Die Autonome Gemeinschaft Baskenland (País Vasco, Euskal Herria), im Norden Spaniens zwischen dem Golf von Biskaya und dem Ebrobecken gelegen, hat wie andere nordspanische Regionen eine ausgeprägte industrielle Vergangenheit. Wie auch in Asturien oder Kantabrien spielten die Schwerindustrie und der Bergbau eine wichtige Rolle. Durch den Strukturwandel der 1980er Jahre hat heute der Dienstleistungssektor die wirtschaftliche Führungsposition übernommen und das Baskenland zu einer der wohlhabendsten Autonomen Gemeinschaft Spaniens gemacht. Nicht nur die Bahntrassen aus dem Bereich des Bergbaus und der Eisenindustrie sind übriggeblieben, sondern auch längere Bahnstrecken, die wegen Unrentabilität und mangeldem Bedarf stillgelegt wurden. So sind auch in der Region des spanischen Baskenlands die ungenutzten Bahntrassen in Radwege umgewandelt worden. Diese Strecken führen von der Küste über die Berge des Kantabrischen Gebirges und den Ausläufern der Pyrenäen in das einst von der Industrie geprägte Hinterland. Längst sind die schmutzigen Fabriken verschwunden und die Landschaft entlang der Bahnstrecken, die oft den Flüssen auf ihrem Weg zum Antlantik folgten, laden zu einer Erkundung ein. Das Klima im Küstenbereich ist mild, aber die üppige Vegetation belegt, dass man öfter mit Niederschlägen rechnen muss. In den Abschnitten des Berglands ist das Klima eher kontinental geprägt. Wir haben in dieser Region die größeren Radwege befahren, die teils eine beachliche Länge haben.
Der alte Bahnhof Oñati /span. Oñate der Bahnstrecke Vasco-Navarro (Abschnitt Oñati)
Die Vias Verdes im Baskenland:
Diese Vía Verde entstand auf der Trasse der aus mehreren Abschnitten bestehende Bahnstrecke von Estella/Lizarra über die baskische Hauptstadt Vitoria-Gasteiz nach Mekolalde-Bergara (Verbindung mit der Strecke Maltzaga-Zumarárraga). Der Abzweig der Nebenstrecke zum Kloster Estíbaliz wurde wegen des regen Pilgerverkehrs eingerichtet. Heute werden die drei Abschnitte auch zu einer einzigen Via Verde zusammengefasst, die dann eine Gesamtlänge von 85,4 km erreicht. Der Abschnitt I des Radwegs, der inzwischen in Vitoria/Gasteiz beginnt, ist nicht asphaltiert, aber gut befahrbar. Er führt zum Westportal des gesperrten Tunnels von Laminoria, was für die Weiterfahrt auf dem Abschnitt II eine unbequeme Umfahrung bedingt. Ansonsten zählt diese Vía Verde zu den empfehlenswerten Radwegen der Region. Der Seitenast von 3 km führt zum Kloster Estíbaliz.
Der zweite Abschnitt dieser Vía Verde schließt sich lückenlos an den ersten an und führt durch eine entlegene Berglandschaft, ein berggängiges Fahrrad ist erforderlich. Vom Ort Maeztu auf der Südostseite des gesperrten Tunnels von Laminoria aus kann man durchgängig auf der Trasse des Ferrocarril Vasco-Navarro fahren. Mit dem weiteren Ausbau der Strecke zwischen Maeztu und Antoñana sind die früher getrennten Vía Verdes (Maeztu und FC Vasco-Navarro II) zusammengewachsen. Der Radweg hat zwei große Bauwerke zu bieten: das Viadukt von Arquijas mit seinen neun Bögen, 156,8 m Länge und 27,5 m Höhe über dem Fluss Ega und den Tunnel von Acedo mit 1415 m Länge (!) . Der Tunnel war 2010 gut beleuchtet. Die Stadt Estella/Lizarra (Navarra) hat rund 15000 Einwohner und liegt am Jakobsweg und hat einige Sehenswürdigkeiten zu bieten, besonders den historischen Stadtkern.
Der dritte Abschnitt auf der ehemaligen Bahnstrecke "Vasco-Navarro" führt von Vitoria-Gasteiz in nördlicher Richtung zum Pass von Arlabán. Die Fahrt führt am Stausee Ullibarri-Gamboa vorbei, aus dem der Fluss Zadorra entspringt. Darauf bezieht sich der frühere offizielle Name dieser Vía Verde, der auch heute noch verwendet wird. Der Ausbau auf der Trasse endet abrupt in einem Waldgebiet an der Provinzgrenze (Pass von Arlabán). Jenseits der Passhöhe muss man zum Anschluss an die weiteren Abschnitte etwa 8 km auf der Straße fahren, da dort die Bahntrasse noch nicht ausgebaut ist. Danach kann man die Städte Arrasate/Mondragón, Oñati/Oñate und Bergara/Vergara auf Vías Verdes erreichen.
