Von Creuzburg über Frieda nach Eschwege
Auf den Spuren der Werratalbahn im Grenzland zwischen Hessen und Thüringen.
Schon lange stillgelegt ist die Bahnlinie durch das landschaftlich reizvolle Werratal von Wartha nach Schwebda. Ab 1945 wurden Teile der Strecke stillgelegt (Mihla-Heldra), der letzte Abschnitt (Großburschla-Schwebda) ging erst 1996 außer Betrieb. Auf einem Radweg auf oder entlang der alten Bahnlinie rollt man durch einen der landschaftlich schönsten Abschnitte des Werratals. Man folgt den Schleifen des Flusses, mal am linken, mal rechten Ufer entlang, passiert den Durchbruch der Werra durch die Barrieren aus Muschelkalk durch eine einzigartige Landschaft. Immer entlang der Werra werden aus den gerade mal 21 Kilometer Luftlinie zwischen Creuzburg und Eschwege über 40 Kilometer Fahrradstrecke.
Werradurchbruch (Creuzburg - Mihla)
Wegen der vielen Flussschleifen pendelte auch die Eisenbahnstrecke von einem Ufer auf das andere, und die Reste der vielen zerstörten Werrabrücken zeugen noch heute von dem aufwändigen Streckenverlauf. So war es schwierig, ohne immensen Aufwand einen durchgängigen Radweg auf der Trasse der alten Bahntrasse herzustellen, aber in den letzten Jahren hat man einige Brücken neu gebaut oder rekonstruiert, so dass einige Abschnitte befahrbar wurden. Gänzlich abseits des Durchgangsverkehrs liegt der Abschnitt im Bereich der Probstei Zella, der zu Zeiten der DDR im Sperrgebiet lag und landschaftlich mit seinen felsigen Steilhängen einen der Höhepunkte der Strecke darstellt. Alte Burgen, historische Städte und eine Naturlandschaft abseits der hektischen Fernstraßen machen diesen Radweg zu einem Erlebnis im Grenzland zwischen Hessen und Thüringen.
Die Fahrt auf dem Bahntrassenradweg beginnt an der alten Brücke in Creuzburg (erbaut 1223) am Fuße der gleichnamigen mittelalterlichen Burg und führt bis ins hessische Eschwege mit seinem ebenfalls mittelalterlichen Stadtkern. Natürlich gibt es eine Anbindung entlang der Werra an die Stadt Eisenach an der Hörsel, oder schon vorher einen Haltepunkt der Regionalbahn in Hörschel an der Mündungder Hörsel in die Werra.
Der Name Werratalbahn wird für drei verschieden Bahnstrecken entlang des Flusses Werra verwendet. Wir beschreiben hier einen Abschnitt der Bahnstrecke Schwebda – Wartha, die mit den Bahnstrecken Halle - Bebra, Treffurt - Mühlhausen und der sogenannten Kanonenbahn in Verbindung stand. Die Werratalbahn wurde in zwei Abschnitten in Betrieb genommen: Der Abschnitt Schwebda – Treffurt im Mai 1902, der Abschnitt Treffurt – Wartha im Oktober 1907.
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die Werrabrücken, ähnlich wie das große Friedaviadukt der Kanonenbahn, aus strategischen Gründen gesprengt. Die verbliebenen Bahnabschnitte im Osten wurden bis 1949 stillgelegt, die Abschnitte im Westen Stück für Stück in den Jahren zwischen 1966 und 1994.
Seit dem Neubau der Fahrradbrücke über die Werra bei Ebenau (2016) führt der Radweg auf der linken Werraseite auf der alten Bahntrasse entlang.
Der Werratalradweg, hier auchTeil des Herkules - Radweg Kassel - Eisenach - führt an der Liborius-Kapelle am rechten Brückenkopf vorbei. Man überquert die Werra auf dem historischen Bauwerk und folgt der Beschilderung durch die Stadt in nördlicher Richtung.
