Von Burgos nach Cojóbar und Cascajares - Vía Verde del Ferrocarril Santander-Mediterráneo - Tramo Cojóbar
Der Abschnitt des Radwegs auf der stillgelegten Bahnstrecke des "Santander-Mediterráneo" von der Stadt Burgos aus in südlcher Richtung besteht aus zwei Teilen: Der erste Teil bis nach Cojóbar (14 km) ist seit 2013 ausgebaut, der zweite Teil bis Cascajares (36 km) erst seit 2018. Noch fehlen die 38 km bis zum Anschluss an den Radweg nach Soria bei Hontoria del Pinar.
Der Anfang des Radwegs in Burgos ist nicht weit von der Altstadt und dem Fluss Arlanzón entfernt. Vom Portal Arco de Sta. Maria flussabwärts (westlich) bis zur Brücke Puente de Castilia, links ab über den Fluss zum Kreisverker und geradeaus weiter ca. 300 m. Dort, in der Calle Dr. José Luis Santamaría befindet sich der alte Bahnhof (Antigua Estación de Ferrocarril de Burgos), der aufwändig renoviert wurde. Man überquert den breiten Bulevar del Ferrocarril am Zebrastreifen und folgt dem roten Radweg auf der Calle Doctor Luis Fournier, der in einem Bogen in südöstlicher Richtung stadtauswärts führt. Etwa 250 m weiter, am Kreisel in der Calle Alfareros, beginnt die Via Verde.
Der rote Radweg erreicht schnell den Stadtrand, unterquert den Zubringer BU-11 und die Autobahn A1 und führt in südöstlicher Richtung hinauf in das Hügelland auf ca. 930 m ü.NN. Schon nach 3,8 km endet der Asphalt. Auf einer holprigen Trasse (Stand 2018) geht es vorbei am ehemaligen Haltepunkt Cardeñadijo zum einzigen Tunnel dieses Abschnitts. Der Túnel de Los Barrancos (Túnel de Modúbar) ist 588,5 m lang und unbeleuchtet: Licht am Fahrrad ist erforderlich!
Im Bergland bei Paúles de Lara in 1000 m ü.NN.
In einer großen Schleife geht es hinab nach Modúbar und weiter nach Cojóbar. Dort endet der erste Abschnitt der Vía Verde nach 13 km.
Der neue Teil der Strecke, der im Jahr 2018 freigegeben wurde, erschließt weitere 36,9 km der ehemaligen Bahntrasse des "Santander-Mediterráneo". Die Landschaft am Westrand der Sierra da la Demanda ist nur dünn besiedelt. Die ehemalige Bahnstrecke verläuft abseits der großen Straßen, und die ehemaligen Haltepunkte und Bahnhöfe sind weit von den Ortschaften entfernt. Die Trasse folgt zunächst dem Río Ausín (Nebenfluss des Río Arlanzón) bis Revilla del Campo, dann dessen Quellfluss, dem Río Lara. Der Scheitelpunkt der Strecke liegt auf 1029 m ü.NN in der Nähe des Ortes Paúles de Lara (ca. 20 Einwohner). Von dort ab sind es rund 15 km bis zum Ausbauende in 930 m über dem Meeresniveau. Der kleine Fluss Río de San Martin begleitet den Radweg auf den letzten Kilometern. Am ehemaligen Haltepunkt (=Apeadero) Cascajares-Hortigüela, wo die Bahntrasse die Nationalstraße N-234 überquert, endet bisher der Ausbau (09/2018).
