Von Tortosa nach El Pinell de Brai
Dieser Bahntrassenradweg gehört zur Bahnstrecke Ferrocarril del Val de Zafán. Die Gesamtlänge des aus drei Teilen bestehenden Radwegs beträgt 130 km.
Ganz im Süden von Katalonien, in der Provinz Tarragona, liegt die Via Verde (auch "Camino Natural") del Baix Ebre („unteres Ebrotal“). Die Landschaft ist geprägt von einem der größten Flüsse Spaniens, der an seiner Mündung ins Mittelmeer ein riesiges Delta aufgeschüttet hat. Die ehemalige Bahntrasse von Tortosa in die einsame Landschaft der Sierra de Pandols führt über Xerta und Benifallet zum Bahnhof Pinell de Brai im Weinanbaugebiet der Terra Alta.
Die Stadt Tortosa mit ihrer großen, sehenswerten Kathedrale und der hoch über der Ebene gelegenen Burg Castillo de la Zuda (heute Parador-Hotel) dient als Ausgangspunkt für unsere Fahrt auf die Radwege Via Verde del Baix Ebre und Via Verde de la Terra Alta.
Die Entfernung zwischen Tortosa (Roquetes) und El Pinell de Brai (Bhf.) beträgt etwas über 26,6 km , aber obwohl kaum Steigungen zu überwinden sind, raten wir, genügend Zeit einzuplanen, da manchmal heftiger Gegenwind aus den Bergen herrscht und so die Fahrzeit erheblich länger werden kann. Die Via Verde del Baix Ebre setzt sich ohne Unterbrechung als Via Verde de la Terra Alta (Pinell de Brai – Arnes/Lledó) fort und von dort aus weiter als Via Verde de la Val de Zafán bis nach Alcañiz.
Die Oberfläche des Radwegs besteht aus einem groben Asphaltbelag, mit einigen Schlaglöchern oder kleinen Hindernissen muss man immer rechnen, ebenso mit dem Ausfall der Tunnel-Beleuchtungen: Vorder- und Rücklicht sind unbedingt erforderlich!
Inzwischen sind einige alte Bahnhöfe entlang der Strecke ausgebaut worden und es sind Gaststätten, Übernachtungsmöglichkeiten und Info-Zentren darin eingerichtet worden. Wir raten dennoch dazu, ausreichend Verpflegung für die Fahrt mitzunehmen, da die alten Bahnhöfe meist abseits der eigentlichen Orte liegen und z.B. vom Endpunkt Pinell de Brai Bahnhof zum Ort ein kleiner Pass zu überwinden ist, die Entfernung beträgt 6 km!
Die Bahntrasse folgt zunächst dem Ebro und biegt noch vor dem Ort Benifallet ins Gebirge ab. Hier folgt sie dann dem Rio Canaletas: Die Landschaft wird gebirgig und zerklüftet, 19 Tunnel , mehrere Brücken und ein großes Viadukt garantieren ein spektakuläres Erlebnis.
Die Vía Verde del Baix Ebre geht lückenlos in die Vía Verde de la Terra Ata und die Vía Verde Val de Zafan über - es war ja ein und dieselbe Bahnstrecke. Der GPS-Track und die Karte zeigen die gesamte Strecke von Tortosa bis nach La Puebla de Hijar.
Die Stadt Tortosa war mit ihrer strategisch wichtigen Brücke über den Ebro im Spanischen Bürgerkrieg schwer umkämpft. Früher fuhren die Züge über die alte Eisenbahnbrücke über den Ebro nach Roquetes und weiter Richtung Pinell de Brai.
Die Geschichte der Bahnlinie datiert zurück bis in die Mitte des 19. Jahrhundert. Projektiert war eine Bahnlinie von La Puebla de Hijar ca. 30 km nordwestlich von Alcañiz bis zum Hafen von San Carlos de la Rapita am südlichen Rand des Ebrodeltas. Zunächst wurde der Abschnitt von La Puebla bis Alcañiz gebaut (Beginn 1891), die Verlängerung bis Tortosa wurde erst 1942 fertig. Der Abschnitt von Tortosa nach San Carlos wurde nie fertiggestellt. Das Ende des Bahnverkehrs kam 31 Jahre später, als die Verschüttung eines Tunnels 1973 Anlass für die Einstellung des Bahnverkehrs wurde.
