Von Korbach nach Buhlen
In der Mittelgebirgslandschaft um den Edersee ist auf der Bahntrasse der ehemaligen Ederseebahn von Korbach nach Bad Wildungen (ehemals Bad Wildungen - Korbach - Brilon Wald) ein Radweg entstanden. Seit 2013 ist die Strecke von Korbach nach Buhlen komplett fertiggestellt und auf ganzer Länge asphaltiert.
Von Korbach aus bis zum ehemaligen Bahnhof Buhlen sind zusammenhängend 26 km auf der ehemaligen Bahnstrecke befahrbar. Hiermit erschließt sich eine Radwanderstrecke in einem landschaftlich attraktiven, aber für Radler normalerweise nicht ganz einfachen Terrain, die aus dem Edertal (Ederradweg) in das Waldecker Bergland führt. Auf der alten Bahnstrecke ist die Fahrt für alle Radler einfach, und da die Strecke asphaltiert ist, haben auch Inlineskater und Rollstuhlfahrer ihre Freude daran. Für den unteren, nicht ausgebauten Abschnitt bis nach Wega war einmal eine Draisinenstrecke im Gespräch, nachdem immer wieder eine Reaktivierung für den Nahverkehr verworfen wurde.
Im Verlauf der alten Bahnstrecke befinden sich auf den knapp 40 km 3 Viadukte, 2 Tunnel und etliche Brücken und Durchlässe, darunter die Stahlkonstuktion der Brücke über die Eder bei Bergheim. Vom Abzweig Bad Wildungen - Wega bis nach Korbach sind etwa 170 Höhenmeter zu überwinden.
Die neue Fahrradstrecke ist insgesamt gut gelungen. Es gibt keine Pfostensperren, die andernorts schon zu schweren Unfällen geführt haben, aber die "Drängelgitter" an den Straßenquerungen sollten Anlass zur Überarbeitung geben: Schon sind erste Umfahrungen sichtbar, hier könnte noch nachgebessert werden. Zum Glück stehen die Barrieren relativ weit auseinander, so dass auch Tandems, Fahrradanhänger und Rollstühle recht gut passieren können. An weniger bedeutsamen Kreuzungen (Wirtschaftswege) könnte man auch dem Radweg Vorfahrt einräumen. An einigen Abschnitten, wo die Trasse zu den Seiten steil abfällt, vermisst man Geländer. Was noch fehlt, ist ein besserer Bezug zur alten Bahnlinie, aber vielleicht kommen ja noch ein paar Infotafeln. Leider hat man die alten Kilometersteine vernachlässigt, einige liegen umgestürzt am Rande der Strecke. Mit etwas Farbe wärer eine stilgerechte Kilometrierung möglich.
Das fantastische Selbacher Viadukt (193 m lang, 28 m hoch), das aufwändig restauriert wurde, ist vom Radweg aus leider nicht zu sehen. Zwar ist die Fahrt über das mächtige Bauwerk mit tollem Ausblick ins Tal eine Attraktion, wer die Dimensionen des Viadukts aber so richtig wahrnehmen will, muss die Fahrt über einen holprigen Feldweg hinab ins Tal des Reiherbachs in Kauf nehmen (und wieder hinauf auf den Radweg!). Inzwischen sind auch einige Rastplätze mit Regenschutz am Radweg entstanden, und es gibt Cafes und Gaststätten an der Strecke (z.B. Gut Heide, Bahnhof Netze).
"Ederseebahn" Wega – Korbach – Brilon Wald; 70 km (1435 mm) Eröffnung der Bahnstrecke: 1909 (Wega – Buhlen), 1911 (Buhlen – Waldeck), 1912 (Waldeck – Korbach) Stilllegung der Bahnstrecke: 1995 Die Eröffnung des Radwegs fand am 21. April 2013 statt.
Korbach ist mit der Bahn z.B. von Kassel oder Marburg aus erreichbar. Die Zeit für den Besuch des mittelalterlichen Stadtkerns sollte man einplanen, es sind nur einige hundert Meter zu Fuß.
