Im Jahr 2009 wurde ein Projekt umgesetzt, das die großen Bahntrassenradwege der Region in Nord- und Osthessen (und teilweise Thüringen) zu einem großen Radfernweg zusammenfasst. Von Bad Hersfeld nach Hanau wurden nach offiziellen Angaben 245 Kilometer Radweg auf alten Bahntrassen und deren Verbindungen ausgeschildert und mit Informationstafeln versehen. Fünf Bahntrassenradwege (und der Abschnitt des Hessischen Radfernwegs R3 von Hanau nach Wächtersbach entlang der Kinzig (Main-Kinzig-Radweg, Hessischer Radfernweg R3), sowie der Abschnitt des Hessischen Radfernwegs R1 (von Fulda nach Schlitz und Bad Hersfeld) wurden miteinander verbunden. Die Bahntrassenwege sind: Vulkanradweg, Vogelsberger Südbahnradweg, Milseburgradweg, Ulstertalradweg und Solztalradweg.
Die Wegweisung am BahnRadweg Hessen ist sehr gut, mit Kilometerangaben und Höhendaten. Leider halten sich die Wegbeschreibungen nicht an die Kilometrierung: Der Startpunkt ist in Bad Hersfeld am Bahnhof (Kilometer Null) und nicht in Hanau, dort ist der südliche Endpunkt bei Kilometer 245.
Die Auswahl erscheint etwas willkürlich, da der Kegelspielradweg, einer der jüngsten und schönsten Radwege der Region, nicht in das Projekt eingebunden wurde. Rundkurse sind möglich, besonders wenn man die Radfernwege R1, R3 und R7 in seine Route einbezieht. Geschätzt verläuft knapp die Hälfte(45%) der Gesamtstrecke auf Bahntrassen, der Rest besteht aus vorhandenen Radwegen, Wirtschaftswegen und Nebenstraßen. Da die Lückenschlüsse zwischen den einzelnen Radwegen nicht auf Bahntrassen verlaufen, muss hier auch mit etwas stärkeren Steigungen gerechnet werden, diese Abschnitte sind weniger familientauglich. Dies betrifft auch den Vogelsberger Südbahnradweg, der von Wächtersbach nach Hartmannshain einen erheblichen Höhenunterschied aufweist und nur in kurzen Abschnitten auf der alten Bahntrasse verläuft. In den Flusstälern von Kinzig und Fulda sind keine nennenswerten Steigungen zu überwinden. Der größte Teil der Radwege ist befestigt (Asphalt, Beton, Verbundpflaster), dazwischen finden sich aber immer wieder einmal Feld- und Waldwege, besonders abseits der "echten" Bahntrassenradwege.
Der Streckenverlauf ist weitgehend frei von motorisiertem Verkehr, einige kurze Abschnitte auf den Radfernwegen und Abschnitte in den Ortschaften verlaufen auf Straßen, auf manchen Abschnitten ist mit landwirtschaftlichem Verkehr zu rechnen. Der BahnRadweg Hessen darf somit größtenteils als familiengeeignet gelten. Alles in allem bereichert das Projekt BahnRadweg Hessen" das Radwegenetz der Region in bemerkenswerter Weise. Da meist keine neuen Radwegabschnitte hierfür gebaut wurden, sind Kritikpunkte die etwas umständliche Streckenführung unter Benutzung der vorhandenen Wirtschaftswege ("Zickzack") und die Tatsache, dass auf kurzen Abschnitten Autoverkehr in Kauf genommen werden muss (Risiko für Familien mit kleinen Kindern), sowie nicht asphaltierte Abschnitte (ungeeignet für Skater und Fahrräder mit schmalen Reifen). Auf den Abschnitten der Radfernwege dürften etwas mehr Rast- und Schutzhütten vorhanden sein. Die Anreise zum "BahnRadweg Hessen" mit Zug ist an vielen Einstiegspunkten möglich, Informationen hierzu findet man auch auf den offiziellen Seiten. In der folgenden Beschreibung wird hierauf auch eingegangen.
Wir haben die Gesamtstrecke in mehrere Etappen eingeteilt. Im folgenden werden auf dieser Seite des BahnRadweg Hessen nur die Strecken des "Lückenschlusses" zwischen den eingebundenen Bahntrassenradwegen beschrieben, die restlichen Daten und Bilder findet man bei den entsprechen Radwegen. Da der BahnRadweg Hessen aus zwei Rundtouren und der Verbindung der beiden besteht, sind verschiedene Variationen und Erweiterungen möglich. Die Einbeziehung der Regionalzüge zwischen Hanau, Fulda und Bad Hersfeld, sowie die Strecke der NIddertalbahn bieten weitere Gestaltungsmöglichkeiten für längere Touren.