Ziel der Anstrengungen muss es sein, die Stadt Soria durch den Radweg auf der Trasse mit der Stadt Burgos zu verbinden. Noch fehlen etwa 38 Kilometer, aber der Weiterbau wird durch einige Kunstbauten (v.a.Brücken) erschwert und verteuert. Anlass zu Bedenken gibt die Ausführung der Fahrbahn, die wegen ihres losen Splittbelags wetteranfällig ist und dem Radler zusätzliche Kraft abverlangt. Der lose Splitt erfordert breitere Reifen, Rollstuhlfahrer und Rennradler haben hier wahrscheinlich Probleme. Bei dieser Art der Fahrbahngestaltung ist ständige Pflege notwendig, da sich sonst die Natur die Trasse in kurzer Zeit zurück erobert. Dennoch ist die Fahrt auf der alten Bahnstrecke ein Erlebnis, die karge Berglanschaft in einer Höhe von fast 1000 Metern ü.NN. hat ihren eigenen Reiz. Die verlassenen Gebäude, teils nur noch Ruinen, die zurückgelassenen Einrichtungen wie Signalanlagen und Wasserbehälter und die Brücken und Viadukte sind Zeugnisse einer vergangenen Epoche. Es versteht sich von selbst, dass man bei der bescheidenen Infrastruktur dieser dünn besiedelten Gegend für ausreichende Verpflegung und Übernachtungsmöglichkeiten sorgen muss. Auch in Zeiten der Mobiltelefone sollte man für kleine Notfälle und Pannen gerüstet sein. Respekt vor der fremden Landschaft in fast 1000 m ü.NN. und die entsprechenden Klima- und Wetterbesonderheiten (z.B.Gegenwind, Gewitter usw.) ist in jedem Fall angebracht!
Die Radler hoffen auf einen baldigen Weiterbau der fehlenden 38 km nach Hontoria del Pinar, sonst bleibt nur die evtl. risikoreiche Fahrt auf dem Randstreifen der Nationalstraße. Die Provinzhauptstadt Soria ist von hier noch 105 "Fahrradkilometer" entfernt.
Bahnhof und Rastplatz von Los Ausines
Eines der großen Projekte der spanischen Bahntrassenradwege (Vías Verdes) ist der Ausbau der strategisch bedeutsamen Bahnstrecke von Santander am Atlantik nach Valencia am Mittelmeer, genannt Ferrocarril Santander-Mediterráneo (V.V. FC. Santander-Mediterráneo).
Die Länge der nie fertiggestellten Bahnstrecke sollte einmal 732 km betragen. Bedeutsam für den Radwegebau ist der Abschnitt zwischen dem Südportal des inzwischen unpassierbaren Tunnel von Engaña (Bhf. Cidad-Dosante) nach Calatayud, entsprechend 365,76 km). Dort sollte der Santander-Mediterráneo auf die zentrale Bahnlinie von Aragon ("Linea Central de Aragón" - Madrid-Alicante) treffen. Von dort aus erreichte die Eisenbahnlinie die Stadt Teruel und weiter über Sagunt am Mittelmeer Valencia. - Die parallele Schmalspurstrecke von Teruel nach Puerto de Sagunto ist bereits als Vía Verde de Ojos Negros für die Radler ausgebaut. . Die Planung der Bahnlinie des Santander-Mediterráneo nahm ihren Anfang im Jahre 1879, der Ausbau begann aber erst im Jahre 1925. In 6 Abschnitten wurde die Strecke zwischen Calatayud und Cidad-Dosante zwischen 1927 und 1930 fertiggestellt. Letztlich fehlte nur noch ein kurzer Abschnitt auf der Nordseite der Spanischen Cordillere zwischen dem Nordportal des Tunnels von Engaña und dem Hafen von Santander.
Von 1930 bis zum Ende des Spanischen Bürgerkriegs ruhten die Arbeiten, und als im Jahr 1959 nur noch 63 km der allerdings komplizierten Strecke hinab zum Atlantik fehlten, wurden die Arbeiten wieder eingestellt. Von den 31 projektierten Tunneln dieses 63 km langen Abschnitts bis zum Nordportal des fast 7 km langen Túnel de la Engaña waren nur 6 Tunnel fertiggestellt, als das Ende für den Weiterbau kam.
Die Stilllegung des aktiven Teils der Bahnstrecke begann abschnittsweise schon ab 1966, es folgten Schließungen in den 1980er Jahren. Die endgültige Stilllegung erfolgte 1995, bis auf einige kurze Abschnitte, die aus strategisch-militärischen Gründen aktiv blieben. Der Abbau der Gleise begann im nördlichen Abschnitt der Provinz Burgos im Jahr 2003.
Seit einigen Jahren wird die Strecke abschnittsweise zum Radweg umgebaut. Im Jahr 2011 konnten wir schon einen knapp 7 km langen Abschnitt vom Südportal des Tunnels von Engaña bis zum Viadukt von Santelices befahren (Tramo de la Engaña, 6,8 km). Im Jahr 2018 waren weitere Abschnitte fertiggestellt. Ingesamt waren nun schon etwa 201 km der 366 km als Via Verde (oder auch als Camino Natural bezeichnet) befahrbar - einschließlich eines 34 KIlometer langen Abschnitts nördlich des Gebirgskamms am Rio Pas
Der alte Bahnhof Antigua Estación de Ferrocarril de Burgos - hier beginnt unsere Fahrt Richtung Süden.
