Andalusien ist mit etwa 8,5 Millionen Einwohnern die bevölkerungsreichste und mit etwa 87.000 km² die flächenmäßig zweitgrößte autonome Region Spaniens. Nur die Region Kastilien-León ist flächenmäßig größer,hat aber nur ca. 1/4 der Einwohner /km². In Andalusien gibt es nach offiziellen Angaben 27 Vias Verdes (2020), aber zieht man die nicht ausgebauten Wege ab, die kaum mit einem mormalen Fahrrad befahrbar und nicht beschildert sind, also nur aus der von den Gleisen befreiten Bahntrasse bestehen, so bleiben noch etwa 12 Vías Verdes übrig. Diese Radwege unterscheiden sich erheblich, denn manche Strecken sind nur weinige Kilometer lang (10 Vias Verdes unter 10 km). Der längste Bahntrassenradweg Andalusiens ist die Vía Verde del Aceite (Olivenölradweg) mit offiziell 128 km. Aufgrund der mangelhaften Pflege wird von der Befahrunmg der knapp 50 km langen Vía Verde del Litoral (Ayamonte - Gibraleón) offiziell abgeraten (Stand 2020).
Wir beschränken uns deshalb auf die längeren und landschaftlich schönen Strecken, insgesamt 12 Radwege mit einer Gesamtstrecke von rund 457 Kilometern. Der Ausbau- und Pflegezustand der Radweg, meist abhängig vom Verlauf in verschieden Provinzen. Viele der neueren Abschnitte verfügen ganz oder halbseitig über eine Fahrbahn aus rauhem Asphalt-Splitt-Belag, oder über eine wassergebundene Oberfläche aus verfestigter Erde und Spltt/Kies. Einige Abschnitte sind sehr naturbelassen und man muss mit Schotter und Schlaglöchern rechnen. Eine komplette Asphaltdecke findet man eher selten. Die Geschwindigkeit ist durch die Beschilderung meist begrenzt (10-20 kmh), aber besonders auf den gut ausgebauten und mehr frequentierten Abschnitten hält sich kaum jemand an diese Vorschriften. Häufiger findet man Hindernisse wie Pfosten oder deren Reste auf der Fahrbahn, eine aufmerksame und vorausschauende Fahrweise ist angesagt. Funktionierende Bremsen und eine ordentliche Beleuchtung sollten selbstverständlich sein, schon aus Gründen der eigenen Sicherheit. In Spanien gilt außerhalb geschlossener Ortschaften eine Helmpflicht. Man muss immer damit rechnen, dass die Beleuchtung in den Tunneln defekt oder zerstört ist, an einigen neu gebauten Vias Verdes waren die Solaranlagen oder deren Teile bereits nach wenigen Wochen verschwunden. Auf einigen Vias Verdes gibt es Abschnitte, die auch vom motorisierten Verkehr benutzt werden dürfen (Anwohner, Landwirtschaft usw.), aber auch "Falschfahrer", die Streckenabschnitte als Abkürzung benutzen, können plötzlich in Tunneln auftauchen!
Andalusien ist eine Region voller landschaftlicher Gegensätze, sie reicht von den Ebenen des Rio Tinto bis zu den 3400 m hohen Gipfeln der Sierra Nevada und zu den Ebenen der Mancha. Genau so gegensätzlich sind auch die Bahntrassenradwege, die diese Gebiete durchziehen. Die Radwege in den gebirgigen Regionen begeistern durch eine Vielzahl von Tunneln und Viadukten, wie sie für deutsche Verhältnisse kaum vorstellbar sind.
Da es in den Höhen Andalusiens trotz der südlichen Lage in den Übergangszeiten noch empfindlich kalt werden kann, ist entsprechende Kleidung absolut notwendig. Die Wetterlage kann sich in den Bergen schnell ändern, und heftige Winde können die Fahrzeit erheblich beeinflussen. Da einige Gebiete nur dünn besiedelt sind und die ehemaligen Bahnstrecken oft weit außerhalb der Ortschaften vorbeiführten, sollte man immer genügend Verpflegung dabei haben, und besonders im Sommer auch genügend Wasser. Unbedingt erforderlich ist Werkzeug, Flickzeug,Luftpumpe und Ersatzschlauch, wenn man nicht im Ernstfall kilometerlange Strecken schiebend zurücklegen will - auch wenn das Mobilfunknetz in Sapnien gut ausgebaut ist.