Wegweisung am BahnRadweg Hessen
1. Etappe (ca. 93 km): Bad Hersfeld - Fulda
Der erste Abschnitt des BahnRadweg Hessen liegt im Grenzbereich zu Thüringen und überquert mehrfach die Landesgrenze. Die Kilometrierung beginnt in Bad Hersfeld am ehemaligen Bahnhof der Solztalbahn, dort ist Kilometer Null. Wenn man die ganze Strecke fahren will, scheint eine Unterteilung zweckmäßig. Knapp 100 Kilometer beträgt die erste Etappe über Schenklengsfeld, Philippsthal, Tann und Hilders nach Petersberg-Götzenhof (bei Fulda). Diese Strecke umfasst die Bahntrassenradwege Solztalradweg, Ulstertal-Radweg und Milseburgradweg. Der größte Teil dieses Abschnitts verläuft direkt auf den ehemaligen Bahntrassen oder in deren unmittelbarer Nähe (Umfahrungen in einigen Ortschaften wegen Überbauung). Abseits der Bahntrassenradwege verläuft die Strecke von Schenklengsfeld ins Werratal. Seit 2011 ist der neue Radweg von Schenklengsfeld/Oberlengsfeld über Wehrshausen/Brücke nach Ransbach fertiggestellt. Damit umgeht man die Fahrt auf der vielbefahrenen L3172, was für die Radler eine wesentliche Verbesserung bedeutet. Der Radweg verläuft hier teilweise direkt neben der alten Bahntrasse. Leider ist in Gegenrichtung ein kurzer, kräftiger Anstieg nicht zu vermeiden. Der Abschnitt Ausbach-Heimboldshausen /Einmündung in die L 3172 verläuft auf der Kreisstraße K11. Insgesamt gesehen wäre eine Streckenführung direkt entlang der alten Bahnstrecke (ohne den Umweg über Ausbach und ohne starke Steigung/Gefälle) wünschenswert, nach Einstellung des gesamten Zugverkehrs auf der verbliebenen Trasse wäre der Bau eines echten Bahntrassenabschnitts die beste Lösung. Zwischenzeitlich (2020) wurde die Bahnstrecke verkauft. Von Philippsthal nach Hilders folgt man der ehemalgen Ulstertalbahn, einige Abschnitte des Radwegs verlaufen direkt auf der alten Trasse. Der Abschnitt Esbachsgraben (Tann) - Aura (Hilders) nutzt auf 4,6 km die enge Kreisstraße 50 mit reichlich PKW-Verkehr. Die aufgestellten Warnschilder für die Autofahrer sollen die gefährliche Strecke entschärfen. Weitere Gefahrenpunkte sind die Straßenquerungen über die Bundesstraße 278 vor Borsch, zwischen Günthers und Tann (bisher ein tödlicher Unfall) und die Ortsdurchfahrt in Buttlar (B 84). Bei Aura, kurz vor dem Bahnhof Hilders trifft man auf dem Milseburgradweg, dem man bis nach Fulda-Petersberg (Götzenhof) folgt.
Bahnhof Philippsthal (Werra)
2. Etappe (ca. 78 km): Fulda - Hartmannshain
Vom Parkplatz des Milseburgradwegs in Petersberg/Götzenhof führt ein Radweg über Lehnerz in die Innenstadt von Fulda, vorbei am Dom und hinab bis zu den Fuldaauen. Dort trifft man auf den Hessischen Radfernweg R1. Alternativ kann man zu Vermeidung der Fuldaer Innenstadt auch vor Lehnerz rechts ab Richtung Niesig fahren. Ein neu gebauter Radweg führt Richtung Horas, wo man wieder auf die Fulda und den R1 stößt. Immer entlang der Fulda fährt man autofrei (bis auf kurze Ortsdurchfahrten) nach Schlitz/Hutzdorf. Dort verlässt man den R1 und folgt dem R7a nach Bad Salzschlirf. Dieser Abschnitt verläuft auf dem Bahndamm eines Teilstücks der ehemaligen Knüllbahnen. In Bad Salzschlirf folgt der Radweg dem Tal der Lauter, ein kurzer Anstieg bis Wartenberg macht keine große Mühe. Lauterbach ist schnell erreicht (Radfernweg R3). Die Weiterfahrt auf dem Vulkanradweg durch den Vogelsberg gehört zu den Höhepunkten des BahnradwegHessen. In Hartmannshain ist der Scheitelpunkt erreicht. Hier hat man Anschluss an den Vogelsberger Südbahnradweg, der ebenfalls ein Teil des BahnradwegHessen ist und der den Radler in flotter Fahrt bergab nach Wächtersbach führt. Nach Hanau führt die 3. Etappe weiter auf der ehemaligen Bahnstrecke durch den Vogelsberg.