Der Startpunkt des Bahntrassenradwegs ist nur 800 m vom Südbahnhof entfernt. Man folgt der Wildunger Landstraße stadtauswärts in südöstlicher Richtung, unter der Bahnbrücke durch und über den neuen Kreisel.
Der Bereich des Parkplatzes wurde umgestaltet, es sind ausreichend Parkplätze für die Radler vorhanden, die mit dem Auto anreisen. Darüber hinaus gibt es überdachte Ruhebänke, eine Informationstafel und einen "Schlauchomat" für die Pechvögel mit einem Platten, die ihr Flickzeug vergessen haben.
Auch einige alte Signale zur Erinnerung an die Bahnstrecke wurden installiert, aber das Highlight ist die alte Rangierlok, die man am Beginn der Trasse aufgestellt hat.
Wir folgen der Beschilderung des Hessischen Radfernwegs R5. Etwa 26 km feinster Bahntrassenradweg liegen nun vor uns. Leider hat man nicht auf Barrieren verzichtet, gleich zu Beginn die erste Sperre. Obwohl die kantigen Halbsperren recht weit auseinander stehen, sind bereits mancherorts Umfahrungsspuren sichtbar.
In einer Kurve geht es etwas bergauf, eine erste Brücke taucht auf.
Mühelos geht es weiter aufwärts durch die Felder.
Die nächste Sperre: Wie üblich hat der Querverkehr auch an dieser kleinen Straße Vorfahrt.
Wir erreichen die zweite Brücke ("Am Melm")
Danach überquert die Bundesstraße 251 die Trasse, hier wurde auch eine Zufahrt für die Radler eingerichtet. Die Kilometrierung der alten Bahnstrecke ist gut erhalten.
Der Meineringhäuser Tunnel taucht auf, mit stark befestigten Seitenwänden vor dem westlichen Tunnelportal. Inzwischen wurde auch eine solargespeiste Tunnelbeleuchtung installiert.
Wasserablauf am Tunneleingang: Kalkablagerungen haben sich im Lauf der Jahre gebildet. Keine Beleuchtung: der Tunnel ist nur 75 m lang.
Blick zurück auf das Ostportal und
durch den Einschnitt auf der Ostseite des Tunnels.
Dann öffnet sich die Landschaft. Der Rastplatz "Am Melm" wurde neu gebaut.
Nun geht es etwas bergab bis kurz hinter Meineringhausen. Auch hier wieder Sperren, wie gehabt, mit deutlichen Umfahrungsspuren! Am Rande der Strecke die alte Kilometrierung, etwas vernachlässigt aber immerhin stehen geblieben.
Bahnhof Meineringhausen (Privathaus) bei Kilometer 4,3 des Radwegs auf der Trasse.
Hier, am Bahnübergang km 33,591, steht eine schön restaurierte Straßenwalze der Firma Henschel aus dem Jahre 1954.
Noch ein kurzes Stück bergab, dann führt die Trasse wieder leicht aufwärts nach Höringhausen. Die Gestaltung der kleinen Brücken ist sehr schön gelungen!
Am Bahnhof Höringhausen (Privathaus).
Bahnübergang Kilometer 29,582 der alten Bahnstrecke (Blick zurück).
Schon im April 2011 war der folgende Abschnitt befahrbar. Durch einen tiefen Einschnitt geht es Richtung Sachsenhausen.
Eine Brücke überspannt den Einschnitt. Es geht weiter aufwärts Richtung Hofgut Heide. Die Landesstraße 3118 wird überquert.
Kreuzung am Hofgut Heide (Gasthaus/Café). Es geht immer noch leicht bergauf Richtung Sachsenhausen.
Die alte Brücke vor der Überquerung der B 251 wurde saniert. Die neue Brücke über die Bundesstraße folgt gleich danach.
Zur Begradigung der Straße wurde ein Neubau erforderlich. Der kurze Sachsenhäuser Tunnel kommt in Sichtweite.
Das Westportal, schön renoviert. Immer noch aufwärts führt die Trasse.
