Von Salamanca nach Alba de Tormes Ausbaus des Radwegs auf der Bahnstrecke Plasencia - Astorga
Salamanca (145.000 Einwohner) am Río Tormes, Provinzhauptstadt in der autonomen spanischen Region Kastilien-León, ist der Ausgangspunkt eines Radwegs auf einer längst stillgelegten Bahnstrecke. Viel weiter in die Vergangenheit, nämlich in die Zeit der Römer, reicht der alte Handels- und Pilgerweg, der als gepflasterter Weg über hunderte von Kilometern die Städte Sevilla - Merida - Salamanca und Astorga verband. Die spätere Bezeichnung "Vía (oder Ruta) de la Plata" (Silberweg) leitet sich wahrscheinlich von der arabischen Bezeichnung des Weges ab und nicht vom Silbertransport. Die alte Bahnlinie, die in ihrem Verlauf von Plasencia nach Astorga dieser alten Straße folgte, wurde zwischen Carbajosa de la Sagrada, am Rande der Stadt Salamanca und der Gemeinde Alba de Tormes (3.500 Einwohner) zu einem 20 km langen Radweg ausgebaut. Die Stadt Salamanca ist berühmt für ihre Universität, und der historische Stadtkern mit den beiden Kathedralen, dem Muschelhaus und dem alten Universitätsgebäude gehören zum UNESCO-Weltkulturerbe. Schon deshalb bietet sich die Stadt als Ausgangspunkt für eine Fahrt auf der Vía Verde de la Plata oder auch Camino Natural Vía de la Plata an.
Die Strecke (20,2 /26 km): Der Radweg beginnt leider nicht direkt in Salamanca - obwohl die stillgelegte Bahnschleife nahe dem Fluss Tormes von der aktive Strecke abzweigt - sondern im etwa 2,5 km entfernten Industriegebiet vor Carbajosa de la Sagrada. Die Fahrbahn ist nicht asphaltiert, sondern besteht meist aus verfestigtem Kies/Splitt. Man fährt auf der Trasse, zunächst bergauf durch die schier endlosen Getreidefelder bis zu den Bergen von Arapiles, dem Schauplatz der Schlacht von Salamanca (Batalla de los Arapiles, 1812). Zwei Kilometer weiter aufwärts beginnen die Weidegebiete der Dehesa Charra mit ihren typischen Eichenbäumen. Die Bahntrasse durchquert in felsigen Einschnitten die einsame Landschaft. Die Kuppe der Strecke liegt bei Kilometer 16,3 in 925 m ü.NN. Nun geht es hinab zum Fluss, die Weiden gehen in Getreidefelder über. Der Ausblick reicht weit über die Flussebene bis zu den Bergen am Horizont. Etwa bei Kilometer 18 der Gesamtstrecke passiert man den Abzweig zum Ort Terradillos, der nur 500 m links neben der Strecke liegt. Nun erkennt man im Flusstal auch schon den Ort Alba de Tormes mit seinem mächtigen Burgturm, dem Rest der Burg der Herzöge von Alba. Nach 23 km vom Ausgangspunkt des Radwegs - davon 20,2 km auf der Bahnstrecke - erreicht man die Ruinen des Bahnhofs von Alba. Die Entfernung auf der Straße in den Ort beträgt noch einmal 3 km. Alba de Tormes (5.200 Einwohner) war ein bedeutsamer Ort, vor allem im 16. Jahrhundert.
Casa Lis, Art Noveau Art Déco Museum Salamanca
Die Bahnlinie Ferrocarril Ruta de la Plata, die zwischen Sevilla und Gijón verkehrte, wurde 1896 in Betrieb genommen und im Abschnitt Plasencia - Astorga bereits 1985 für den Personenverkehr stillgelegt. Im Jahr 2013 wurden die Gleise entfernt, und in den folgenden Jahren begann abschnittsweise die Umwandlung in Radwege. Inzwischen sind auf der Trasse der 330 km langen Bahnstrecke 111 km Radweg entstanden, die nun noch "zusammenwachsen" müssen. Ein weiterer Abschnitt mit einer Länge von 56 km ist im Bau (Stand September2024).
Die Vía Verde Ruta de la Plata (Camino Natural), wie der Radweg offiziell heißt, verläuft in Nord-Süd Richtung und folgt in groben Zügen dem alten Pilgerweg nach Santiago de Compostella (Jakobsweg). Die Bezeichnung "Plata" hat aber nichts mit dem Transport von Silber zu tun. Sie stammt wahrscheinlich vom maurischen Begriff für Plaster, denn die Strecke war einst von Sevilla bis nach Astorga vollständig gepflastert (Wikipedia.) Alle Abschnitte der Vía Verde de la Plata verlaufen fast vollständig auf der alten Bahntrasse, mit Ausnahme der überbauten Abschnitte (z.B. in den Städten).