Ein wichtiger Punkt sind die Verkehrsverbindungen für Anreise und Rückfahrt. Während die kurzen Bahntrassenradwege nur regionale Bedeutunghaben oder für Eisenbahnbegeisterte interessant sind, haben die langen Vías Verdes - manchmal auch als Caminos Naturales bezeichnet - überregionale Bedeutung für mehrtägige Touren. Übernachtungsmöglichkeiten sollte man unbedingt vorher abklären. Besonders in den Ferienzeiten oder bei den häufigen lokalen Festtagen sind die Gaststätten und Hotels schnell ausgebucht! Auch an den andalusischen Vias Verdes gibt es einige ausgebaute alte Bahnhöfe, die eine begrenzte Zahl an Übernachtungsmöglichkeiten anbieten.
Generell gilt für ganz Spanien: Zugverbindungen,die Fahrräder im gleichen Zug mitnehmen, sind selten. Manche Züge nehmen nur eine begrenzte Zahl an Fahrrädern mit, manchmal nur nach Voranmeldung. In städtischer Umgebung werden Fahrräder in den Cercanias (S-Bahnen), Straßenbahnen oder U-Bahnen befördert . Die Buslinien befördern oft auch Fahrräder, manchmal aber nur in Hüllen verpackt.
Da die einzelnen Vías Verdes weit von einander entfernt sein können, ist man leider oft auf das Auto angewiesen, wenn man nicht einzelne Streckenabschnitte zu einer größeren Tour verbinden kann. Parkmöglichkeinen findet man meist an den alten Bahnhöfen oder in den nahegelegen Ortschaften. Ob man sein Auto an ganz einsam gelegenen Orten abstellen will, muss jeder selbst entscheiden.
Die Vias Verdes in Andalusien:
Eine der ersten Vías Verdes in Spanien. Dieser Radweg zeichnet sich durch eine Vielzahl von Tunneln aus. Er führt durch eine einsame Gebirgslandschaft und ist oft viele Kilometer von der nächsten Autostraße entfernt. Die Länge der Strecke von Olvera nach Puerto Serrano beträgt etwa 36 Kilometer bei einem Höhenunterschied von 300 m. Drei Bahnhöfe sind bewirtschaftet.
Der „Olivenölradweg“ von Jaén bis zur Stadt Puente Genil, fasst neuerdings alle ausgebauten Teile der ehemaligen Bahnstrecke zusammen und ist mit 119 + 6 Kilometern Länge einer der längsten Vias Verdes in Spanien. Fast vollständig auf der ehemaligen Bahnlinie führt dieser Radweg durch eine Landschaft mit hunderttausenden von Olivenbäumen. Merkmal dieses Weges sind die grandiosen Metallviadukte der französischen Schmiede Dayde und Pillé über die schroffen Flusstäler, die die Bahnlinie überbrücken musste. Auf dem Gebiet der Provinz Cordoba verläuft der Radweg durch das Naturschutzgebiet der Sierra Subbética, daher der frühere Name Vía Verde de la Subbética, der manchmal noch auf den Wegweisern zu finden ist. Der letzte und jüngste Teil des Radweg zwischendem Ort Navas del Sepillar und der Einmündung in die Bahnstrecke nach Linares bei Campo Real ist 8 km lang. Die Anbindung in die Stadt Puente Genil (6 km) erfolgt über Nebenstraßen und Feldwege.
Dieser kurze Bahntrassen-Radweg verbindet die Via Verde del Aceite vom ehemaligen Bahnhof Luque aus mit der Stadt Baena: Man kann diese Vía Verde auch als Abschnitt der Via Verde del Aceite betrachten
Ein kurzer Radweg in einer eher vom Tourismus vergessenen Provinz, nur 6 Kilometer lang (vom Bahnhof Linares-Baeza aus 9 km) und 170 m Höhenunterschied, aber mit einem weiten Ausblick über die Landschaft Andalusiens. Im Jahre 2016 war dieser Weg leider in schlechtem Zustand, besonders der Anschluss zum Viadukt “Los Barros” über den Rio Guadalimar. Er dient auch als Anschluss an die Vía Verde del Guadalimar, oder als Anfahrt zum aktiven Bahnhof Linares-Baeza.
