Von Amarante nach Arco de Baúlhe
Die schmalspurige Eisenbahnlinie Linha do Tamega, die seit 2009 nicht mehr in Betrieb ist, bildet die Basis für einen Radweg durch das Bergland im Norden Portugals. Der Rio Tâmega, der im spanischen Galicien entspringt und nach 145 km in den Douro mündet, begleitet den Radweg auf der alten Trasse von der Stadt Amarante zu dem kleinen Ort Arco de Baúlhe. Dort endet sowohl der Radweg, als auch die ehemalige Bahnlinie, die einst die Linha do Douro mit der Strecke Linha de Guimarães verbinden sollte.
Am verlassenen Bahnhof von Amarante beginnt die größtenteils asphaltierte Ecopista in rund 100 m ü.NN. und führt in einem welligen Profil hinauf in die Berge bis auf 300 m Höhe und dann wieder etwas bergab bis zum Endpunkt. Die geringe Steigung der Trasse bereitet dem Radler keine Mühe und so kann man die Landschaft an den Hängen des Flusses Tamega unbeschwert genießen. Ein Tunnel, vier Brücken oder Viadukte und fast alle alten Bahnhofsgebäude sind erhalten. Der Bahnhof der Stadt Celorico de Basto, die etwa auf halber Strecke liegt, ist bewirtschaftet und bietet ein kleines Museum mit einem historischen Waggon.
Der Radweg wurde in den Jahren 2010-2013 in mehreren Teilabschnitten ausgebaut: Der erste Abschnitt von Amarante nach Chapa (9,3 km) wurde offiziell am 30.04.2011 eröffnet, nachdem die Strecke bereits im Frühjahr 2010 fertiggestellt war. Der mit 21 Kilometern längste Bauabschnitt zwischen Codessoso-Lameiro (Bahnkilometer 25,34) und Canedo de Basto an der Distriktgrenze von Cabeceiras de Basto (Bahnkilometer 46,36) wurde am 19.05.2013 freigegeben. Der Abschnitt ca. 1 km nach dem Bahnhof Chapa bis zur Brücke Ponte do Barreirinho, ca. 5,1 km lang, ist nicht asphaltiert, aber auf der Sand-Splitt-Fahrbahn gut zu befahren. Der letzte Abschnitt nach Arco de Baúlhe (5,4 km) wurde am 20.04.2013 offiziel eröffnet.
Die Gesamstrecke der Ecopista do Tâmega beträgt 38,2 km, davon sind 33,1 km asphaltiert. Der nicht ausgebaute südliche Abschnitt zwischen Amarante und der Einmündung in die Linha do Douro beträgt 12,8 km. Man kann die alte Trasse auf Luftaufnahmen z.B. Google-Earth noch gut erkennen.
Bauwerke: Tunnel von Gatão (153,70 m), Viadukt Ponte de Santa Natália (87,4 m), Viadukt Ponte das Carvalhas, Viadukt Ponte de Matamá, Viadukt Ponte de Freixedo.
Der verlassene Bahnhof von Amarante am Rio Tâmega
Die Bahnlinie wurde in mehreren Phasen ausgebaut, die Gesamtbauzeit zog sich über 40 Jahre hin. Der erste Teilabschnitt der Linha do Tâmega zwischen Livração–Caldas de Canaveses und Amarante wurde im März 1909 in Betrieb genommen. Der zweite Abschnitt zwischen Amarante und Chapa wurde im November 1926 fertiggestellt. Die Stadt Celorico de Basto wurde 1932 erreicht und der letzte Abschnitt nach Arco de Baúlhe wurde 1949 fertig. Der geplante Weiterbau zum Anschluss an die Linha de Guimarães wurde nie mehr realisiert, und auch der Anschluss von Guimarães kam nur noch bis in den Ort Fafe (siehe auch Ecopista de Guimarães).
Die vom Massentourismus noch weitgehend verschonte Stadt Amarante am Rio Tâmega ist der Ausgangspunkt dieser Ecopista. Der stillgelegte Bahnhof liegt am Rande der Stadt etwa 700 m nordwestlich der alten Steinbrücke. Die Farbe blättert von den vernachlässigten Gebäude, Schmierereien bedecken die Wände.
