Die Vía Verde de Valfambra wurde von uns zuletzt im Jahr 2008 befahren. Veränderungen sind deshalb nicht unwahrscheinlich. Es ist deshalb auch nicht sicher, ob der Weg noch mit dem Fahrrad befahrbar ist.
Dieser Bahntrassenweg von ca. 30 km Länge ist nicht im Führer der spanischen Vias Verdes verzeichnet. Wahrscheinlich wird er nicht von der Fundacion der Spanischen Eisenbahn verwaltet. Der Oberflächenbelag hat Feldweg-Charakter, teils gibt es auch steinige Passagen. Das letzte Stück zwischen dem Ort Alfambra und dem Endpunkt des Radwegs am Viadukt Puente de la Venta ist asphaltiert. Auf dem Radweg sind 4 Tunnel fahrbar. Direkt auf der alten Bahntrasse verlaufen die Abschnitte Teruel (Los Banos) bis Cuevas Labradas sowie ein Stück vor Alfambra bis zum Viadukt. Der restliche Teil wird über Feldwege entlang des Rio Alfambra geführt und ist landschaftlich ebenfalls reizvoll.
Der Charakter des Radweges legt die Benutzung eines MTB oder ATB nahe, zumindest kann die Fahrt sonst streckenweise ruppig werden. Für Rennräder ist die Strecke nicht geeignet.
Das Viadukt Puente de la Venta
Der Rad- oder Wanderweg verläuft durch das Tal des Rio Alfambra (Val de Alfambra= Valfambra) auf der Trasse einer Bahnlinie, die unter der Diktatur von Miguel Primo de Rivera geplant war und von Teruel über Alcaniz nach Tortosa verlaufen sollte. Sie wurde nie fertiggestellt. Der Plan für die dringend notwendigen Eisenbahnverbindungen in Spanien, auch Plan Guadalhorce genannt (nach dem zuständigen damaligen Minister), beinhaltete den Bau der Verbindung zwischen den beiden Städten. Die geplante Bahnlinie, zunächst vorwiegend Gütertransport, hatte eine Länge von 275 Kilometern. Der Baubeginn im Jahr 1927 wurde durch den Spanischen Bürgerkrieg (1936-1939) unterbrochen, dennoch wurden bis 1935 alle Tunnel und Brücken, sowie die Bahnhofsgebäude fertiggestellt. Wie auch bei anderen geplanten Bahnstrecken, führten letztlich die ökonomischen Probleme nach dem Bürgerkrieg und der Diktatur General Francos, sowie das Aufkommen des Automobils zur Aufgabe des Projektes. Beeindruckend ist die Qualität der Tunnel, Brücken und Gebäude, die die lange Zeit bis zur Gegenwart in dem rauhen Gebirgsklima in erstaunlich gutem Zustand überlebt haben.
Der Beginn des Radwegs war recht schwierig zu finden. Nicht nur war der Bahnhof “Los Baños” keinem der von uns gefragten Einheimischen bekannt, auch der Radweg selbst war den meisten kein Begriff. Schließlich fanden wir das erste Hinweisschild an der N-420a Richtung Alcaniz am Ortsausgang von Teruél.
Teruél, Via Verde de Valfambra: Bei km 7 fehlen dem Fahrad auf dem Schild bereits die Laufräder!
Teruel, dieser Abschnitt ist ausreichend gut beschildert. Nach etwa einem Kilometer muss die Nationalstrasse unterquert werden.
Der Neubau der Autovia Mudejar hat die Trasse zerstört. Wo geht es weiter? Try and Error, schließlich nach Unterquerung der Autovia taucht ein verblasstes Schild auf. Den Weg in Richtung auf die Berge im Hintergrund wählen, denn davor verläuft die alte Bahnlinie.
Cella , dieser Abschnitt gehört zur Strecke Ojos Negros II.
Los Baños und Alfambra, sowie auf der Ojos Negros Trasse nach Valdecebro.
Durch einen tiefen Einschnitt geht es zum Bahnhof Teruél Los Baños.
Die alten Gebäude sind recht gut erhalten, teils als Lager oder Werkstatt genutzt.
Über ein gut erhaltenes Viadukt, danach ist die Trasse durch den Ausbau der N-420 zerstört worden. Unter dem Viadukt hindurch Richtung Strasse geht es weiter.
Auf der Bahntrasse entlang der Straße . Die ersten alten, zerfallenen Gebäude lassen den Mudéjar-Stil erahnen.
Wir nähern uns Villalba Baja.
Schade, dass die imposanten Bauwerke langsam zerfallen. Bei Villalba Baja tauchen die ersten beiden Tunnel auf!