An der alten Werrabrücke in Creuzburg
Wegweisung an der Liborius-Kapelle an der Werrabrücke
Auf dem linken Flussufer folgt man der Asphaltstraße nur ein kurzes Stück, dann, in der Kurve, kann man direkt rechts auf die alte Bahntrasse fahren. Der schmale Weg führt zum Sportplatz, dort ist ein Teilstück der Bahntrasse zerstört. Nahe der Kläranlage findet man die Beschilderung zum Radweg.(Stand 2015). Die alte Trasse ist als Feldweg ausgebaut.
Man folgt dem Radweg am Abbruch der Kalkfelsen entlang. Eine kleine Brücke ist erhalten geblieben. Nach kurzer Fahrt erreicht man den Brückenkopf einer ehemals zerstörten Werrabrücke (Blick vom rechten Werraufer).
Auf der gegenüberliegenden Seite der großen Werraschleife schaut man auf die Steilwand der Kalkfelsen.
Seit 2016 gibt es hier eine neue Brücke für Radler und Wanderer, die auf den alten Pfeilern errichtet wurde.
Der Radweg auf der Gegenseite ist zwar nicht asphaltiert, aber gut befestigt (fester Sand-Splittbelag). Er führt auf der Bahntrasse nach Buchenau.
Vor Buchenau verlässt der Radweg die Bahntrasse, im rechten Bild sind die Reste des Gleisbettes noch erkennbar. Man biegt kurz links ab und folgt der Beschilderung durch die ATP-Allee ortsauswärts. Die alte Bahntrasse führt als Sackgasse durch ein Industriegebiet.
Die Reste der Bahnanlage sind noch erkennbar (Sackgasse!). Folgt man der Beschilderung, kommt man nach etwa einem Kilometer an die Werrabrücke zur L 1017, die Verbindung links der Werra zwischen Creuzburg und Mihla. Hier trifft man sich mit der Variante 2. Wir fahren nicht über die Auto-Brücke, sondern kurz geradeaus an dem neuen Industriekomplex vorbei und dann auf einen Feldweg rechts Richtung Wald. Am Waldrand findet man auch einen Wegweiser: Werratal - Herkules Wartburg . Wir sind wieder auf der alten Bahnstrecke.
Entlang der Werra geht es durch den Wald. Die Trasse endet aber schon wieder nach etwa 1,6 km.
Es fehlt wieder eine Brücke, deren Reste noch im Gestrüpp zu erkennen sind. Dann ist die Trasse durch ein Industriegelände überbaut. Wir folgen der Straße in den Ort Mihla. Auf der Pflasterstraße rappelt es ordentlich, vorbei an alten Straßenlaternen aus DDR-Zeiten erreicht man den Bahnhof Mihla.
Von der Straße aus ist das stattliche Gebäude durch Lagerschuppen verdeckt (Gewerbebetrieb). In Mihla macht die Werra eine große Schleife. Wir müssen auf das linke Ufer wechseln. Von der Brücke aus sieht man die zerstörte Bahnbrücke, die nie wieder aufgebaut wurde.
Am Wehr in Mihla
In mehreren großen Schleifen folgt der Radweg dem Verlauf der Werra. Über die Brücke in Mihla auf die andere Flussseite und ein kurzes Stück neben der L 1017 entlang (beschildert), dann biegt man rechts ab. Vorbei am Freibad und der Kiesgrube führt der Radweg abseits der Straße nach Ebenshausen. Dort, an der markanten Fahrradbrücke, erreicht wieder die alte Bahntrasse. Richtung Frankenroda beginnt der asphaltierte neue Radweg auf der Trasse.
Blick auf Ebenshausen, die neue Strecke führt nicht über die Brücke , sondern bleibt am linken Flussufer. Die Wegweiser in Ebenshausen auf der anderen Seite sind schon veraltet.
Die asphaltierte Strecke Richtung Frankenroda - im März liegen noch die Schneereste auf den Feldern. Vor uns erscheint die neue Brücke über die Werra - auf den alten Fundamenten.
Gut gemacht, ein tolles Bauwerk!
