Die Vía Verde de Ojos Negros war bis vor kurzem der längste zusammenhängende Bahntrassenradweg in Spanien. Der Radweg auf der Trasse der alten Schmalspurbahn verbindet die Minen von Ojos Negros in der Sierra Menera mit dem Hafen von Sagunto am Mittelmeer bei Valencia. Inzwischen ist eine Strecke von etwa 200 km als Radweg ausgebaut. Nachdem der Ausbau kürzlich um 6,4 km in südwestlicher Richtung verlängert wurde, liegt das Ende bzw. der Anfang der Strecke nun am Rande der Stadt Sagunto bei Valencia und führt über Albalat dels Tarongers vorbei am ehemaligen Starpunkt Algimia de Alfarra - Torres-Torres) durch die Berge nach Teruél. Wir empfehlen de Startpunkt am alten Hochofen am Industriehafen von Sagunt, ein eisernes Monstrum von über 60 m Höhe und als Industriedenkmal erfasst. Von dort aus erreicht man über innerörtliche Radwege den neuen Abschnitt der Via Verde de Ojos Negros und den Anschlus an die Via Verde Xurra nach Valencia.
Der 1. Abschnitt auf dem Gebiet von Valencia endet bei Barracas, er führt durch 17 Tunnel und über 8 große Brücken/Viadukte. Dder 2. Abschnitt führt über Teruél nach Santa Eulalia und schließlich zu den Minen von Ojos Negros. Wir hoffen auf einen baldigen Lückenschlussgut 16 km zwischen Sta. Eulalia und Peracense, den man noch auf der Landstraße fahren muss.
Wir haben als Gesamtlänge etwas über 200 km gemessen, aber auch das reicht nun nur noch zum zweiten Platz, nachdem die Via Verde auf der Trasse des Santander Mediterraneo, der auch noch 2 größere Lücken aufweist, auf 238 km kommt. Der erste Abschnitt der ehemaligen Minenbahn Ferrocarril minero de la Sierra Menera, die V.V. de Ojos Negros I, gehört zum Gebiet von Valencia und führt von Albalat dels Tarongers über Torres-Torres/ Algimia, ca. 10 km nordwestlich von Sagunt, nach Barracas. Dort beginnt der 2. Teil der Strecke auf dem Gebiet von Aragón. Die gut 70 km lange erste Teilstrecke führt durch 9 Tunnel und über 23 Brücken oder Viadukte. Eine beachtliche Höhendifferenz von rund 800 m muss überwunden werden. Das Nebeneinander der noch existierenden Bahnlinie der RENFE und der ehemaligen Schmalspurbahn prägen den Charakter dieser Via Verde.
Der 2.Teil des Radwegs von Barracas bis Santa Eulalia, die Via Verde de Ojos Negros II, ist bis ca. 100 km lang und führt durch 5 Tunnel und über 13 Viadukte vorbei an der Provinzhauptstadt Teruél zum Abzweig bei Santa Eulalia. Der Ausbau der N-234 zur Autobahn A-23 (Autovía Mudéjar), der den Verlauf des Radwegs zeitweise stark beeinträchtigt hatte, ist inzwischen abgeschlossen. Damit sind die zerstörten Abschnitte meist wieder befahrbar.
Im Bergland bei Teruel
1. Abschnitt - Von der Küste bei Valencia in die Berge
Die meisten Daten zu den Abschnitten 1 und 2 stammen aus den Jahren bis 2010! Der Abschnitt zu den Mienen wurde erst 2022 ausgebaut. Im Jahr 2024 haben wir die neuen Abschnitte und die in die Jahre gekommen Abschnitte zwischen Jerica und Albentosa, sowie die Strecke von Teruél nach Sarrión befahren. Anstieg vom Mittelmeer aus in die Berge auf rund 1000 m Höhe und durch die Hochebene bis nach Barracas (Ojos Negros I ). Dieser Abschnitt ist geprägt durch eine atemberaubende Gebirgslandschaft mit vielen Tunneln und Brücken und endet in der kargen und rauhen Hochebene an der Grenze zwischen dem Gebiet von Valencia und Aragonien. Die Qualität des Weges ist im Abschnitt Algimia - Segorbe, teilweise verbesserungsbedürftig, streckenweise fehlt der Ashaltbelag oder ist durch Mitbenutzung von Autos beschädigt (siehe Bilderseiten). Auch hier durchfährt man wieder eine zerfurchte Berglandschaft, geprägt durch große Viadukte und Tunnel von zwei parallen Bahnlinien, sowie, etwas abseits, der Autobahnund Nationalstraße.
