Von El Pinell de Brai nach Arnes/Lledo
Dieser Bahntrassenradweg gehört zur Bahnstrecke Ferrocarril del Val de Zafán. Die Gesamtlänge des aus drei Teilen bestehenden Radwegs beträgt 130 km.
Die Via Verde de la Terra Alta, ganz im Süden von Katalonien, ist die direkte Fortsetzung der Via Verde del Baix Ebre. Sie beginnt am verlassenen Bahnhof von El Pinell de Brai ca. 6 km außerhalb des Ortes und endet am ehemaligen Bahnhof Arnes-Lledó, an der Grenze zu Aragón. (Arnes 5,6 km, Lledo 2 km, Horta de Sant Joan 7 km). Die Entfernung zwischen den beiden Bahnhöfen beträgt 24 km. Wer genügend Zeit hat, kann die beiden Wege ausgehend von Tortosa an einem Tag hin und zurück fahren. Eine andere Möglichkeit ist, vom eigentlichen Ort Pinell de Brai aus auf den Radweg zu fahren. Man kann ein Auto gut bei der Cooperative parken. Pinell liegt im Weinanbaugebiet der Terra Alta. Wer vom Ort Pinell startet, muss auf dem Rückweg nochmal einen Anstieg vom alten Bahnhof aus bewältigen, die Entfernung beträgt 6 km auf der Landstraße. Eine andere Startmöglichkeit ist der Horta de Sant Joan, auf einem Bergrücken gelegen, Parkmöglichkeit am Bahnhofsgelände ca. 2 km außerhalb des Ortes. Horta de Sant Joan mag dem einen oder anderen vom Maler Pablo Picasso her bekannt sein, der dort einige Zeit verbrachte (Das alte Hospital von Horta ist heute Centro Picasso).
Die ehemalige Bahntrasse wurde der gebirgigen Landschaft abgerungen, so verwundert es nicht, dass 20 Tunnel und 5 Viadukte zu passieren sind. Beleuchtung ist evtl. nicht überall funktionsfähig, also selbst vorsorgen und immer eine Lampe dabei haben! Der längste Tunnel ist 739 m lang. Der Radweg gehört zu den eindrucksvollsten Trassen in Spanien, die ich bisher gefahren bin. Verpflegung findet man evtl. in den Ortschaften und am Wochenende vielleicht auch im Kloster Santuario de la Fontcalda, das Restaurant dort war bei unserer Fahrt geschlossen.
Landschaftlich gehört die Vía Verde de la Terra Alta zu den eindrucksvollsten Radwegen Spaniens, geprägt durch eine wilde Gebirgslandschaft mit grandiosen Ausblicken und schier zahllosen Kunstbauten (Tunnel, Brücken, Viadukte). Der gesamte Radweg von Tortosa über Alcañiz bis nach La Puebla de Híjar (Baix Ebre, Terra Alta, Val de Zafán) ist mit einer Länge von 130 km einer der längsten durchgängig ausgebauten Bahntrassenradwege Spaniens.
Man sollte bedenken, dass die Strecke in eine Berglandschaft führt und je nach Jahreszeit und Wetter unter Umständen auch mit heftigem Gegenwind zu rechnen ist. Solche Widrigkeiten bei der Bemessung der Tagesetappen sollte man unbedingt einplanen. Mit öffentlichen Verkehrsanbindungen kann man nicht unbedingt rechnen, und in der dünn besiedelten Region sind Übernachtungsmöglichkeiten rar (insbesondere direkt in Radwegsnähe).
Die Geschichte der Bahnlinie genannt Ferrocarril del Val de Zafán datiert zurück bis in die Mitte des 19. Jahrhundert. Projektiert war eine Bahnlinie von La Puebla de Hijar ca. 30 km nordwestlich von Alcañiz bis zum Hafen von San Carlos de la Rapita am südlichen Rand des Ebrodeltas. Zunächst wurde der Abschnitt von La Puebla bis Alcañiz gebaut (Beginn 1891), die Verlängerung bis Tortosa wurde erst 1942 fertig. Der Abschnitt von Tortosa nach San Carlos wurde nie fertiggestellt. Das Ende des Bahnverkehrs kam 31 Jahre später, als die Verschüttung eines Tunnels 1973 Anlass für die Einstellung des Bahnverkehrs wurde.
Der Weg beginnt am verlassenen Bahnhof von Pinell de Brai 6km außerhalb des Ortes. Ordentliche Wegweiser und Infotafeln sind vorhanden (wenn auch nicht einheitlich für die einzelnen Abschnitte der Vías Verdes Baix Ebre, Terra Alta und Val de Zafán).
Die alten Gebäude wurden kürzlich etwas renoviert, sind aber verlassen und leer. Auf dem Gelände ist außerdem ein Kinderspielplatz entstanden, es gibt Parkmöglichkeiten für das Auto.
Es geht sofort in den nächsten Tunnel, mit Solarbeleuchtung ausgestattet. Das Gemäuer wurde wohl erst kürzlich durch Stahlträger verstärkt.
Eine breite "Autobahn" führt durch den Berg. Der Rio Canaletas ist nun unser Begleiter.