Basis des Radwegs ist die ehemalge Bahnlinie von Sant Carles de la Rápita über Tortosa nach La Puebla de Hijar (Der Abschnitt Tortosa - Sant Carles wurde nie fertiggestellt), genannt Ferrocarril del Val de Zafán. Die Gesamtlänge des aus drei Teilen bestehenden Radwegs, der fast vollständig auf der alten Bahntrasse verläuft, beträgt ziemlich genau 130 km. Leider tragen die einzelnen Abschnitte des Radwegs unterschiedliche Namen, und die Beschilderung und Kilometrierung der Radwege ist nicht einheitlich und nicht durchgängig. Ursache ist die Zugehörigkeit zu verschieden politischen Verwaltunggebieten: Die beiden ersten Teilstrecken - VV. del Baix Ebre und VV. del al Terra Alta - gehören zur Autonomen Gemeinschaft Katalonien. Noch vor Alcañiz, mitten in der einsamen Landschaft zwischen den Orten Arnes und Lledó, überquert die Strecke die Grenze nach Aragonien und bleibt auf diesem Gebiet bis zum Ende der Strecke am Bahnhof La Puebla de Hijar. Die einzelnen Bauabschnitte haben sehr unterschiedliche Fertigstellungsdaten und differieren in der Qualität der Fahrbahn und Pflege erheblich. Ein kleines Stück unausgebauter Radweg existiert zwischen dem (gesperrten) Tunnel von Valdealgorfa und dem ehemaligen Bahnhof Puigmoreno. Dieser Abschnitt ist dennoch auf der Trasse befahrbar, allerdings etwas ruppig und staubig. Weitere Beschreibungen finden sich bei den einzelnen Wegeabschnitten.
Blick von der Burg auf Tortosa, den Ebro und in die Bergausläufer der Terra Alta
In Tortosa wurde in den letzten Jahren viel restauriert, insbesondere die Kathedrale mit der Krypta, aber auch der alte Wasserbehälter für die Dampfloks vor dem aktuellen Bahnhof der Stadt.
Unweit vom Bahnhof, im Stadtpark, findet sich diese alte Lok, etwas mitgenommen, aber insgesamt noch gut erhalten. Ob sie wohl die Strecke durch die Terra Alta und das Zafan-Tal gefahren ist?
In einem Gebäude des Parks kann man die gigantischen historischen Figuren aus Pappmache bewundern, die alljährlich zu den Fiestas del Renascimiento durch die Straßen der Stadt getragen werden: Etwa 4 m hoch und 65 kg schwer sind die Gestalten der drei Paare, die die drei Kulturen (Christen, Muslime und Juden) repräsentieren.
Die Strecke beginnt (ohne Hinweis oder Wegweiser) an der restaurierten Eisenbahnbrücke über den Ebro am Rande des Parks Teodor Gonzáles. Die Fahrt beginnt, eine Rampe führt hinauf auf die toll restaurierte Ebrobrücke. Von hier aus hat man einen schönen Blick auf den Fluss und die Stadt.
Auf der anderen Seite beginnt ein makelloser, breiter Radweg auf der ehemaligen Bahntrasse. Das Gleisbett der 2. Spur begleitet uns auf der rechten Seite.
So sah es vor einigen Jahren hier aus: Die Gleise sind verschwunden, ebenso wie der alte, umgestürzte Kilometerstein.
Schon ist der erste Kilometer "geschafft". Der rechte Ebrokanal wird überquert. (Die beiden Kanäle "entspringen" am Stauwerk von Xerta und begleiten den Fluss rechts und links Richtung Meer)
Der Radweg umgeht den Stadtteil Roquetes in einer großen Schleife, eine Straße wird überquert (Vorsicht!). Im Ortsbereich ist die Trasse überbaut, ein paar Reste der alten Bahnstrecke sind übrig geblieben.