Wir starten an der großen Brücke über den Río Tormes - meist als Puente Romano bezeichnet. Der Fluss macht einen großen Bogen um das Gebirge herum, wir werden in Alba de Tormes wieder auf ihn treffen. Wegweiser zur Via Verde haben wir nicht entdeckt. Ein grüner Radweg führt am Flussufer entlang. Bereits nach knapp einem Kilometer in südwestlicher Richtung, an der Brücke Principe de Asturias (Kreisverkehr) muss man die Straße überqueren und der Straße Joaquin- Rodrigo folgen. Nach dem nächsten Kreisverkehr biegt man in die Calle Newton nach links ab und erreicht nach 350 m geradeaus den Beginn der Via Verde auf der Bahntrasse.
Zwanzig Kilometer auf der Trasse liegen vor uns.
Kerzengerade geht es durch die Ebene, ein altes Signal ist erhalten geblieben.
Unter der Brücke durch. Die Beschilderung der Strecke ist gut, Vorsicht an den Pfostensperren in Wegmitte (hier bei Carbajosa)
Es geht aufwärts durch den Einschnitt. Endlose Getreidefelder in der Hochebene.
Die Tafelberge der Arapiles tauchen am Horizont auf. Hier fand im Jahr 1812 die Schlacht bei Salamanca (La Batalla de los Arapiles) statt (Gedenkstein auf dem Arapil Grande).
Hier, an diesem Rastplatz, befand sich der Bahnhof Los Arapiles (Bahnkilometer km 152,7). Das Gebäude ist abgerissen, der Bahnsteig ist noch zu erkennen.
An der folgenden Straßenkreuzung liegen noch Schienenreste. Die Fahrt durch die Weidelandschaft der Dehesa beginnt.
Charcas: "Wassertümpel" in der ausgetrockneten Landschaft im September. Am Wegesrand versteckt: Überbleibsel der Bahnlinie.
Rastplatz La Dehesa Charra in der prallen Sonne. Selbst der Stier sucht den Schatten.
Durch die Felsen. Die Kuppe kommt näher, der Blick über die Landschaft tut sich auf.
Hinab ins Tal des Río Tormes.
Kilometer 16 des Radwegs. Eine Wasserstelle beim Ort Terradillos.
Hier war einmal etwas? Und noch ein tiefer Einschnitt
Sieht aus wie ein Haltepunkt. Brücke über die kleine Straße nach Alba de Tormes.
In der Felsenschlucht ein altes Signal. Weiter ins Tal, neue Geländer sichern den Trassenrand.
Blick auf Alba und den Fluss Tormes. Das vorläufige Ende des Ausbaus naht: Parkplatz beim Bahnhof Alba (Kilometer 20).
Alba de Tormes mit dem mächtigen Turm Torre del homenaje ("Bergfried").
Noch ein altes Signal an der Einfahrt in den Bahnhof. Die Gebäude sind nur noch Ruinen.
Seit 30 Jahren vergessen? Noch nicht ganz : Der Anschluss der Bahnstrecke Plasencia - Astorga von Alba de Tormes nach Navalmoral de Béjar mit einer Länge von 56,3 km ist im Bau (Stand April 2023). Nach der Fertigstellung dieses Abschnitts ist die Trasse von Salamanca nach Plasencia auf einer Länge von gut 140 km abseits des Autoverkehrs befahrbar.
Vom Bahnhof aus erreicht man die Stadt nach etwa 3 km auf der Straße. Inzwischen gibt es auch eine Zufahrt für Radler, die am Aussichtspunkt der Vía Verde abzweigt. Nicht nur der Bergfried lohnt einen Abstecher.
Den Blick vom Bergfried Torre del homenaje
Im September 2024 findet man am Bahnhof Alba ein einsames Szenario. Kein Schatten am Rastplatz, aber wenigsten freigeräumt und gemäht. Die Landschaft ist von der Trockenheit gezeichnet und die Bahntrasse teilweise zugewachsen.
Wir suchen den Weiterbau.
Auch der Bahnhof, halb zugemauert, schläft seinen Dornröschenschlaf (Blick zurück). Doch dann, nur ein kurzes Stück nach dem Bahnhof, erreicht man die ausgebaute Bahntrasse. Allerdings ist die Splittfahrbahn kein echtes Hindernis für die Natur, die bereits wieder die Trasse bewuchert.
Die Natur greift schon wieder nach der Fahrbahn.
Die Bahntrasse verläuft direkt neben der Landstraße. In Encinas de Arriba, am Bahnübergang, liegen noch Gleisreste, in Sieteiglesias versperrt ein Plasikband den Durchgang.
Ein hübsch gestalteter Platz in Sieteiglesias. Unbeschränkter Bahnübergang. Ojo al Tren! Das war einmal:
Wir warten bis zum nächsten Jahr und hoffen auf zügigen Fortschritt. Zurück in Alba entdecken wir noch die neue Zufahrt für Radler zur Via Verde. Wir genießen die Aussicht und fahren dann zurück nach Salamanca.
Río Tormes in Salamanca
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Seite zuletzt geändert am 15.11.2024