Weniger gut sind die Sperren, kaum fertig, schon Umfahrungsspuren! Vorbei am Bahnhof Frankenroda (Privathaus), weit außerhalb des Ortes.
Eine langezogene Kurve - dann ist die Ausbaustrecke leider schon wieder zu Ende.
Durch eine eindrucksvolle Landschaft an den Falkner Klippen entlang, eng an der Werra entlang, erreicht man das Ausflugsziel Probstei-Zella, ein guter Platz für eine Rast. Vom Kanu aus blickt man auf die Felshänge. Dann geht es weiter in den Ort Falken, am Ortsende die Pfeiler einer Werrabrücke und die alte Trasse der Eisenbahn am Ortsausgang.
Etwas weiter Richtung Treffurt kommt man am Bahnhof Falken vorbei, dann benutzt der Radweg wieder die ehemalige Bahnstrecke: links halten, frei für Radler!
Vorbei an Schrebergärten erreicht kommt Treffurt in Sicht, hoch über der Stadt die Burg Normannstein. Ein Blick in die Gassen der alten Fachwerkstadt lohnt sich, Gelegenheit zu einer Pause.
Ab Treffurt folgen wir bis kurz vor Heldra dem Bahntrassenradweg der Linie Treffurt-Mühlhausen. Der Radweg überquert nun die Grenze zwischen den Bundesländern Thüringen und Hessen. Die alte Bahnstrecke nach Mühlhausen wird unterquert.
Geradeaus weiterfahren nach Heldra! Rechts geht es auf der Bahntrasse nach Heyerode.
In Heldra knickt die Strecke wie der Fluss fast rechtwinklig nach Norden ab, durch die Felder erreicht man den Bahnhof Großburschla.
An der Einmündung rechts auf die L 2110, dann gleich wieder links entlang der alten Bahntrasse nach Altenburschla (der Beschilderung folgen). Das Schotterbett und die alten Kilometersteine sind noch gut zu sehen. Am nördlichen Ortsende von Altenburschla beginnt ein weiterer kurzer Abschnitt auf der Bahntrasse, leider recht nahe an der viel befahrenen Bundesstraße 250. Kurz vor Wanfried endet der Bahntrassenradweg, die Weiterfahrt nach Frieda ist gut beschildert. Das "Radlerdenkmal" steht am Hafen in Wanfried .
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Der alte Bahnhof Frieda ist heute Wohnhaus, der Gleisbereich aber noch gut erkennbar.
In Frieda muss man sich entscheiden: Wer nach Eschwege will, kann hier auf die linke Werraseite wechseln und der Beschilderung nach über die Felder weitab vom Autoverkehr nach Eschwege fahren. Wer mit der Deutschen Bahn weiter fahren will, hat am neuen Bahnhof Eschwege (Stadt) oder am Haltepunkt Eschwege-Niederhone Anschluss an die Regionalzüge nach Göttingen oder Bebra (zur Bahnstrecke Fulda-Kassel). Der ehemalige Bahnhof Eschwege-West (Oberhone) ist nicht mehr in Betrieb. Wer weiter an der Werra entlang Richtung Norden will, sollte in Frieda der alten Bahnstrecke nach Schwebda folgen: Die B 249 muss überquert werden, dort beginnt wieder ein kurzer Bahntrassenradweg.
Am alten Schotterbett entlang führt der Radweg nach Meinhard-Schwebda
”Der Zug der Zeit”, ein Denkmal für die Eisenbahn in Schwebda. Teilweise liegen noch die alten Schienen. Halb versteckt im Wald liegt Schloss Wolfsbrunnen, kein Original aus dem Mittelalter, sondern erst vor etwa 100 Jahren erbaut und heute als Hotel genutzt.
Mitten im Wald mündet der Friedatunnel der Kanonenbahn, die aus dem Eichsfeld Richtung Eschwege führte. Der ca. 1 km lange Tunnel mit dem burgartigen Tunnelportal ist verschlossen und bleibt den Fledermäusen vorbehalten.
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Seite zuletzt geändert am 21.06.2020