führt in die Stadt. Das alte Bahnhofsgebäude der Carlsbahn ist gut erhalten und renoviert, eine goldene Tafel informiert: "neu erbaut 1914, 1848-1966 Teilstrecke Hümme-Karlshafen der Friedrich-Wilhelms-Nordbahn“.
Unter der Brücke hindurch und an der Diemel entlang hat man einen schönen Blick auf die Fachwerkhäuser der Stadt, die von den runden Türmen der Trendelburg überragt wird. Am Rande der Strecke steht die übergroße hölzerne Statue der Riesin "Trendula", die der Sage nach ihre Schwester Saba ermordet haben soll und zur Strafe vom Blitz erschlagen wurde.
Der Radweg führt nun abseits der alten Bahntrasse auf einem asphaltieren Weg entlang der Diemel über die Felder nach Stammen. Wer eine Ruhepause braucht, darf sich auf den Biergarten im gleichnamigen Hofgut freuen. Hier werden außerdem diverse Freizeitaktivitäten angeboten, u.a. Kanufahren auf der Diemel. Eine Informationstafel erinnert an den Landgraf-Carl-Kanal. Nur noch 3 km sind es bis zum Endpunkt Hümme. Kerzengerade führt der Radweg durch die Auenlandschaft der Esse und trifft bald wieder auf den Damm der alten Bahnstrecke. Rechts ab und auf der Trasse entlang erreicht man nach 1,5 km den Bahnhof Hümme und den Anschluss nach Kassel - alternativ kann man auch dem Hess. Radfernweg R4 in den Ort folgen.
Die Carlsbahn war einst eine wichtige Verbindung zwischen der Stadt Kassel an der Fulda und Bad Karlshafen an der Weser, denn die Fulda war damals noch nicht schiffbar. Sie ist eine der alten Bahnstrecken Deutschlands und der Deiseler Tunnel (1847) ist der älteste in ganz Hessen. Die Bahnstrecke folgt in etwa dem gut 100 Jahre früher begonnenen Landgraf-Karl-Kanal, einer geplanten aber nie vollendeten Wasserstraße zwischen Fulda und Weser, deren Reste in einigen Bereichen noch gut zu erkennen sind.
Als Stichbahn der Friedrich-Wilhelms-Nordbahn verband die Carlsbahn die Stadt Karlshafen über Hümme mit der Stadt Kassel. Die Strecke wurde 1848 in Betrieb genommen. Wegen der zunehmenden Verlagerung des Verkehrs auf die Straße wurde der Personentransport 1966 eingestellt, vereinzelt fand wohl noch Güterverkehr statt. Der am linken Weserufer gelegene Bahnhof der Carlsbahn wurde Anfang der 1970er Jahre abgerissen, an seiner Stelle steht seit langem eine Schule. Ein alter Triebwagen vor dem Gebäude erinnert an die Bahnstrecke.
Wann der Ausbau der Trasse zum Radweg erfolgte, ist nicht dokumentiert. Da es kein eigenes Konzept für diesen Radweg gibt, ist der Ausbau wohl im Zusammenhang mit dem Radfernweg R4 und dem Diemelradweg zu sehen. Die geschichtliche Bedeutung der Carlsbahn hat dazu geführt, dass der Deiseler Tunnel (Kesselbergtunnel), der älteste Eisenbahntunnel Hessens (1846-1847), im Jahr 2014 wieder geöffnet wurde. Im Innern des nun beleuchteten Bauwerks, kurz vor dem Südportal, findet man eine alte Steintafel zur Erinnerung an den Tunnelerbauer Conrad Siebrecht.
Mythen und Sagen ranken sich um die alten Burgen am Rand des Reinhardswaldes und verführen zu einem Abstecher zu den Schauplätzen des Riesen Kruko mit seinen drei Töchtern Brama, Saba und Trendula.
In Bad Karlshafen beginnt der Hessische Radfernweg R4 in Richtung Süden, im ersten Abschnitt knapp 20 Kilometer auf der Trasse der ehemaligen Karlsbahn. Auch der Diemelradweg ist bis nach Stammen identisch mit der Bahntrasse, ausgeschildert als R 8 und einem Ammoniten-Logo. Hier an der Weser besteht auch Anschluss an den Hessischen Radfernweg R1 (Fuldatalradweg).
Unsere Fahrt beginnt am Bahnhof in Bad Karlshafen.