Die nie fertiggestellte Bahnstrecke Baeza - Utiel ist die Basis für mehrere neuere Vías Verdes (V.V. del Guadalimar,V.V. de Segura und V.V.de de la Sierra de Alcaraz). Von der Industriestadt Linares über Baeza und Albacete(La Mancha) nach Utiel (Valencia) sollte diese Strecke einmal führen. Sie hatte eine geplante Länge von 371 Kilometern, unzählige Brücken und Viadukte sowie 137 Tunnel.
Unweit des Bahnhofs Linares-Baeza, am Viadukt “Los Barros” beginnt die Via Verde del Guadalimar. Auf der nie fertigestellten Bahnstrecke Baeza-Utiel zunächst am Fluss entlang, dann hinauf in die Berge und durch das Land der unzähligen Olivenbäume führt der Weg. Viadukte, Tunnel und Ausblicke über die Landschaft Andalusiens hat die Strecke zu bieten, die bisher nur gut 15 Kilometer beträgt. Ein Weiterbau auf der Trasse Richtung Baeza und Úbeda und vielleicht auch der Anschluss an die Vía Verde de Segura (auf der gleichen Bahntrasse) ist noch nicht absehbar. Sollte das Projekt in die Tat umgesetzt werden, wäre eine Fahrt bis nach Albacete (Via Verde de la Sierra de Alcaraz) und weiter auf der mehr als 300 km langen unvollendeten Bahnstrecke möglich.
Etwa 2,5 km östlich des kleinen Ortes Arroyo del Ojanco und etwa 100 km vom Endes der Via Verde del Guadalimar entfernt beginnt die Via Verde de Segura. Auf der Bahntrasse der Strecke Baeza-Utiel fürt der Radweg durch die Berge der Region, die teils als Nationalpark ausgewiesen sind. Die Grenze zwischen Andalusien und der Region La Mancha wird überquert, der Radweg setzt sich inzwischen bis nach Reolid fort. Nur noch zwei kurze Abschnitte von 6,1 und 1,4 km im Umfeld des Ortes Alcaraz fehlen noch für die Verbindung der Vía Verde de la Sierra de Alcaraz (La Mancha) mit der Vía Verde de Segura.
Eine alte Minenbahn durch die Sierra Norte etwa 90 km von Sevilla entfernt führt zu den alten Minen des "Eisenhügels" (Cerro del Hierro). 18 km lang ist die asphaltierte Strecke, auf der mann mühelos durch die felsige Landschaft zu den Überresten der ehemaligen Tagebauanlage radeln kann. Ein optionaler Rundweg zu Fuß durch die bizarre Landschaft vervollständigt diesen Ausflug in die Geschichte der Region.
Von den 91 Kilometern der Via Verde de Campiña haben wir bisher nur die Hälfte befahren. Die Route führt von Cordoba am Río Guadalquivir über die Hügellandschaft der Campiña über Ecija nach Marchena. Die Region, die zu den heißesten Landschaften Spaniens zählt, werden hauptsächlich Getreide und Oliven angebaut. Die recht eintönige und vernachlässigte Vía Verde verfügt über keinerlei touristische Infrastruktur am Radweg, Verpflegung findet man in den abseits liegenden Ortschaften. Über den Zustand deszweiten Abschnitts zwischen der Stadt Ecija und Marchena können wir noch keine Aussage machen.
Diese Vía Verde liegt in der Provinz Huelva, ganz im Südwesten Spaniens, wo der Río Guadiana die Grenze zu Portugal bildet. Der nächst größere Ort ist El Granado . Auf der Trasse einer alten Minenbahn führt der Radweg vom ehemaligen Hafenort Puerto de La Laja in das Bergland der Provinz Andévalo. Die Strecke endet an den verlassenen Minen in einer kleinen Ansiedlung "Poblado Minero La Isabel". In der einsamen Berglandschaft passiert man keine Ortschaften, es gibt keine Verpflegungsmöglichkeit am Radweg. Im Sommer steigen die Temperaturen oft auf über 40 Grad, was man bei Touren in der Region bedenken sollte. Unvergleichlich sind die Ausblicke am Anfang des Radwegs auf den Fluss Guadiana und, wie man sagt, die ohrenbetäubende Stille der Landschaft.