Insgesamt sind 4 Tunnel fahrbar, ein weiterer ist zu Fuß mit dem Fahrrad durchquerbar. Der Rest der Tunnel ist entweder versperrt oder verschüttet. Erstaunlich, wie gut die Bauwerke erhalten sind. Dieser Abschnitt wird wohl auch vereinzelt von Kfz. der Anwohner benutzt, wir haben allerdings kein einziges Auto auf der Trasse getroffen. (Übrigens auch keinen einzigen Radler oder Wanderer!)
Zwischen Villalba Baja und Cuevas Labradas sind noch 2 Tunnel zu durchfahren, dann unterkreuzt der Radweg die Nationalstrasse und führt entlang des Rio Alfambra weiter Richtung Norden.
Wenn man nicht der beschilderten Strecke folgt, sondern entlang der Bahnlinie auf der N-420 fährt, stößt man auf einen weiteren recht langen Tunnel, der teils zugemauert ist. Eine Durchquerung zu Fuß ist kein Problem (Betreten auf eigenes Risiko!)
Der Tunnel wurde wohl als Lager genutzt, im Inneren liegen Plastiksäcke und anderer Müll.
Der Tunnelausgang ist schon ziemlich zugewachsen.
Hinter dem Tunnel ist die Bahntrasse zwar noch zu erkennen, aber nicht mehr befahrbar.
Die Umgehung des Tunnels führt ein Stück auf der N-420 entlang.
(geplanter) Bahnhof von Peralejos
Einer der verschütteten Tunnel der Strecke
Noch vor Alfambra geht es wieder auf die Trasse. Hier stoßen wir auch wieder auf den beschilderten Radweg, der am Fluss entlang geführt wurde und hier die Straße kreuzt. Auf unserem Rückweg werden wir dieser Route folgen.
In der Ferne taucht der markante Berg von Alfambra auf.
Durch ein geplantes Industriegebiet geht es in den Ort. Eine alte Brücke blieb erhalten.
Alfambra
Die alten Bahnhofsgebäude, die nie Ihren Zweck erfüllen durften, sind im Mudéjar-Stil erbaut.
Auf dem Bahnhofsgelände die Figuren der Ausstellung”El Sueño” = Der Taum, vielleicht eine Hoffnung auf die Rückkehr der Eisenbahn (J.J. Barragan u. Damaso Fabre). Ein Teil des Werkes steht auch auf dem großen Viadukt 3 km weiter nördlich.
Nach dem Ort ist die Strecke asphaltiert. Die rote Erde ist typisch für diese Region.
Am Viadukt Puente de la Venta ist das Ende der Strecke erreicht.
Zu Fuß die Stufen hinauf geht es auf das imposante Bauwerk.
El Sueño, der Traum von der Eisenbahnverbindung wurde nie Realität.
Richtung Norden erkennt man noch den Verlauf der geplanten Bahntrasse.
30 Kilometer zurück nach Teruél
Die ersten 3 Kilometer der Rückfahrt geht es abwärts auf der asphaltierten Strecke.
Ein alter Kilometerstein oder Grenzstein (TA= Teruél-Alfambra?)
Vor Alfambra treffen wir nochmal auf die Reste der Bahntrasse.
Die Rückfahrt auf dem folgenden Teilstück des Radwegs - nun entlang des Flusses - führt durch eine reizvolle Landschaft.
Die Oberfläche des Weges ist aber teilweise sehr ruppig und steinig. Die Strecke ist ausgeschildert, die Wegweiser sind manchmal etwas versteckt.
Noch ein versteckter Tunnel ungenutzt abseits des Radweges (Vorsicht beim Betreten, in diesem Gelände muss man an Schlangen denken!)
Noch ein Rückblick auf das einsame Viadukt in der kargen und entvölkerten Landschaft Aragons. Ein abenteuerlicher Ausflug geht zu Ende. Diese Via Verde hätte das Zeug zu einem tollen Radweg. Aber wie schon der Traum von einer Eisenbahnverbindung über die Berge, bleibt auch die Realisierung eines "echten" Radwegs ein Traum.
Die unfertige Bahnstrecke endet nicht in Alfambra. Über die Passhöhe in Richtung Escucha (Eisenerzminen) führt die Strecke über 1380 m üNN. Im März 2008 liegt Schnee, es bläst ein eisiger Wind.
Weiter nordöstlich, bei Valdeconejos, findet man in der entvölkerten und vergessenen Landschaft in 1000 m Höhe noch Reste der nie fertiggestellten Bahnstrecke.
Doch der Traum von einem ausgebauten Radweg auf der unfertigen Bahntrasse eröffnet die Möglich zur Überquerung der Berge in Richtung der einsamen Cuencas Mineras (Bergbauregion bis 1968) und nach Alcañiz, dem einstgen Ziel der nie vollendeten Eisenbanlinie.
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Seite zuletzt geändert am 05.06.2020