Via Verde von Entrago nach Tuñon (Santo Adriano)
Die Vía Verde de la Senda del Oso ist einer der eindrucksvollsten Radwege in Nordspanien. In der einsamen Berglandschaft Asturiens fährt man auf der Trasse einer alten Minenbahn, die den engen Flussläufen von Río Teverga, Río Quirós und nach deren Zusammenfluss zum Río Trubia durch die Berge folgt. Da die Täler sehr schmal und verwinkelt sind, mussten zahlreiche Tunnel und Brücken gebaut werden, damit die Eisenbahn diese Strecken überhaupt befahren konnte. Der Name des Radwegs nimmt Bezug auf die Tatsache, dass in dieser einsamen Region Nordspaniens noch Bären zu finden sind: "Senda del Oso - Der Weg des Bären" - genauer gesagt Braunbären, von denen man zwei Exemplare in "Gefangenschaft" bewundern kann, nachdem diese verletzt aufgefunden und aufgezogen wurden.
Leider existieren für diese Via Verde keine einheitlichen Bezeichnungen. Die offizielle Seite der Vias Verdes weist heute nur noch eine Via Verde Senda del Oso aus. Wir haben uns deshalb entschlossen, die einzelnen Abschnitte nach der Beschilderung zu benennen.
Via Verde Senda del Oso: Von Entrago nach Tuñon (Santo Adriano, Parkplatz) - 20 km. Beschilderung als "Camino Natural de la Senda del Oso"
Via Verde Tuñon - Fuso de la Reina: Von Tuñon (Santo Adriano) nach Trubia und Fuso de la Reina - 16,3 km. Beschilderung als "Senda Verde Fuso de la Reina-Tuñon" (2011)
Via Verde de Valdemurio: Von Caranga de Abajo durch das Quiros-Tal nach Santa Marina - 13,1 km. Beschildert als "Senda del Oso Tramo Valdemurio - Santa Marina".
Von Fuso de la Reina führt die Via Verde de Fuso nach Oviedo, der Hauptstadt Asturiens. Die drei zusammen gehörenden Radwege haben also eine Gesamtlänge von fast 50 km Radweg, ohne große Steigungen und abseits des motorisierten Verkehrs.
Viele der zahlreichen Tunnel (insgesamt waren es 18 ) sind in den Radweg einbezogen, eine gute Beleuchtung am Fahrrad wird dringend empfohlen. Die Infrastruktur der Region ist aber gut und Verpflegung findet man in den größerene Orten. Bahnverkehr gibt es wieder ab Trubia, von wo aus man nach Oviedo fahren kann. In der Gebirgsregion ist man auf seine eigene Muskelkraft angewiesen, man sollte also genug Reserven für die Rückfahrt einplanen.
Seit unserer Befahrung im Jahr 2011 hat sich leider der Zustand des Weges weiter verschlechtert: Auf der offiziellen Webseite der Vías Verdes wird wegen der mangelhaften Instandhaltung und den maroden Geländern zu besonderer Vorsicht ermahnt! (Stand 01/2020)
Die Minenbahn von Trubia nach Teverga (Ferrocarril minero de Trubia a Quirós y Teverga), im gebirgigen Asturien südwestlich der Hauptstadt Oviedo, ging im Jahr 1884 in Betrieb und wurde 1963 stillgelegt. Mit einer Spurbreite von 750 mm als Schmalspurbahn wurden zwei Abschnitte befahren: die Strecke Trubia - Quirós, (30 km) und der Abschnitt Teverga - Caranga, (10,2 km). Sie diente dem Transport von Eisen und Kohle aus den Minen von Quirós nach Trubia. Die schwierigen Bedingungen in den schroffen Bergen im engen Tal des Río Teverga erforderten einen enormen konstruktiven Aufwand beim Bau der Bahnlinie: auf 30 Kilometer Länge waren 12 Tunnel und 7 Brücken erforderlich, insgesamt mussten 18 Tunnel von einer Gesamtlänge von 703 m in die Felsen gehauen werden, der längste Tunnel war 172 m lang. Fünf große Metallbrücken von bis zu 25 m Länge überspannten die Flüsse Teverga und Quirós.
Wer mit dem Auto anreist, befolgt am besten die Empfehlung des offiziellen Radwegeführers und startet im Teverga-Tal, zum Beispiel in La Plaza/Teverga. Hier findet man Übernachtungsmöglichkeiten (z.B. Hotel La Posta) fernab vom Trubel der Hauptstadt Oviedo oder der Küstenregion. Hier führte die antike Straße "Camino Real de la Mesa" vorbei, die schon zur Römerzeit Asturien mit León verband. Von hier aus folgt man dem Radweg talwärts bis zur Mündung des Río Trubia in den Río Nalón. Weiter geht es dann am Fluss entlang (mit einigen kurzen Steigungen) zunächst zum Bahnhof Fuso de la Reina und von dort auf der alten Bahnstrecke zur Hauptstadt Oviedo.