Auf den verlassenen Trassen der alten Transportwege des Erzes sind die Vías Verdes der Region Huelva entstanden. Dieser Radweg trägt den Namen Via Verde de Los Molinos del Agua und führt über 34,9 km von von San Juan del Puerto nach Valverde del Camino, wo er sich als (noch nicht ausgebaute Strecke) als Vía Verde de Ríotinto weitere 35 km fortsetzt. Den Namen Molinos del Agua erhielt der Radweg, weil er durch das Tal des Baches Arroyo Renegoso führt, der einst die Turbinen mehrerer aufeinander folgender Getreidemühlen antrieb. Der Radweg nutzt in seinem gesamten Verlauf die alte Bahntrasse, so dass keine heftigen Steigungen zu befürchten sind. Verpflegung findet man in den Ortschaften an der Strecke. Die Fahrt durch die flache Hügellandschaft des Andévalo in die Region der Minen des Río Tinto verschafft eine Einblick in eine wenig touristische Region Spaniens. Der Radweg selbst könnte ein "Update" gebrauchen, einige Abschnitte der Fahrbahn sind in schlechtem Zustand.
Der stillgelegte Abschnitt der Bahnstrecke von Murcia und Lorca nach Guadix (Granada) ist die Basis für einen Radweg nördlich der Sierra Nevada. Ausgebaut sind inzwischen die Abschnitte von Baúl über Baza nach Olula del Río (79 km) und im Jahr 2024 auch der Abschnitt nach Arboleas. Somit sind rund100 km auf der Bahntrasse befahrbar. Der zwischen Huercal-Overa und Almendicos liegende Abschnitt von ca. 11 km ist durch den Autobahnbau unterbrochen worden. es fehlt eine Brücke oder Steg ( Pasarela). Planungen für die Umsetzung sollen bereits in Arbeit sein.
Die Via Verde del Valle del Almanzora gehört damit zu den langen Radwegen Andalusiens und durchquert in einer Höhe von über 1000 m über dem Meer das Vorland der höchsten Berge Spaniens und führt hinab ins Tal des Flusses Almanzora in Richtung auf die Mittelmeerküste. Nach der Fertigstellung des fehlenden Abschnitts kann man mit dem Nahverkehrszug der Linie C2 die Hafenstadt Águilas an der Costa Cálida (Murcia) erreichen.
Die Via Verde del Valle del Almanzora Huercal-Overa - Almendricos ist die Fortsetzung der Via Verde del Valle del Almanzora Baúl - Arboleas. Die Bahnstrecke von Guadix endete natürlich nicht in Arboleas. Nur 11 km Ausbau fehlen, verursacht durch den Ausbau der Autobahn Autovía del Almanzora A-334. Aber von Huércal-Overa kann man auf der Trasse bereits seit einigen Jahren fahren. Etwa 20 km fährt man durch eine dünn besiedelte Landschaft von wüstenähnlichem Charakter, die einst durch Bewässerung landwirtschaftlich genutzt wurde. die Erzabbaugebiete der Sierra de Enmedia und Sierra de Filabres waren das Ziel einer Bahnstrecke, die zu den Verladestationen an der Küste bei Aguilas führte. Wie viele dieser primär industriellen Bahnstrecken in Spanien, war auch diese vornehmlich von den Interessen der Engländer geprägt. Eines der eklatanten Beispiele der Zerstörung ganzer Landstriche durch den Erzabbau ist an den Minen von Río Tinto, Huelva V. V. Molinos del Agua zu erfahren. Von Almendicos an die Küste von Aguilas fahren heute die Züge der Cercanias Murcia- Lorca - Aguilas (2024 im Bau.)
Radweg | Beschreibung | Länge | GPX |
---|---|---|---|
106 km | ViaVerde Alcaraz und Segura2022.gpx | ||
18 km | NorteSevilla.gpx | ||
15,2 km | Guadalimar.gpx | ||
119 + 6 km | Aceite gesamt.gpx | ||
64 km + 6 km | Subbetica.gpx | ||
16,7 km | GuadianaMinas.gpx | ||
7 km | BaenaVia.gpx | ||
44,6 km | Campina.gpx | ||
6km / 9 km | Linares.gpx | ||
27,1 km | ViaVerde Alcaraz und Segura2022.gpx | ||
36 km | Olvera-Serrano.gpx | ||
34,9 km | Molinos.gpx | ||
101 km | Baúl -Baza - Olula del Rio - Arboleas gesamt.gpx | ||
Via Verde del Valle del Almanzora - Huercal Overa - Almendricos | 20,4 km | HuercalOveraNeu.gpx |
© Copyright Karl und Alexander Schlemmer 2005-2024
Datenschutzerklärung - Impressum - Systeminfo
Seite zuletzt geändert am 06.08.2024