Ein grosses Viadukt überspannt die Schlucht. Hier ist ein neuer Rastplatz entstanden.
In den langen Röhren funktioniert die Beleuchtung (Stand 2013), die kurzen Tunnel kommen ohne Beleuchtung aus.
Vorbei an einem verlassenen Haus und immer wieder Tunnel
Ein Erdrutsch in diesem Tunnel war der Anlass für die Einstellung des Bahnbetriebs 1971. Der Tunnel ist innen zugemauert. Die schöne alte Brücke ist überflüssig geworden, die Trasse muss auf einem kurzen Stück umfahren werden.
Die Natur überwuchert die Reste einer Straßenbrücke. Bald geht es von der Umfahrung wieder auf die Trasse.
Am Wegrand eine alte Wasserfüllanlage, dann folgt ein Viadukt.
Tief unten zwängt sich der Rio Canaletas durch eine enge Schlucht.
Das Kloster Fontcalda liegt im Tal am anderen Flussufer: ein Verbindungsweg zweigt von der Trasse ab. Eine Brücke fehlt, dadurch wurde die Wegführung vor dem nächsten Tunel unterbrochen.
Die Strecke führt weiter in die Berge der "Terra Alta"- Region. Fährt man zunächst noch durch die Schluchten entlang des Rio Canaletas, so wird die Landschaft in den höheren Regionen breiter und offener und die breiten Täler werden durch mächtige Viadukte überspannt.
Das Kloster von Fontcalda bietet eine gute Möglichkeit für einen Zwischenstopp (je nach Saison auch mit Bademöglichkeit). Das Restaurant fanden wir jedesmal geschlossen, vielleicht ist es nur an denWochenenden geöffnet.
Wieder auf der Trasse - die fehlende Brücke muss umfahren werden. Danach folgen gleich mehrere Tunnel: Achtung Gegenverkehr! Licht einschalten!
Einfahrt in den Bahnhof von Prat de Compte. Die Gebäude sind teilweise renoviert, aber stehen noch leer.
Der folgende Tunnel ist 749 m lang! Gut dass die Beleuchtung (wieder) funktioniert.
Ein Tunnel folgt dem nächsten. Hier ist ein kleiner Rastplatz entstanden.
Hier, am Oberlauf des Rio Canaletas, prägen die mächtigen Steinformationen die Landschaft. Durch einen weiteren Tunnel gelangt man in einen langen Einschnitt. Und schon geht es in die nächste "Röhre".
Wir sind nun kurz vor dem Bahnhof von Bot. Dieses Gebäude ist nur noch eine Ruine. Ein alter Triebwagen aus Deutschland dient als Bar, manchmal geöffnet (2019).
Weiter Richtung Berge. Die Fahrt geht am Hang entlang, man blickt hinab auf riesige Wasserbecken.
Der Blick fällt auf die schroffen Berge am Horizont. Plötzlich steht man vor einem mächtigen, mehrstöckigen Viadukt, das in einem Bogen das Tal überspannt.
Ein monumentales Bauwerk in der Einsamkeit der Waldlandschaft
Doch schon anderthalb Kilometer weiter erscheint das nächste Viadukt von ähnlicher Größe mitten in der Waldlandschaft. Das ehemals schmucke Gebäude an der Brückenauffahrt verfällt.
Wie ein Siegestor überspannt die letzte Brücke vor Horta de Sant Joan die Trasse.
Bhf. Horta de Sant Joan: Ein Jammer, dass keines der Gebäude bewirtschaftet ist. Der Ort selbst liegt malerisch auf einem Hügel abseits der Trasse. Der erste Scheitelpunkt der Gesamtstrecke ist erreicht.
Blick zurück auf die Sierra de Santa Barbara.
Nach Überquerung der Straße sind es nur noch ein paar Höhenmeter über die Kuppe. Dann geht es hinab ins Tal des Rio Algars (cat. Algás). In luftiger Höhe überquert eine Brücke den Einschnitt, ein mächtiger Steinblock ist auf den Trassenrand gestürzt. Ein letzter Tunnel muss durchfahren werden, immerhin 340 m lang, beleuchtet (hier das Westportal).
Am Wegesrand steht eine "Skulptur" zur Erinnerung an die Wirkstätte Picassos in Horta de Sant Joan. Ein großer Lokschuppen und die Ruinen einiger Häuser tauchen auf.
Dann erscheint der Bahnhof von Arnes-Lledó. Das offensichtlich einmal als Rastplatz gedachte Gelände ist vernachlässigt. Die Gebäude sind baufällig, kein Ort zum Verweilen!
Am verlassenen Bahnhofgelände, zwischen den beiden Orten Arnes (Catalunya) und Lledo (Aragón), endet die Vía Verde de la Terra Alta und geht lückenlos in die Vía Verde de la Val de Zafán über. Etwa 49 Kilometer der Bahnstrecke von Tortosa liegen hinter uns. Noch 34 km vor uns bis nach Valdealgorfa und weitere 12 km bis nach Alcaniz.
Am Horizont, Richtung Südwesten, grüßen die die markanten Felsformationen der Rocas de Benet aus dem Naturpark Els Ports herüber.
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Seite zuletzt geändert am 14.06.2020