2. Abschnitt - In den Bergen von Aragón
Der 2. Abschnitt bis Teruel führt durch 5 Tunnel und über 13 Viadukte. Leider gibt es immer noch keine radlerfreudliche Verbindung zwischen dem Radweg bei Teruél Los Baños und der Stadt Teruél, ein Gebiet, wo die Autobahn die Landschaft durchschneidet.
Der leichte Anstieg durch das Hochland zwischen Barracas nach Sarrion führt zur Passhöhe von Escandón. Dort beginnt die Abfahrt in die Ebene von Teruel auf dem Teilstück zwischen Puerto de Escandón und Teruel Los Baños (67 km).
Aus einer kargen Berglandschaft in die von Erosion geprägte Landschaft Zentralaragoniens fährt man über zahlreiche Brücken und durch Tunnel, umgeben von unglaublichen Farben und Formationen der von Wind und Wetter zerfurchten Landschaft. Die Ausbau ist (2010) von relativ guter Qualität. Splitt-Asphalt befestigt die Fahrbahn, die den heftigen Regengüssen in den Übergangszeiten sowie dem Schnee im Winter und großer Hitze im Sommer ausgesetzt ist. Bei Gewitter fließen Wassermassen durch die sonst trockenen Bachläufe und Furchen. Den letzten Abschnitte kennzeichnet zunächst eine karge Hochebene, eine staubige und steinige Piste mit langen Geraden und zuletzt der Ansteig zu den Minen von Ojos Negros. Kurios sind die 2 Tunnel nebeneinander, einer der alten Schmalspurbahn, die später ausgebaut wurde und einen neuen Tunnel benötigte. Nicht verpassen sollte man einen Besuch der mächtigen Burg von Peracense, die man auch über eine steile asphaltierte Straße erreichen kann.
Im Land der großen Viadukte
Durch die Hochebene zu den Minen von Ojos Negros
Um 2010 ausgebaut wurde der Abschnitt (33 km) zwischen Teruel und dem kleinen Ort Santa Eulalia am Fuße der Sierra Menera im Tal des Rio Jiloca. Auf der landschaftlich monotonen Route durch die weite Ebene, verlangt die oft kerzengerader Strecke vom Radler Ausdauer und Motivation. Besonders bei Gegenwind zieht sich die Strecke endlos. Es gibt kaum Schutzmöglichkeiten am Radweg z.B. bei schlechtem Wetter, eventuell muss man in die naheliegenden Ortschaften ausweichen. Der Endpunkt am ehemaligen Bahnhof Santa Eulalia liegt weit außerhalb des Ortes. Der alte Bahnhof ist eine Ruine, in Santa Eulalia und in Cella gibt es einen aktiven Bahnhof der Strecke Saragossa - Teruel. Belohnt wird der Radler durch die einsame Landschaft der Sierra Menera, der waghalsigen Burganlage von Peracense und Ausblicke auf das riesige Abbaugebiet von Ojos Negros mit einer ebenso mächtigen Verladestation und den Ruinen der einzigen Industrieanlagen in einen sehr dünn besiedelten Landschaft in 1200 m Höhe. Von der historischen Windmühle nahe dem Ort Ojos Negros, etwas abseits der Minenregion, hat man einen weiten Blick über das Tal de Río Jiloca.
An der Ruine des Bahnhofs Santa Eulalia der Minenbahn
Technische Daten der Vía Verde de Ojos Negros - Gesamtstrecke:
Beginn des Radwegs: Sagunto - Albalat dels Tarongers (Sagunto/Valencia) - Ende des Radwegs (2018): Santa Eulalia , (2022) Minas de Ojos Negros. Länge des Radwegs: 193 km, Höhendifferenz: Ausgangspunkt 1240 m ü.NN - Passhöhe von Escandón 1218,4 m - Endpunkt 96 m ü.NN
Beschilderung: Beschilderung (Stand 2010) als Vía Verde, nicht einheitlich, Kilometrierung im oberen Abschnitt entsprechend der alten Bahnlinie beginnend in Santa Eulalia (km 32) bis Algimia (ca. km 184 ?). Im unteren Abschnitt auch noch teilweise alte Kilometrierung (Kilometer Null am Parkplatz Algimia).
Oberfläche: Algimia-Segorbe: gemischt Asphalt/Splitt/Weg. Rest: Asphalt mit Splitt Bauwerke: 14 Tunnel (teilweise funktionierende Beleuchtung), 37 Brücken/Viadukte Schwierigkeitsgrad: leicht/mittel Eignung: alle Fahrräder, breitere Reifen empfehlenswert (Splitt!).
