Von San Martín de Valdeiglesias zum Stausee von Picadas
In der kleinen Gemeinde San Martín de Valdeiglesias (ca. 8000 Einwohner.), in den Bergen 70 km westlich von Madrid, beginnt ein Radweg auf einer nie ganz fertiggestellten Bahnlinie. Dieser "nicht ausgebaute Radweg" entlang des Río Alberche, für alle Radler gut befahrbar, zeichnet sich durch die besondere landschaftliche Schönheit aus. Der Río Alberche, ein Nebefluss des Tajo, durchquert die Täler der Ausläufer der Sierra de Gredos. In seinem Verlauf ist er mehrfach aufgestaut und schlängelt sich danach im Unterlauf durch eine weite Wiesenlandschaft. Nach über 180 km erreicht er schließlich die Stadt Talavera de la Reina, wo er in den Rio Tajo mündet. Die Auen um den Ort Aldea del Fresno werden auch heute noch umgangssprachlich als "Playas de Madrid" bezeichnet, da viele Wochenendausflügler aus der Großstadt hier Erholung suchten.
Diese Vía Verde ist nicht beschildert und nicht mit Geländern gesichert. Die Strecke hat Waldwegcharakter und eignet sich für "normale" Fahrräder und ab Puente de San Juan auch für Spaziergänger und Wanderer. Der Radweg beginnt in San Martín de Valdeiglesias, führt durch die die Ortschaft Pelayos de la Presa zum Stausee von San Juan und folgt dann dem Río Alberche zum Stausee von Picadas. Entlang des aufgestauten Flusses, und eng am steilen Flussufer verläuft die alte Trasse. Sie überquert auf Brücken die überfluteten Seitentäler des Río Alberche. Nur ein Tunnel liegt in diesem Abschnitt, grob aus dem brüchigen Fels gehauen und von Steinschlag bedroht, so dass eine Umfahrung sinnvoll erscheint. Viel zu früh endet der fahrbare Weg an der Staumauer. Der folgende lange Tunnel liegt im Bereich des Kraftwerkes und ist nicht passierbar. Eine Weiterfahrt auf der Trasse ist von hier aus nicht möglich, da steile Bergwände das Tal begrenzen. (Die Anfahrt zum östlichen Tunnelportal von Aldea del Fresno aus ist evtl. möglich). So bleibt nur die Umkehr oder evtl. ein Weg nach Aldea del Fresno abseits der Bahntrasse auf der rechten Flussseite (7,5 km, von uns nicht befahren). Die Zufahrt von der Straße M-501 aus ist beschildert (Abzweig an der Brücke über den Rio Alberche), ansonsten ist der Weg nicht ausgebaut oder beschildert. Die Entfernung von Madrid zum Parkplatz nahe der Brücke beträgt ca. 60 km, die Länge des Abschnitts am Fluss beträgt rund 7 km (einfache Strecke).
Die ehemalige Bahnlinie am Río Alberche war als Verlängerung der Schmalspurstrecke Madrid - Villamanta - Almorox geplant und sollte den Ort Villamanta mit Aldea del Fresno und San Martín de Valdeiglesias verbinden. Der Bau der Strecke ab 1920 wurde vom Spanischen Bürgerkrieg unterbrochen und nie wieder aufgenommen.
Man erzählt sich, dass ein gewisser Señor Régulo, Streckenwärter im Bahnhof von San Martín an der unvollendeten Bahnstrecke, die Einstellung der Bauarbeiten nach dem Spanischen Bürgerkrieg gar nicht bemerkte. So bewachte er weiterhin mit seiner Schrotflinte die Strecke und bezog von einer trägen Bürokratie sein spärliches Gehalt.
Wir starten am Bahnhof in San Martín. Die beschmierte Infotafel ist nicht mehr hilfreich, Wegweiser fanden wir keine.
Man folgt der Straße, dann dem breiten Fahrweg in östlicher Richtung. Der Charakter einer Bahntrasse ist unübersehbar. Pelayos de la Presa ist schnell erreicht, hier hat man Gewissheit:
Der alte Bahnhof ist leider eine Ruine.
Die Fahrt geht durch ein Wäldchen.
Das Kloster Santa María la Real de Valdeiglesias liegt rechts neben der Strecke. Das Tor bleibt verschlossen, die imposante Ruine kann nicht besichtigt werden.
Kurz darauf ist die Bahntrasse nicht mehr befahrbar. Auf der Straße erreicht man einen Kreisverkehr. Etwa 500 m weiter abwärts Richtung Fluss biegt ein Feldweg nach rechts ab: Dem Wegweiser folgen!
Der aufgestaute Fluss liegt vor uns.
In der Gegenrichtung kann man der Trasse über die kleine Brücke noch ein Stück folgen, aber noch vor der Straße übernimmt das Dickicht! Der Radweg aber führt weiter flussabwärts. Der Blick zurück über den Fluss lässt noch die Staumauer des höher liegenden Stausees von San Juan erkennen.
Aber auch auf dem Fluss macht es Spaß: ein Heer an Paddlern tummelt sich in bunten Booten auf dem Wasser. Weiter abwärts ist es wieder ruhiger. Vorsicht! Der Wegrand ist nicht gesichert!
Im weiteren Verlauf überquert die ehemalige Bahnstrecke mehrmals die überfluteten seitlichen Ausläufer des Flusses. Die Viadukte stehen bis zu den Bögen im Wasser.
Ein breiter Platz tut sich auf: Hier sollte wohl der Haltepunkt von Navas del Rey entstehen. Durch einen felsigen Durchbruch geht die Fahrt, dann weiter am Fluss entlang. Starke Stützmauern sichern den Hang zum Fluss.
Dann liegt der einzige Tunnel dieser Strecke vor uns: Ein grob aus dem Felsen gehauener Stollen.
Blick zurück: Sicherer ist es außen herum! Und wieder wird ein überfluteter Graben überquert.
Vielleicht ein alter Wasserbehälter für die Loks - nie in Betrieb. Noch ein letztes Viadukt.....
.....und ein Einschnitt in den Felshang; dann verrät uns die Schranke das nahe Ende des Radwegs.
Der folgende Tunnel ist gesperrt! Die Staumauer ist erreicht.
Ein Blick über die Staumauer - und in den Abgrund!
Fast ein Meer!
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Seite zuletzt geändert am 14.06.2020