Aber hier fanden wir noch keinen Hinweis auf die Vía Verde. Am Zebrastreifen über den Bulevar del Ferrocarril, dem roten Radweg auf der Calle Doctor Luis Fournier entlang in einem Bogen zum Kreisverkehr an der Calle Alfareros, dort beginnt der Radweg auf der Bahntrasse.
Die dichte Bebauung läßt die alte Bahntrasse nur noch erahnen, ein Viadukt führt die Radler unter der Autostraße hindurch.
Die Beschilderung ist mit den üblichen Graffitti verschmiert, teils völlig unleserlich, aber die früher übliche Beschilderung der Vías Verdes zeigt uns, dass wir hier richtig sind. Gerade erst (2017) wurden ca. 200.000 € für Verbesserungen an diesem Abschnitt investiert.
An der Brücke des Autobahnzubringers zweigt der nun grüne Radweg vom Fußgängerweg ab. Hier findet man auch die alte Kilometrierung der Bahntrasse des "Santander-Mediterráneo" .
Das Andreaskreuz eines unbeschränkten Bahnübergangs ist erhalten geblieben, hier liegen noch die Reste der Schienen. Die Asphaltdecke des Radwegs ist in die Jahre gekommen und hat reichlich Risse.
Nach etwa 4 KIlometern endet der Aspphalt. Verfestigter Sand und Kies bilden nun die Fahrbahn, teils bereits wieder in Auflösung.
Der erste Bahnhof (Haltepunkt) Cardeñadijo, 4,98 km vom Bahnhof Burgos entfernt, wurde restauriert und dient als Privathaus. Der Radweg führt an einem Rastplatz vorbei in das Bergland.
Die karge Landschaft wird teils noch für den Getreideanbau genutzt, der Radweg bleibt holprig und staubig. Bald begleitet uns eine dichtere Vegetation mit höherem Baumbestand. Unvermittelt taucht ein Tunnel vor uns auf.
Der einzige Tunnel dieses Abschnitts, der Túnel de Los Barrancos oder auch Túnel de Modúbar genannt, 588,5 m lang und unbeleuchtet. Wir sind etwa bei Bahnkilometer 243. Hinter dem Süpdportal öffnet sich die Landschaft.
Der erste "Gipfel" (ca. 911 m ü.NN.) ist überwunden. Es geht nun hinab in die Ebene, immerhin noch ca. 870 m über NN.
Durch tiefe Einschnitte führt die Trasse in einer Schleife bergab, die Brücke einer kleinen Straße überquert den Radweg.
Die Fahrbahn ist sandig, teils holprig. Schienereste treten zutage, wo die Oberfläche vom Regen weggespült wurde. Am Rande der Piste stehen Infotafeln, hier über die Signalisation der Bahnlinie.
Kilometer 9 des Radwegs, eine Ortschaft taucht in der Ferne auf. Ein für uns schwieriger Name: Modúbar de la Emparedada
Nicht nur ein Haltepunkt, sondern ein "echter" Bahnhof, teils von dichtem Bewuchs verdeckt, fast tropisch anmutend: das Gebäude scheint unbewohnt.
Ein Gemälde schmückt den Eingang, Relikte aus der Eisenbahnzeit stehen auf dem Gelände.
Auch die Gepäckhalle ist in gut erhaltenem Zustand. Weiter geht es durch die felsigen Einschnitte der alten Eisenbahnstrecke.
Auf dem Weg nach Cojóbar warter ein einsamer Fahrgast auf den Zug, der Exodus der Landbevölkerung ist auch hier unübersehbar. Nach den Angaben auf den Informationstafeln am Wegesrand verkehrten 1984 noch täglich 2 Züge. Bei Kilometer 238 erreicht man schließlich den Ort Cojóbar.
Hier sollte der Ausbau nach den bisherigen Unterlagen eigentlich zuende sein. Auf den Tafeln steht zwar 12 km, aber sowohl die Bahnkilometer als auch unser GPS-Gerät sagen uns, es sind gute 13 km. Zu unserem Erstaunen geht der "alte" Radweg hier lückenlos in einen neuen Abschnitt über.