Den Wegweisern R1/R4 folgen
Die Weser wird überquert.
Das Hafenbecken des Landgraf-Carl-Kanals. Im Jahr 2014 wegen Sanierungsarbeiten leider immer noch leer. Auch 2020 sind die Bauarbeiten am Hafenbecken noch nicht abgeschlossen.
Ein schmuckes Städtchen, Bad Karlshafen!
Dann geht es Richtung Diemel, R4 oder Diemelradweg R8 (Ammonit!)
Am Ortsende endet auch der Asphaltbelag.
Wir befinden uns noch neben der Bahntrasse.
Aber dann geht es auf die Trasse.
Wir folgen der Diemel (Blick zurück).
Am Wasserwerk Helmarshausen verlässt der offizielle Radweg die Trasse.
Man kann aber auch geradeaus weiter fahren und trifft im Ort wieder auf die Beschilderung entlang der Diemel.
Rechter Hand, auf der anderen Diemelseite, befindet sich hoch oben auf dem Berg die Ruine der Krukenburg.
Ein asphaltierter Abschnitt führt durch die Schrebergärten, die Bahntrasse linker Hand (Kilometerstein 13)
Kurz darauf benutzt der Radwanderweg wieder die Bahntrasse: schnurgerade Strecke!
Die Alternative zum Radfahren: rechts von uns auf der Diemel wird gepaddelt! Ein landschaftlich schöner Abschnitt am Rande des Waldes
Vor Wülmersen eine Schutzhütte
Dann geht es über freies Feld.
Die Relikte der Bahnstrecke: Hektometersteine
Haltepunkt Wülmersen
Durch eine Birkenallee führt der Weg auf das Viadukt über die Holzape.
Weiter unmerklich geht es aufwärts durch den Wald.
Die Diemel begleitet unseren Weg. Ein Haus taucht auf: das Tunnelwärterhäuschen!
Wir sind am Abzweig zum Deiseler Tunnel angekommen. Nur eine Infotafel steht hier, ein Wegweiser fehlte 2014 noch. Ein kurzes Stück links ab, dann steht man vor dem Nordportal des ältesten Eisenbahntunnels von Hessen.
Das Innere des 202 m kurzen, aber gekrümmten Tunnels ist gut beleuchtet. Am südlichen Ende findet man eine Tafel an der Wand eingelassen, die den Erbauer und das Baujahr angibt.
Das Eisengitter am Südportal steht offen.
Fast wie das Portal einer Kathedrale, ein aufwändiger Bau!
Wegen des Naturschutzgebietes endet hier für etwa 750 m die Fahrt auf der Trasse: eine steile Treppe führt hinab zur Diemel.
Vom Radweg aus in der Gegenrichtung gibt es zwar keinen Wegweiser, aber das "Tor" ist dennoch kaum zu Übersehen (wenn man nicht zu schnell fährt!). Man fährt nun entlang der Diemel.
Feuchtbiotop im Naturschutzgebiet Holzape. Noch ein Stück entlang des Flusses, dann biegt der Radweg wieder links ab auf die Bahntrasse.
Wir sind nun kurz vor Trendelburg
Noch ein kurzer Anstieg neben der Trasse, dann abwärts in den Ort. Der Bahnhof Trendelburg beherbergt heute eine Bank.
Erinnerung an die Bahnstrecke
Blick auf die Trendelburg
Weiter geht es entlang der Diemel: Die Statue der Riesin Trendula an der Diemelbrücke. Abseits der Bahntrasse über die Wiesen erreicht man Stammen.
Infotafel zum Landgraf-Carl-Kanal.
Am Ortsende der Abzweig nach Hümme: wir verlassen nun den Diemelradweg.
Kerzengerade geht es Richtung Hümme. Dann trifft man wieder auf die Bahntrasse: rechts abbiegen Richtung Bahnhof, geradeaus weiter, wenn man auf dem R4 bleiben will.
Nur noch etwa 1 km Bahntrasse bis zum Endpunkt am Bahnhof Hümme
Am Wegesrand vor dem Ortseingang informiert noch einmal eine Tafel über die Geschichte der Bahnstrecke. Dann erreicht man den aktuellen Bahnhof.
Die Regiotram nach Kassel wartet schon! Ein alter Prellbock der Kurfürst Friedrich-Wilhelms Nordbahn auf dem Bahnhofsplatz ist von der Carlsbahn übriggeblieben.
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Seite zuletzt geändert am 21.06.2020