Die Vía Verde de los Montes de Hierro ist aus mehreren Radwegen der Region im Hinterland der Großstadt Bilbao enstanden. Sie führt als Themenradweg durch die Gebiete des Eisenerzabbaus bei Traslaviña (Artzentales). Nach dem flachen Anstieg auf der Bahntrasse der ehemaligen Minenbahn von Sestao zu den Minen von Galdames von der Küste bei Sestao und Portugalete folgt ein flacher Abschnitt zum ehemaligen Bahnhof von La Aceña/ Galdames. Der zweite Abschnitt führt durch die Waldlandschaft nun ständig mit mäßiger Steigung bergauf, über Brücken, durch Tunnel und durch tiefe Einschnitte in die Felsen. Diese Strecke gehört zu den Höhepunkten des Radwegs. Über Sopuerta führt der Weg weiter, nun auf der ehemaligen Bahnstrecke Castro-Traslaviña, eine Bahnstrecke, die in Castro Urdiales (Kantabrien) am Antlantik begann (Der Abschnitt nennt sich auch Vía Verde del Alimoche (7 km). Ein weiterer Abschnitt der Strecke Castro-Traslaviña ist in Kantabrien ausgebaut (Vía Verde de Castro-Traslaviña). Vom nördlichsten Punkt der Schleife des Radwegs von Sopuerta aus kann man das Südportal des Túnel de Herreros (ca. 2 km lang) erreichen, der für die Bahnlinie Castro-Alén den Zugang durch die Bergkette ermöglichte, der aber heute leider nicht mehr befahrbar ist.
Im Baskenland, direkt an der Grenze zu Frankreich, führt ein Radweg auf einer ehemaligen Bahnstrecke in die Berge der westlichen Pyrenäen. Die zu Beginn als Minenbahn gebaute Bahnstrecke war ab 1889 zwischen Irún und Endarlaza in Betrieb und wurde erst 1916, 27 Jahre nach der Fertigstellung des ersten Abschnitts, bis nach Elizondo weiter ausgebaut. Die Strecke folgte dem Grenzfluss Bidasoa aufwärts und überquerte südlich von Bera (Vera) de Bidasoa die Grenze zwischen dem Baskenland und Navarra (Ferrocarril del Bidasoa). Der Radweg beginnt fast auf Meereshöhe in Behovia/Behobia, einem Ortsteil von Irun, und erreicht nach 36 Kilometern im Ort Doneztebe/Santesteban eine Höhe von 125 m ü.NN. Eine durchgängige Beschilderung gibt es nur im ersten Abschnitt (6 km) zwischen Behobia und Endarlaza auf dem Gebiet von Gipuzkoa (Baskenland). Das Kapital dieses Radwegs ist die bemerkenswerte Fluss- und Berglandschaft mit ihrer üppigen Vegetation. Die Strecke verläuft zwar meist abseits des Autoverkehrs, der auf der neu ausgebauten Nationalstraße zwischen der Küste und Pamplona vorbeirauscht. Im unteren Wegabschnitt vor der Autobahn hat im Vergleich zum Jahr 2010 der Lastwagenverkehr stark zugenommen und damit leider auch die Lärmbelästigung.
Nur etwa 12 Kilometer von der französischen Grenze bei Hendaye entfernt, beginnt ein Radweg auf einer alten Schmalspurstrecke, die das Eisenerz aus den Minen von Arditurri zur Verladung an die Küste bei Lezo/Errentería transportierte. Der Radweg ist nur 11 Kilometer lang, der erste Abschnitt von rund drei Kilometern verläuft nicht auf der Bahntrasse. Der Radweg ist mit unterschiedlichen Wegweisern ohne Entfernungsangaben beschildert und im ganzen Verlauf asphaltiert. Die Vía Verde folgt zunächst dem Flusstal des Río Oiartzun aufwärts. Später, kurz nach Ergoien, etwa bei Kilometer 9, folgt der Radweg dem Lauf des Río Arditurri bis zu den alten Minenanlagen. Sieben beleuchtete Tunnel sind in den Radweg einbezogen, darunter ein Tunnel der benachbarten Bahnlinie von Artikutza. Die Minenanlagen können besichtigt werden (Öffnungszeiten erfragen!).