Anreise und öffentliche Verkehrsmittel (eigene Erfahrungen): Die Anfahrt/Rückfahrt mit der Bahn ist problematisch. Die Zugfrequenz ist sehr eingeschränkt, ebenso die Zahl der zugelassen Fahrräder pro Zug. Für den Fahrradtransport ist meist eine Reservierung erforderlich. Vor Ort haben wir aber auch hilfsbereites Bahnpersonal erlebt: Auch ohne Voranmeldung wurden wir ahnungslosen Radler samt unserer Räder mehrmals ohne Anmeldung im Zug mitgenommen, der Stationsvorsteher scheute kein Telefonat mit dem Zugpersonal um uns zu helfen. Verlassen kann man sich darauf jedoch nicht, und so kann es durchaus passieren, dass man bei der Ankunft am Zielort nicht mehr mit dem geplanten Zug zum Ausgangspunkt zurück kommt, wenn man das Fahrrad mitnehmen will. Es ist deshalb anzuraten, sich rechtzeitig um den Transport zu kümmern! Im Bereich der Nahverkehrszüge, z.B. Valencia - Sagunto, ist der Fahrradtransport möglich. Eventuell existiert ein Busverkehr, Informationen hierüber liegen uns nicht vor. Übernachtung: Unterküfte gibt es in den größeren Orten. Auch hier gilt: Unbedingt vor Anreise Möglichkeiten abklären!
Regionalzug am Bahnhof Sarrión
Fazit und Empfehlungen: Die Vía Verde de Ojos Negros zählt sicher zu den schönsten Radwegen in Spanien und beeindruckt nicht zuletzt durch ihre Länge und die zahllosen Tunnel und Brücken. Die Anfahrt/Rückfahrt mit der Bahn ist problematisch und sollte im Voraus geplant werden. Die Strecke ist mit allen Fahrrädern befahrbar (außer sehr schmale Rennreifen) und fast vollständg asphaltiert, allerdings teils mit grobem Splittasphalt!. Die einzelnen Abschnitte des Radwegs gehen lückenlos ineinander über. Wer die gesamte Strecke fahren will sollte bedenken, dass das Klima in der Ebene von Sagunt/Valencia wesentlich milder ist als das Gebirgsklima in den Bergen von Teruél in über 1000 m Höhe. Die passende Bekleidung ist ein Muss. Verpflegung und Unterkunft gibt es nur in den Ortschaften, die meist abseits des Radwegs liegen und in einzelnen wenigen Gasthöfen und Hotels. Wer nur Teilabschnitte der Strecke fahren will, sollte z.B. die Strecke von Barracas aus bergab in Erwägung ziehen. In der Nähe der Ortschaften gibt es Bahnhöfe der RENFE (Valencia - Teruel). Empfehlenswert in der Gegenrichting ist die Strecke Sarrión - Puerto de Escandón - Teruel, ebenfalls mit Bahnanschluss (Reservierung für die Fahrräder erforderlich!). .
Lokomotive in Ojos Negros
Die Via Verde de Ojos Negros wurde auf einer Bahnstrecke gebaut, die die Minen von Ojos Negros, etwa 50 km nördlich von Teruél gelegen, mit dem Hafen von Sagunt (Puerto de Sagunto) am Mittelmeer verband. Diese Eisenbahnlinie, genannt “Ferrocarril minero da la Sierra Menera” (Bau von 1903-1907), wurde als Schmalspurtrasse parallel zu der bereits bestehenden Bahnstrecke der Compania del Ferrocarril Central de Aragón mit üblicher spanischer Breitspur gebaut, da der Minengesellschaft die Transportkosten für das Erz auf der “fremden” Strecke zu teuer waren. So wurde eine eigene Bahntrasse gebaut, 205 km lang, 20 (18) Tunnel und 22 teils gewaltige Viadukte oder Brücken sowie 3 Metallbrücken (unterschiedliche Angaben in den Quellen). Diese Viadukte und Brücken sind auch heute noch markante Merkmale der heutigen Via Verde, ebenso wie das Nebeneinander der beiden Bahnlinien.
In den Minen von Ojos Negros arbeiteten zu Anfang des 20. Jahrhunderts um die 1000 Mineros, viele davon noch halbe Kinder. Unfälle waren an der Tagesordnung, der lange Arbeitstag in einer Höhe von 1400 m über dem Meer hatte seinen Preis. Das Eisenerz wurde im Tagebau ab 1903 abgebaut und nach England und die USA transportiert – so steht es auf einer Informationstafel am Eisenbahndenkmal. Die Mine wurde 1987 aufgegeben, obwohl noch ca. 110 Millionen Tonnen Erz dort liegen sollen.
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Seite zuletzt geändert am 18.07.2024