Die Kirche San Millán von Torrelara
Der neue Teil der Strecke, der im Jahr 2018 freigegeben wurde, erschließt den Radlern weitere 36,9 km der ehemaligen Bahntrasse des "Santander-Mediterráneo".
Ohne Unterbrechung setzt sich der Radweg auf dem neuen Abschnitt fort. Der alte Bahnhof von Cojóbar liegt so versteckt hinter den Bäumen, dass man ihn leicht übersehen kann. Die große Güterhalle allerdings steht frei auf der gegenüberliegenden Seite der Trasse.
Schnurgerade durchquert der Radweg die Auen entlang des Flusses Río Ausín (oder auch: Río de los Ausines). Im weiteren Verlauf überquert man den Fluss auf einer neu ausgebauten roten Stahlträgerbrücke .
Die Berge rücken näher, ein riesiger Steinbruch hat die Landschaft in ein bizzarres Gebilde verwandelt.
Der Bahnhof von Los Ausines ist nur zur Hälfte renoviert und bewohnt (Blick zurück). Der Ort Los Ausines selbst wird vom steilen Felswänden (Peña de El Castillejo) überragt. Oberhalb des Ortsteils Barrio de Sopeña, am Rande der Steilwand, erkennt man schon aus der Ferne die kleine Kapelle der Einsiedelei Ermita de Nuestra Señora del Castillo.
Der Radweg folgt weiter dem Río Ausín flussaufwärts, große Bäume säumen die Trasse sorgen für Schatten. In Revilla del Campo (91 Einwohner) hat man restaurierte Eisenbahnsignale aufgestellt.
Hübsch gestaltet: Sitzbänke, eine Lok zum Spielen und Fahrradständer sind vorhanden. Links über die Brücke kommt man zu einer Taberna - Zeit für eine Rast?
Der Río Ausín ensteht nur wenige 100 m weiter südlich aus dem Río Lara, der uns von nun an begleitet.
Weiter aufwärts, vorbei am Kilometer 17 des neuen Radwegs. Rechter Hand auf der Kuppe steht die KIrche von Torrelara, dem Heiligen Aemilianus von Cogolla (San Millán) geweiht. Der Ort liegt versteckt hinter dem Hügel.
Eine staubige Straße führt hinauf zu der alten KIrche.
Von dort aus blickt man weit über das Tal mit der Vía Verde und gen Osten zu den Bergen der Sierra de la Demanda (2271 m). Das hölzerne Gebälk des Glockenstuhls wird notdürftig durch Eisenklammern gehalten.
Immer weiter aufwärts windet sich die Trasse in sanften Bögen - Bahnkilometer 217,1
Dann überschreitet der Radweg den Scheitelpunkt (1029 m ü.NN), nahe dem kleinen Ort Paules de Lara. Die Ruine eines Bahnwärterhäuschen steht bei Kilometer 215,531 (!), so steht es auf dem steinernenTürrahmen,
Eine breite Landschaft tut sich auf, begrenzt von kahlen Felshängen.
Mitten in der verlassenen Landschaft der verfallene Bahnhof von Campolara.
Dichter Baumbestand umgibt den Río de Valparaíso. Eine Brücke führt über das Flüsschen.
Der Rastplatz bei Villaespasa ist nicht sehr einladend. Eine lange Gerade führt in die Senke des Río de San Martín.
Eine lange Stahlträgerbrücke mit Holzbelag auf den alten Fundamenten führt hinüber auf die andere Seite. Jetzt, am Ende des Sommers, ist nur wenig Wasser im Flussbett.
Kerzengerade geht es auf die Berge der Sierra de Las Mamblas zu (1376 m), Ausläufer der Sierra de la Demanda. Noch einmal muss ein Fluss überquert werden, der Río del Salcedál.
Nur zwei Kilometer weiter erreicht man das Ende des Ausbaus (2018), den Haltepunkt Cascajares-Hortigüela, bei Bahnkilometer 201,2, an der Kreuzung mit der Nationalstraße N-234. Die Häuschen sind verlassen, aber in gutem Zustand
Die Fahrt geht weiter: Nur 38 Kilometer trennen uns vom Anschluss an den Radweg in Hontanares del Pinar. Von dort aus ist die Trasse des "Santander-Mediterráneo" durchgehend ausgebaut bis in die Provinzhauptstadt Soria.
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