Vor der Kulisse des mächtigen und kahlen Bergmassivs der Peña Collada (1517 m) erhebt sich der Turm des Klosters San Pedro (11. Jahrhundert) in La Plaza/Teverga. Man folgt der Straße talwärts nach San Martin de Teverga. Die Zufahrt zum Radweg ist beschildert.
Die Wegweiser des Camino Natural (Vía Verde) sind standardisiert. Gut 1 km bis nach Entrago, zum Einstieg in die alte Bahnstrecke. Ein rot gefärbter Radweg führt kräftig bergauf über einen Hügel zum Parkplatz am eigentlichen Startpunkt.
Eher unspektakulär beginnt der "Bärenweg" in Entrago in einer Höhe von ca. 450 m über dem Meer. Am Río Teverga entlang verengt sich schon bald das Tal.
Die Qualität der Fahrbahn ist eher bescheiden, mit einigen Schlaglöchern in der ehemaligen Asphaltdecke und grobem Schotter. Die Kilometrierung trägt ein Bärenlogo und verläuft in Gegenrichtung (trotz offiziell anderer Fahrempfehlung).
Die Brücken sind neu und führen den Radler zunächst in die "Schlucht von Valdecerezales". Viel Platz ist nicht zwischen dem Fluss und der Bergwand!
Die Tunnel lassen auch nicht lange auf sich warten. Gut 300 m lang ist dieses Bauwerk.
Die Beleuchtung funktioniert, dennoch Lampen am Fahrrad anschalten. damit man auch gesehen wird! Nun geht es von einem Tunnel in den nächsten.
Die Felswände rücken noch enger zusammen, die Sonne hat es schwer in dieser engen Schlucht. Aber das Tal wird auch wieder breiter.
Der bauliche Zustand des Radweges ist manchmal recht schlecht, Schlaglöcher und Abbrüche zum Fluss, notdürftig mit Plastikband "abgesperrt", die Geländer geborsten. An einem Stauwerk erkennt man einen mächtigen Bergrutsch, an dessen Beseitigung noch gearbeitet wird.
Die Straßenquerungen sind auch kein Highlight der Strecke - gefährlich! (Hier bei Las Ventas). Aber die grandiose Landschaft der engen Schlucht und das Erlebnis der unzähligen Tunnel entschädigen für die ruppige Strecke.
Dicht neben der Autostraße geht es nun weiter bergab, von Befestigungsmauern geschützt. Noch einmal verengt sich das Tal.
Dann gewinnt die dichte Vegetation die Oberhand, die enge Schlucht verbreitert sich etwas. Wieder muss die Straße überquert werden.
Kein Mangel an Tunneln!
Kurz vor Proaza erreicht man eine Verzweigung: Hier beginnt die Vía Verde de Valdemurio. Von Caranga de Abajo durch dasQuirós-Tal führt sie zu den Minen von Santa Marina (13,1 km). Uns aber erwartet zunächst eine weitere Schlucht: Desfiladero de Peñas Xuntas.
Geradeaus führt der Weg durch die "Schlucht der sich berührenden Felsen". Radweg, Fluss und Straße müssen durch diesen engen Felsspalt.
Die Strecke durch die enge Schlucht führt auch wieder durch etliche Tunnel, teilweise ohne vernünftige Beleuchtung. Licht am Fahrrad ist deshalb nochmals dringend empfohlen, auch, damit man von anderen Radlern gesehen wird. Mit Hindernissen auf der Fahrbahn muss man ebenfalls rechnen!
Schier unglaublich, dass hier einst eine Eisenbahn fuhr!
Kurz vor Proaza öffnet sich das Tal, hier ist genug Raum für einen Rastplatz. Am Hang entlang geht es weiter talwärts. Dann trifft man auf die Gehege zweier Braunbären, die man von einem Podest aus bestaunen kann.
Vorbei an dieser touristischen Installation erwartet uns wieder ein einwandfreier Radweg. Eine kurze Umgehungsstrecke führt über eine Brücke (über die AS-228) durch Santo Adriano. Die alten Horreos ("Kornspeicher") haben die Zeit überdauert.
Immer der Beschilderung nach erreicht man wieder die Bahntrasse. Schon lauert der nächste (kurze) Tunnel.
Noch 2 km zum offiziellen Ende des 1. Teils der Vía Verde.
Ein "letzter" Tunnel dieses Abschnitts führt uns zum Einstiegspunkt am Parkplatz bei Tuñon. Hier endet die Hauptroute der Vía Verde de la Senda del Oso.
Fährt man zurück zum Abzweig in Caranga de Abajo, kann man auf dem "Seitenast" der Vía Verde Senda del Oso Tramo Valdemurio - Santa Marina auf der stillgelegten Bahnstrecke durch das Quirós-Tal folgen. Der Radweg auf der alten Bahntrasse aber geht ohne Unterbrechung geradeaus weiter, nur die Beschilderung ändert sich.
Senda Verde Fuso de la Reina - Tuñon heißt der nächste Abschnitt der Vía Verde. Schon folgt der nächste Tunnel, und der "Grüne Weg" folgt weiter dem Río Trubia talwärts zum Zusammenfluss mit dem Río Nalón.
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Seite zuletzt geändert am 10.06.2020