Entlang der Straße, der Markierung nach, erreicht man das Informationszentrum zum Naturpark "Els Ports". Durch eine Senke durch, dann beginnt wieder der Radweg auf der Trasse.
Nach kurzer Fahrt erneut ein Hindernis: Hier fehlt eine Brücke. Eine Rampe hinab, über einen kleinen Parkplatz, dann wieder steil hinauf auf die Trasse.
Schnurgerade führt der gut ausgebaute Radweg durch die fruchtbare Landschaft des Ebrotals. Mehrere alte Brücken in der typischen Form kreuzen die Strecke.
Am Horizont tauchen die Berge auf. Der Radweg durchquert die fruchtbare Ebene. Vorsicht Pfostensperren und, an einigen kleinen Wegen, Querverkehr der Obstbauern! Noch vor Aldover geht es durch einen kurzen Tunnel (oder doch nur eine Brücke?)
Der "Camino Natural" folgt dem rechten Ebrokanal, der zur Zeit reichlich Wasser führt (der linke Kanal war damals gerade leer). Die beiden Kanäle zur Bewässerung der Felder und zum Hochwasserschutz zweigen westlich von Xerta an einer Staustufe (Assut de Xerta) vom Ebro ab. In der gartenähnlichen Landschaft werden hauptsächlich Zitrusfrüchte angebaut.
Schnurgerade führt die Strecke auf den Ort Aldover zu: Der alte Bahnhof taucht auf, von weitem malerisch mit seinen Palmen
Der Bahnhof Aldover war vor einigen Jahren noch eine Ruine. Jetzt ist in dem restaurierten Gebäude eine Gaststätte entstanden.
So sah es früher aus (2006)
Nach dem Ort Aldover führt eine Brücke über einen Bach, dann muss die vielbefahrene C-12 überquert werden: Äußerste Vorsicht, es wird schnell gefahren!
Steile Durchbrüche durch das lockere Gestein ,ab und zu liegen ein paar herabgestürzte Steinbrocken auf der Trasse. Die malerische Ebrolandschaft mit Blick auf Xerta (Cherta).
Kurz vor Xerta muss die Trasse verlassen werden, da sie vom Ausbau der C-12 (Ortsumgehung) überbaut wurde. Man folgt den Schildern links vom Weg durch eine kleine Unterführung auf die andere Strassenseite. Der ursprüngliche Verlauf der Trasse ist noch gut zu erkennen, wer ihm folgt endet an der Hauptstrasse: gefährliche Querung, nicht zu empfehlen! Im Ort Xerta folgt man der Beschilderung bis zum Bahnhof. (In Gegenrichtung ist die Strecke durch den Ort über eine andere Route ausgeschildert). Auch am Bahnhof Xerta hat sich einiges verändert!
Im renovierten Bahnhofsgebäude ist ein Informationszentrum zum Ort, zum Ebro und der Staustufe entstanden. Bilder aus vergangenen Zeiten zeigen das regelmäßige wiederkehrende Hochwasser mit Überflutung des Ortes vor dem Bau der Staustufe.
So sah der Bahnhof vorher aus ((2006).
Auf dem Bahnhofsgelände ist ein Spielplatz entstanden, auch Informationstafeln fehlen nicht.
An der Ausfahrt von Xerta passiert man die zerfallenen Häuschen des Streckenwärters.
Wir nähern uns der Ebrostaustufe von Xerta (Assut de Xerta). Auf 375 m Länge erstreckt sich das Bauwerk schräg über den Fluss.
