Pista Ciclabile Asiago - Campiello: Von Asiago nach Campiello und Piovene Rocchette
Die Hochebene der Sieben Gemeinden (Sette Comuni) mit dem Hauptort Asiago war das Siedlungsgebiet der Zimbern, die sich über Jahrhunderte eine eigene Kultur und Sprache erhalten hatten. Heute gibt es aufgrund der wechselhaften Geschichte dieser Region, deren Städte im Dolomitenkrieg weitgehend zerstört wurden, nur noch wenige Gebiete in denen Zimbrisch gesprochen wird.
Der Radweg auf der Bahntrasse zwischen Asiago und Campiello (13 km) bietet einige Besonderheiten. Die stillgelegte Bahnstrecke verband Asiago mit Piovene Rocchette. Wegen der Höhendifferenz kam zwischen Cogollo und Campiello nur eine Zahnradunterstützung in Frage. Dieses steile Teilstück der ehemaligen Bahnstrecke ist leider nicht ausgebaut, aber dennoch teilweise befahrbar oder begehbar. Zwischen Cogollo und Piovene Rocchette musste die Bahn den Astico Fluss überqueren, ein mächtiges Stahlviadukt überspannte die Schlucht. Dieses Meisterwerk der Ingenieurskunst wurde leider zerstört, der nachfolgende Tunnel gesperrt. Dem Radler bleibt zum Glück die Strecke Asiago - Campiello, eine abwechslungsreiche Strecke mit zwei Tunneln in der eigenwilligen Landschaft in rund 1000 m über dem Meer.
Der Radweg, genannt "La Strada del Vecchio Trenino", beginnt am alten Bahnhof in Asiago in 1002 m über dem Meeresspiegel. Die Strecke ist gut beschildert und mit Informationstafeln ausgestattet. Die Entfernungen zu den nächsten Punkten ist jeweils angegeben. Die Oberflächenqualität schwankt stark, ein stabiles Fahrrad ist empfehlenswert. Der ausgebaute Teil des Radwegs hat keine nennenswerten Steigungen und ist für alle Radler geeignet. Die Strecke führt an den Bahnhöfen Canove, Cesuna und Tresché Conca vorbei und endet unspektakulär am alten Bahnhofshäuschen von Campiello, gut 9 km von Rocchette entfernt. Hier beginnt die steile Abfahrt des ehemaligen Zahnstangenabschnitts nach Cogollo, heute ein Waldweg, der wohl auch begehbar/befahrbar ist (Näheres demnächst hier). Am Endpunkt des Radwegs an der Provinzstraße befinden sich eine Trattoria und eine Bushaltestelle.
Im ehemaligen Bahnhofsgebäude in Canove befindet sich ein Kriegsmuseum (1. Weltkirieg, Kriegsereignisse auf der Hochebene von Asiago). Neben dem Museum steht eine Lokomotive mit Adhäsions- und Zahnradantrieb, die allerdings nur in Sizilien in Betrieb war.
Wer nach Piovene Rocchette hinunterfährt (Straße), kann dort den Bahntrassenradweg nach Arsiero weiterfahren.
Im Jahre 1882 plante der Wollfabrikant Alessandro Rossi den Bau einer Bahnstrecke (Dampfbetrieb), die den Höhenunterschied zwischen der Gemeinde Piovene Rocchette im Tal des Astico Flusses (ca. 280m ü.NN.) und der Hochebene von Asiago (ca. 1000 m ü.NN) überwinden sollte. Der Vorschlag einer Strecke mit Adhäsionsbetrieb wurde verworfen, da die Höhendifferenz von ca. 700 m auf knapp der Hälfte der Gesamtstrecke von gut 21 km bewältigt werden musste. So kam zwischen Cogollo und Campiello nur eine Zahnradunterstützung in Frage.
Die Bauarbeiten der Schmalspurstrecke begannen 1907, im Jahre 1910 ging die Strecke offiziell in Betrieb (zunächst Personenverkehr). Alessandro Rossi konnte dieses Ereignis nicht mehr erleben. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm wie fast überall in Westeuropa das Auto die Herrschaft, und der Eisenbahnverkehr stagnierte. Ende Juli 1958 wurde zuletzt der Betrieb auf der Strecke eingestellt, 1977 begann der Schienenabbau.
Der Radweg auf der stillgelegten Trasse von Campiello nach Asiago wurde 2008 gebaut. Die beiden Eisenbahntunnel der Strecke sind beleuchtet und befahrbar.
Ausgangspunkt unserer Fahrt ist der alte Bahnhof von Asiago. Hier findet man ggf. auch einen Parkplatz für den PKW.
Das im Krieg stark beschädigte Gebäude wurde renoviert und beherbergt heute ein Informationszentrum. Direkt hier geht es los!
