Von Tarazona nach Tudela
Die Vía Verde del Tarazonica beginnt offiziell in Tudela (Navarra) und überquert die Grenze nach Aragón zwischen Tulebras und Malón. Wer nur die Vía Verde kennenlernen möchte, beginnt besser in Tarazona, denn von dort aus fährt man die 22 Kilometer bergab. Mit der Eisenbahn kann man nach Tudela anreisen, nach Tarazona verkehren Busse. Die Charakteristik der Strecke ist nicht so spektakulär wie die Vía Verdes im zerklüfteten Küstenbereich. Eher gemütlich geht es durch die landwirtschaftlich genutze Ebene im Vorland der Sierra del Moncayo, deren Gipfel über 2300 Meter in den Himmel ragen. Besonders im unteren Abschnitt stellt der Ebro reichlich Wasser zur Verfügung, so dass eine intensive Landwirtschaft möglich ist.
Sehenswürdigkeiten der Region sind das Zisterzienserinnenerkloster Santa María de la Caridad bei Tulebras aus dem 12. Jahrhundert und die Kirche Virgen del Romero in Cascante mit ihrer überdachten Gallerie.
Lokomotive AINSA III Typ 030T der Firma Henschel von 1921, in Betrieb auf der für die Zuckerfabrik von Tudela, Foto von 2010 im Park am Bahnhof Tudela. (c)K.S.
Die Bahnstrecke wurde 1885 als Schmalspurstrecke (Spurbreite 1 m) und 21,389 km Länge von der Compañía de los Caminos de Hierro del Norte de España, kurz "Norte" genannt, in Betrieb genommen.
Im Laufe der Jahre wurde die Strecke und das Material immer mehr vernachlässigt, so dass nach dem Spanischen Bürgerkrieg die staatliche Eisenbahngesellschaft RENFE die Linie übernahm. Die Trasse wurde auf Iberische Breitspur umgespurt und 1953 wieder eröffnet. Die übliche Entwicklung nahm ihren Lauf, und der Autoverkehr überholte wie anderswo auch die Entwicklung des Eisenbahnverkehrs. Im Jahr 1972 wurde die Strecke endgültig stillgelegt.
Der Wettstreit Bahn gegen Auto?
Stationen:
Entgegen der Kilometrierung beginnen wir die Fahrt in Tarazona und fahren die Strecke bergab nach Tudela. Zwischen Malón und Tulebras überquert die Vía Verde die Grenze zwischen Aragón und Navarra.
Im Nordosten der Stadt Tarazona liegt der alte Bahnhof. Das Gebäude scheint leer zu stehen, die üblichen Schmierereien zieren die Wände - wie so oft.
Das Skelett der Bahnhofsuhr ist noch vorhanden, die Inschrift wurde wohl einmal erneuert.
Die ehemaligen Gleisanlagen machen einen desolaten Eindruck, aber die Bahnsteige sind noch gut erhalten. Die übrigen Gebäude des Bahnbetriebs sind wohl eher Ruinen.
Die Benutzungsanleitung für die Vía Verde erinnert eher an deutsche Bürokratie: immerhin, Höchstgeschwindigkeit 20 kmh und nicht 10 kmh wie sonst üblich! Durch einen Schilfgürtel geht es stadtauswärts.
Die Beschilderung ist Vías- Verdes- konform und gut zu erkennen, wenn sie nicht durch Vandalismus zertstört ist.
Der Blick zurück lässt die Gipfel der Sierra del Moncayo erkennen, die über 2300 m in den Himmel ragen. Richtung Tudela geht es eher ruhig voran.
Die Markierung ist auch an den Pfostensperren angebracht. Alte Brücken überqueren die Trasse in den Einschnitten.
Die Rastplätze sind eher von diskretem Charme, aber der Schatten der riesigen Bäume ist willkommen in der Sommerhitze. An der Beschilderung gibt es nichts auszusetzen.
Einfahrt ins Bahnhofsgelände von Malón. Das Bahnhofsgebäude ist eine Ruine.
Schade um das schöne Gebäude. Die filigranen Lampen sind sogar noch erhalten- bis auf die Gläser.
Auch Informationstafeln findet man hier. Bei der Ausfahrt aus dem Bahnhofsbereich ist Vorsicht geboten: eine Klappsperre liegt quer über der Fahrbahn!
Schier endlos geht es geradeaus, dann taucht der nächste Bahnhof auf.
Tulebras mit seinem sehenswerten Kloster ist erreicht. Die Wasserstelle funktioniert leider nicht.
Die alten Stellanlagen sind ebenfalls noch vorhanden.
Nächster Haltepunkt ist der Bahnhof von Cascante, ein einsames Scenario.
Der Ort mit seiner großen Kirche liegt etwas abseits der Bahnstrecke. Weiter talwärts neben der Trasse kommt man an einem Lager für alte Maschinen vorbei - fast ein Museum!
Von Cascante aus geht es wieder kerzengerade leicht bergab. Die Installationen des Radwegs scheinen etwas in die Jahre gekommen, Vandalismus tut das Übrige dazu.
Die Fahrbahn ist halbseitig asphaltiert und mit Splitt bedeckt. Wir erreichen den verlassenen Bahnhof von Murchante, der wieder etwas außerhalb des Ortes liegt.
Und wieder geht es schier endlos geradeaus. Die Ruinen einer alten Brücke stehen einsam in der Landschaft.
Dann geht es unter der Autobahn AP-68 hindurch. Noch 5 Kilometer bis zum Bahnhof Tudela.
Einige Schilder sind kaum noch zu lesen. Wir überqueren den Canal de Lodosa.
Vor uns liegt das einzige "Bauwerk" dieses Radwegs, der Steg über die Na-3010.
Am Rastplatz bei der Brücke soll ein originelles Tischensemble und ein Kunstwerk an die Eisenbahn erinnern.
Wieder unter einer alten Brücke durch, dann wird die Autobahn A-68 unterquert. Noch einmal folgt eine Unterführung.
Wir sind nun an der aktuellen Bahnstrecke angekommen, der Weg macht eine Kurve Richtung Norden. Das Graffiti an einer Brücke erinnert an die Vía Verde.
Dann endet der Radweg auf der Trasse, die Strecke ist durch Straßen überbaut. Ein grüner Streifen auf der Straße führt uns weiter Richtung Innenstadt.
An einem Park links des Weges steht eine alte Lokomotive. Auf dem grünen Radweg erreicht man schnell den Bahnhof von Tudela.
Final de la Vía Verde, eigentlich der Kilometer Null der Strecke.
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Seite zuletzt geändert am 16.06.2020