Schloss Eisenbach bei Lauterbach (Vogelsberg)
3. Etappe (ca. 70 km): Hartmannshain - Hanau
Von Hartmannshain aus führt die Strecke bergab. Der Vulkanradweg nutzt die alte Bahntrasse, so dass starke Gefälle (oder Steigungen) vermieden werden. In Gedern fährt man am Schloss vorbei, hier gibt es zwei Routenoptionen (beschildert). In Ortenberg (ca. 27 km) hat man die Berge erst mal hinter sich. Es folgt eine weitgehend ebene Strecke durch die Wetterau. In Stockheim endet die Fahrt auf der Bahntrasse, denn dort erreicht man die aktive Bahnstrecke des Nahverkehrs. Zwischen Eichen und Windecken beginnt dann ein Anstieg von gut 50 Höhenmetern. Das "kamelhöckerartige" Höhenprofil zeigt eine Senke und nochmals einen kräftigen Anstieg. Dann rollt man hinab in die Ebene in Richtung Hanau. Hier besteht Anschluss an den Nah- und Fernverkehr der Bahn. Der BahnRadweg Hessen führt weiter nach Gelnhausen und Wächtersbach. Dort hat man die Option auf dem Hessischen Radfernweg R3 nach Fulda weiter zu fahren (kein Teil des BahnRadweg Hessen), oder über den Vogelsberger Südbahnradweg wieder hinauf nach Hartmannshain. (Auf dieser Strecke gibt es einige kräftige Steigungen). Auch dieser Abschnitt ist gut ausgeschildert.
Hanau-Wilhelmsbad
4. Etappe (ca. 78 km): Hanau - Wächtersbach - Hartmannshain
Diese südliche Schleife erweitert die Strecke des BahnRadweg Hessen um 78 km, so dass insgesamt 323 km zusammenkommen. Hanau ist der Ausgangspunkt für die Fahrt zum südlichen Ende des Vogelsberger Südbahnradwegs in Wächtersbach. Beide Einstiegspunkte bieten gute Möglichkeiten zur Anreise mit der Bahn. Die Regionalbahn begleitet die gesamte Strecke, so dass müde Radler in den größeren Orten auf den Zug umsteigen können. Die Strecke von 42,5 km ist Teil des Hessischen Radfernwegs R3. Die Beschilderung ist sehr gut, nur wenige Schilder sind etwas ungünstig plaziert. Trotz einer abschnittweise etwas "zackigen" Wegführung ist die Strecke nur unwesentlich länger als die Fahrt über die Fernstraßen (Autobahn A66, 39 km). Die Strecke ist flach, ohne Steigungen und führt immer im Kinzigtal durch Wälder, Auen und Wiesen. Streckenweise kommt man der Autobahn etwas nahe, dann geht es wieder durch reine Naturlandschaften. Bis auf wenige kurze Abschnitte ist die Route frei von Autoverkehr, auf landwirtschaftliche Fahrzeuge ist manchmal zu achten! Der größte Teil der Strecke ist asphaltiert, einige nicht asphaltierte Abschnitte sind aber vorhanden. In Wächtersbach triff man auf den Vogelsberger Südbahnradweg, der die Radler auf zusätzlichen 35 km mit kräftigen Steigungen wieder hinauf zum Scheitelpunkt des Vulkanradwegs nach Hartmannshain führt. Dieser Radweg orientiert sich zwar an der alten Bahnstrecke, jedoch lagen zwischen der Stilllegung und dem Radwegebau viele Jahre, so dass die Trasse nur noch zu einem geringen Prozentsatz (ca.7 %) zur Verfügung stand. Alternativ gibt es die Nahverkehrsverbindung, oder den Radweg R3 nach Fulda. Von dort aus erreicht man über den R1 wieder Bad Hersfeld, den Startpunkt des BahnRadweg Hessen. Eine weitere Möglichkeit zur Vermeidung anstrengender Steigungen ist es, die Etappen 3 und 4 zu vertauschen.
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