Im folgendenTeil der Strecke, kurz nach dem Ort Xerta (Cherta), verlässt der Radweg das Ebrotal und folgt dem Rio Canaletas in die Berge der Terra Alta. Man passiert zunächst die Staustufe, die die beiden Kanäle rechts und links des Flusses mit Wasser versorgt. Die Bahntrasse musste nun mühsam durch die zerklüftete Berglandschaft geführt werden: 19 Tunnel wurden bis Pinell erforderlich. Die Beleuchtung in den Tunneln war auch 2013 in einigen Tunneln defekt, es wird dringend geraten, die Beleuchtung am Fahrrad einzuschalten (Gegenverkehr von Radlern!). Immer noch werden Fotovoltaikzellen gestohlen, bereits reparierte Lichtanlagen sind dann nicht mehr funktionsfähig! Besser selbst vorsorgen, der längste Tunnel ist 526 m lang. Der Verlauf der Trasse folgt dem Rio Canaletas aufwärts durch eine einsame Berglandschaft, die man über Brücken und durch Tunnel durchquert. Die Ortschaften liegen meist fernab der Bahntrasse und vom motorisierten Verkehr ist man in diesen Bergen weit entfernt. Man bedenke, dass z.B. der Bahnhof Pinell de Brai 6 km von der Ortschaft Pinell entfernt ist und man für die Versorgung mit Proviant oder Trinkwasser selbst vorsorgen muss. Inzwischen ist der Bahnhof Benifallet zur Herberge mit Gaststätte ausgebaut (Die Öffnungszeiten beachten, bei unserem letzetn Besuch 2013 war die Gaststätte abends geschlossen).
Noch vor der Staustufe (Assut de Xerta) kommt man durch einen kurzen Tunnel. Dann wird der Blick auf den Ebro frei.
Der Blick zurück zeigt die Abzweigung des rechten Kanal.
Auf der anderen Flussseite erkennt man ein verlassenes Zementwerk und alte Minenanlagen.
Die Frequenz der Tunnel nimmt zu, die Berghänge reichen bis dicht an den Fluss heran. Einige Tunnel sind inzwischen ausgebessert worden......,
....Beleuchtungen wurden repariert. Ein fantastischer Radweg am Fluss entlang mit Blick auf die einsame Landschaft am anderen Ufer.
Noch folgt die Bahntrasse dem Fluss, der leichte Anstieg ist kaum zu spüren.
Ein letzter Blick zurück auf den Ebro vor Benifallet, dann biegt die Strecke ab in die Berge. Jetzt folgt ein Tunnel auf den anderen....
.......einige kleinere Brücken überqueren die Zuflüsse des Rio Canaletas. Schön gemauerte Tunnelportale, verzieren die aus dem Fels gehauene Trasse.
Die Tunnelbeleuchtung noch intakt, die Solarzelle dafür steht auf dem Portal.
Eine gewaltige Befestigungsmauer sichert die Einfahrt in den Bahnhof Benifallet (Bilder aus dem Jahr 2006).
Inzwischen ist der Bahnhof restauriert und ein Hostal eingerichtet. Im Haupthaus hat eine Gaststätte den Betrieb aufgenommen.
Nichts erinnert an die Ruinen, die wir hier bei unserem ersten Besuch vor 8 Jahren vorgefunden haben.
Fast unmerklich gewinnen wir an Höhe. Ein Aussichtspunkt bietet freien Blick auf den Rio Canaletas.
Ein großes Viadukt (Pont de la Riberola) überspannt den Fluss zwischen zwei Tunneln.
Über das Geländer blickt man tief hinab in die Schlucht des Rio Canaletas.
Markante Felsformationen leiten in eine sich verändernde Landschaft über.
In der Abendsonne erreichen wir den Bahnhof von Pinell de Brai.
Einsam und verlassen haben die alten Gebäude fernab des Ortes Pinell die Zeit überdauert.
Markierungs- Kilometer 26. Kurz danach beginnt - ohne Unterbrechung - die Via Verde de la Terra Alta - Val de Zafan.
Für einen Abstecher nach El Pinell de Brai geht es kräftig den Berg hinauf, der Ort ist 6 km entfernt. Das Haus der Wein-Kooperative ist ein sehenswertes Gebäude des Architekten Cèsar Martinell.
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Seite zuletzt geändert am 09.01.2024