Hoch oben überspannt eine Brücke den Radweg. In Sachsenhausen die schon bekannten Sperren, leicht zu umfahren - die Umfahrungsspuren sprechen eine deutliche Sprache.
Pfostensperren gibt`s zum Glück nur an den Zufahrtswegen. Wir erreichen den Bahnhof Sachsenhausen-Waldeck.
Schmuckes Gebäude! Die Luft ist voll von Kamilleduft - ein Blütenmeer rechts des Weges.
Die alten Kilometersteine haben Schieflage - schade, dass man sie nicht restauriert hat! Vor Selbach folgt noch eine Brücke im typischen Baustil dieser Strecke.
Die kleinen Brücken wurden neu gebaut. In der Ferne erkennt man schon das Selbacher Viadukt oder auch Reiherbachtalbrücke genannt.
Eine Informationstafel erklärt die Geschichte: Von 1910 bis1913 erbaut, im 2. Weltkrieg zerstört, 1946 wieder aufgebaut. 7 Bögen von 25 m Spannweite, 193 m lang, 28 m hoch über demTal.
Vor Netze kreuzt noch einmal eine Brücke den Radweg. Dann ist der Bahnhof erreicht.
Der alte Bahnhof ist bewirtschaftet, ein idealer Ort für eine Rast (Pfannkuchenhaus, Spielplatz für Kinder). In der Gaststätte findet man etliche Eisenbahnrelikte.
Vom Bahnhof aus geht es leicht bergab zum Netzer Viadukt. In einer Rechtskurve umrundet man den Ort Netze, auf dem Hügel in der Ferne erkennt man schon die Häuser von Waldeck.
Durch die Felder und die Waldlandschaft am Hang hoch oberhalb der Bundesstraße führt die Trasse bergab zum Bahnhof Waldeck. Auch hier wurden mehrere kleine Brücken aufwändig saniert. Vorsicht an der Kreuzung mit der Landstraße nach Waldeck!
Schnurgerade zieht die Strecke am Bahnhof Waldeck vorbei. Das schöne Gebäude scheint leer zu stehen.
Bahnhof Waldeck (Blick zurück). Es geht an den leer stehenden Fabrikhallen der Mauserwerke vorbei.
(Blick zurück). Mit Sicherungsgeländern war man bei diesem Radweg wohl etwas geizig (siehe weiter unten), hier aber einmal ein abgesicherter Bereich.
Durch einen Einschnitt führt die Strecke abwärts durch den Wald. Links geht es steil den Hang hinab, hier fehlen Geländer!
An dieser Stelle ist der Zugang zum Radweg vom Ort Buhlen aus möglich. Von einer kleinen Brücke aus hat man einen Blick ins Netzetal.
Noch eine Kurve, dann ist das Ende des Ausbaus auf der Bahntrasse erreicht. Der Radweg verschwenkt auf die Straße. Rechts ab führt der Wegweiser auf die Straße nach Affoldern (R 6)
Zufahrt zum Radweg (Blick zurück) Der Bahnhof Buhlen ist Privathaus.
Über die Kuppe, dann folgt man der Straße 1,5 km und knapp 60 Höhenmeter bergab nach Affoldern . Hier trifft man auf die stillgelegte Bahnstrecke Richtung Hemfurth, die teilweise als Draisinenstrecke genutzt wird. Der R 5 (Eder-Fulda-Werra) folgt dem Fluss talwärts, zur Staumauer geht es flussaufwärts.
Das Viadukt von Buhlen ist nicht Teil des Radwegs. Das mächtige Bauwerk hat wohl schon sehr gelitten.
Das abrupte Ende des Bahntrassenradwegs ist der einzige gravierende Schwachpunkt dieser wunderschönen Strecke, aber die Sanierung des Buhlener Viaduktes und der weitere Ausbau der Bahntrasse würden einen enormen finaziellen Aufwand erfordern. Einige Nutzer (z.B. Familien mit kleineren Kindern, Rollstuhlfahrer u.a.) wird der steile Abschnitt zwischen Bahnhof Buhlen und Affoldern vielleicht abschrecken.
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Seite zuletzt geändert am 21.12.2020