Der Radweg im bergigen Hinterland zwischen San Sebastián und Vitoria-Gasteiz auf der Trasse einer alten Schmalspurbahn, führt von Legazpi über Zumarraga nach Cestona/Zestoa. Auf 28,5 km stets talabwärts entlang des Flusses Urola geht es aus dem Bergland Richtung Küste, über 13 große Brücken und durch 21 Tunnel. Noch fehlt das letzte Stück des Radwegs von etwa 9 km nach Zumaia an der Mündung des Urola. Einige Abschnitte des Weges außerhalb der Tunnel sind nicht asphaltiert. Die Fahrt, vor allem im oberen, gebirgigen Tal des Río Urola, ist auch wegen der vielen Brücken und Tunnel ein Erlebnis. Der Radweg passiert in seinem Verlauf den Ort Loyola mit dem Jesuitenkolleg.
Die Vía Verde de los Vascongados ist ein Radweg auf der ehemaligen Bahnstrecke Zumarraga - Maltzaga und ist zwischen Antzuola und Placencia de las Armas/Soraluze befahrbar. Allerdings ist nur der Abschnitt von Mekolalde nach Placencia de las Armas/Soraluze (4,5 km) ausgebaut und asphaltiert. Dieser Abschnitt verläuft in der Nähe des Rio Deba. Der Abschnitt von Antzuola nach Mekolalde (etwa 9 km) ist nicht asphaltiert. Besonders im Anfangsteil ist der Weg schottrig und schmal, Wegweiser findet man nur auf den letzten 4 km. Dies sollte den Radler jedoch nicht abschrecken, denn diese Vía Verde vermittelt dem Radler oder Wanderer herrliche Ausblicke in die Landschaft des Deba/Deva-Tals. Die Strecke ist auch vom Pass von Arlaban aus auf der V.V. del F.C. Vasco-Navarro (Zadorra) zu erreichen, allerdings nur mit einer Teilstrecke auf der Landstraße. In Gegenrichtung ist die Bahnstrecke von Antzuola nach Zumarraga nicht befahrbar.
Von den Bahntrassenradwegen in Navarra und Guipuzcoa ist die Via Verde del Plazaola sicherlich der eindrucksvollste, nicht nur wegen einer Länge von 75,1 Kilometern. Eine Höhendifferenz von 590 m und die steile Gebirgslandschaft erforderten den Bau von 67 Tunneln, darunter der 2630 m 7 km lange Tunnel von Uitzi. Seit 2024 beginnt die Vía Verde del Plazaola in Pamplona. Wir haben die Gesamtstrecke in zwei Abschnitte aufgeteilt: Die beiden älteren Abschnitte von Lekunberri nach Plazaola (Navarra) und von Plazaola nach Andoain (Guipuzcoa) sind weitgehend unverändert geblieben. Der ehemals 3. Abschnitt wurde in den ersten Abschnitt (Pamplona - Lekunberri) integriert.
Der erste Teil der Strecke (35,5 km) führt von der Großstadt und Hauptstadt Navarras in die Berge des Flusses Larraún. Einige wenige Tunnel sind noch befahrbar und in die Vía Verde integriert, die Zerstörung der Bahntrasse durch Straßenbau und eingestürzte Tunnel haben Umfahrungen erforderlich gemacht, unter denen der Radweg leidet. Schön hingegen ist der ehemals 3. Abschnitt am Larraún.
Der zweite Teil des Radwegs (39,6 km) ist geprägt von der Hochgebirgslandschaft, zahllosen Tunneln und dem Fluss Leitzarán. Nur 5 km vom Startpunkt am Bahnhof Lekunberri erreicht man den Tunnel von Uitzi, den längsten Fahrradtunnel Europas, (2630 m). Er wurde für Fahrradfahrer und Wanderer ausgebaut und mit einer Beleuchtung versehen. Nach einer eindrucksvollen Fahrt endet der Radweg in der Stadt Andoain im Tal des Río Oria.
Radweg | Beschreibung | Länge | GPX |
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35,5 km Gesamtstrecke 75,1 km | ViaVerde Plazaola 2024.gpx | ||
39,6 km | PlazaolaGesamt.gpx | ||
2,2 km | Piquillo.gpx | ||
32,6 km | VitoriaMondragon2024.gpx | ||
40,9 km | Bidasoa(Neu2024.gpx | ||
19,4 km | Laminoria.gpx | ||
46 km | VascoNavarro2.gpx | ||
13,7 km | Vascongados.gpx | ||
33,2 km | Hierro2019 Gesamtstrecke.gpx | ||
11 km | Arditurri2.gpx | ||
35,3 km +9,5 km im Ausbau | Urola2019Update.gpx | ||
V.V. del F.C. Vasco-Navarro (Zadorra) - Stausee Ullíbarri-Gamboa | Länge variabel | Ullibarri-Gamboa-Landa.gpx |
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Seite zuletzt geändert am 15.11.2024