Die Beschilderung der Strecke enthält jeweils die Entfernungen zur nächsten Station, eine Übersichtskarte und den Zielpunkt. Hier gibt es mehrsprachige Informationen zur Bahnstrecke und zum Radweg.
Geschichte und Bedeutung der Bahnlinie sowie ein Höhenprofil der ungewöhnlichen Strecke kann man sich ansehen, auch Bänke zum Ausruhen sind vorhanden: gut gemacht!
Auf der asphaltierten Piste geht es Stadt auswärts. Vorbei an der Käserei (Spezialitäten der Region Altopiano di Asiago) führt die Strecke in einem kurzen Anstieg wieder auf die alte Bahntrasse.
Leicht aufwärts und durch einen tiefen Einschnitt geht es Richtung Canove di Roana.
In dieser Höhe von rund 1000 m ü. NN sind Anfang Mai die Bäume noch kahl, aber auf den Wiesen zeigen sich schon die ersten Blumen.
Einfahrt zum Bahnhof Canove. Eine "ortsfremde" Dampflok steht vor dem alten Gebäude unter freiem Himmel. Das Bahnhofsgebäude wurde zum Kriegsmuseum umfunktioniert.
Die Jahreszahl 1921 steht auf dem Schild an der restaurierten Lokomoive. Auf dem Gelände vor dem Museum hat man Kriegsgerät aus dem Ersten Weltkrieg ausgestellt.
Es geht nun leicht bergab aus dem Ort heraus. Ein paar Straßen kreuzen den Radweg, der einmal asphaltiert, dann wieder ein Feldweg ist.
An einer Schutzhütte vorbei erreicht man den Waldrand.
Sehr ordentliche Beschilderung! Über eine kleine Brücke, dann durch befestigte Einschnitte geht es leicht aufwärts.
Rastplatz Boscon
Weiter durch die einsame Waldlandschaft, dann taucht ein Häuschen auf.
Ehemaliges Casello No. 7 , leer und verlassen. Am Ortsrand von Cesuna beginnt der Asphalt. Ein Eisenbahnfan hat ein paar Relikte gesammelt, wie z.B. diese alte Stellvorrichtung.
Die 7 Kommunen werben für ihre Region. Auf dem Platz blühen die Bäume.
Im Ort ist die Bahntrasse überbaut. Unvermittelt zweigt der Radweg nach rechts ab. Dann steht man vor dem ersten Tunnel: Cesuna, 364 m lang, Ostportal.
Die Beleuchtung funktioniert! Licht am Ende des Tunnels!
Das Westportal des Tunnels ist nur grob aus dem Fels gehauen. Gleich hinter dem Tunnel erreicht man einen Rastplatz mit Infotafeln.
Alessandro Rossi, ein Industrieller und Politiker(!) kam 1882 auf die Idee zu dieser für damalige Verhältnisse unglaublichen Bahnstrecke. Der Radweg führt weiter bergauf zum Scheitelpunkt bei Treschè Conca.
Eine lange Gerade, dann taucht ein weiteres Häuschen auf (Casello No. 6).
Jenseits der Kreuzung wartet der 2. Tunnel, 186 m lang. Das Ostportal des Tunnels von Treschè Conca - und das Ende des Tunnels ist schon in Sichtweite.
Vorsicht! Keine Beleuchtung. Blick zurück auf das Westportal des Tunnels.
Bei der Einfahrt nach Tresché Conca ist die Beschilderung etwas unübersichtlich. Der Bahnhof liegt etwas abseits der Fahrradstrecke.
Der Radweg führt am östlichen Ortsrand vorbei (Via Pozette).
Dann endet die Asphaltstrecke. Ein weiteres Casello wird privat genutzt.
Es geht nun merklich bergab. Das Bahnhofsgelände von Campiello taucht auf, es geht an alten Wasserbecken vorbei.
Links das Bahnhofsgebäude und rechts der Straße die Trattoria ai Granatieri. Das alte Bahnhofshäuschen wurde schön restauriert und wird privat genutzt.
Die offizielle Strecke endet hier (Blick zurück). Aber der Waldweg auf der Trasse führt weiter talwärts.
Vorbei am Friedhof von Campiello, der an die Gefallenen längst vergangener Kriegszeiten erinnert. Die Strecke wird steiler und sehr holprig, mit Steinen und Schotter. Ein verfalles Häuschen steht am Streckenrand.
Am Ende der steilen und holprigen Strecke erreicht man die Provinzstraße.
Jenseits der Straße führt die Trasse weiter steil abwärts durch den Wald. Wir beenden hier (vorerst) unsere Fahrt auf der Strada del Trenino...
...und fahren zurück auf die Hochebene, mit den blühenden Wiesen und den Bergen am Horizont.
© Copyright Karl und Alexander Schlemmer 2005-2024
Datenschutzerklärung - Impressum - Systeminfo
Seite zuletzt geändert am 11.06.2020