Der alte Wasserkran ist noch erhalten geblieben, ebenso wie die Bahnhofsuhr im Giebel des Haupthauses.
Ein schmaler Weg führt auf dem ehemaligen Gleisbett zum Beginn der Fahrradstrecke, die Reste der alten Drehscheibe verschwinden langsam in der Vegetation. Am 30.April 2011 wurde dieser Abschnitt eröffnet, steht auf der Tafel.
Die N15 wird unterquert, unterhalb der Straße führt die breite Asphaltfahrbahn zunächst in nördlicher Richtung aus der Stadt heraus. "CP" - Comboios de Portugal (Caminhos de Ferro Portugueses), so heißt auch die Portugiesische Eisenbahngesellschaft.
Am Hang entlang durch den Grüngürtel geht es mit moderater Steigung von ca. 3% bergauf, der Radweg knickt nun Richtung Osten ab. Schon ist das Westportal des einzigen Tunnels der ehemaligen Bahnlinie erreicht.
Der Tunnel von Gatão ist 153,70 m lang und gut beleuchtet.
Der Bahnhof Gatão, 700 m nach dem Ostportal des Tunnels, ist ein originelles Gebäude, restauriert und schön bemalt - aber leider nicht bewirtschaftet. Auch der renovierte Gepäckschuppen ist geschlossen, aber es gibt dort ein paar Parkplätze für Autos.
Seit dem Tunnel geht es nun leicht bergab am Hang entlang. Vorsicht an den Pfostensperren in unauffälliger Farbe.
Nun steigt die Strecke wieder an, führt leicht aufwärts durch Einschnitte und vorbei an den Weinbergen. An den Querwegen stehen die alten Warnschilder: Vorsicht, Zugverkehr! Halte an, höre und schaue!
Fast wie auf Schienen durch ein bewaldetes Gebiet abseits der Autostraßen!
Genau bei Bahnkilometer 20,317 ! Das Viadukt "Santa Natália". 87,4 m lang, 3 Bögen aus Granit.
Der nächste Bahnhof kommt in Sicht.
Chapa. Das Bahnhofsgebäude ist ein Schmuckstück!
Die Strecke hat schon ordentlich an Höhe gewonnen, tief in der Schlucht fließt der Rio Tâmega. Etwa 1 km nach dem Bahnhof Chapa endet der Asphalt.
Tiefe Einschnitte prägen diesen Abschnitt. Die Fahrbahn ist auch ohne Asphaltdecke recht gut befahrbar (bei trockenem Wetter).
Eukalyptuswald begleitet die alte Bahntrasse weiter bergauf. In der Ferne hinter der nächsten langgezogenen Kurve erkennt man bereits ein großes Viadukt.
Die Ponte das Carvalhas mit ihren vier Granitbögen überspannt den Bach Ribeira das Carvalhas.
Weit unten in der Schlucht windet sich der Rio Tamega um die Felsen.
Die Anhöhe ist erreicht, wird haben fast mühelos ca. 100 Höhenmeter überwunden. Vor uns taucht der nächste Bahnhof auf: Codeçoso, fast eine Ruine, einsam und verlassen.
An der nächsten großen Brücke (Ponte do Barreirinho) beginnt wieder der Fahrbahnausbau. Die Brücke mit zwei Natursteinpfeilern und einem Träger aus Beton hat ein neues Geländer bekommen. Die rote Fahrbahn sieht sauber und gepflegt aus. Leider behindern zwei Pfostensperren in der Fahrbahn die Radler.
Fast eben mit nur leichten "Schwankungen" verläuft die Fahrt in einer Höhe von ca. 200 m ü.NN. Der Bahnhof von Lourido ähnelt den vorigen: architektonisch schöne Gebäude mit Azulejos verziert - aber verlassen und leer. Der Ort Lourido besteht nur aus wenigen Häusern und liegt etwas abseits des Bahnhofs.
Einschnitt durch die rötlichen Felsen, ein Radweg vom Feinsten, gut gepflegt!
Stabile Metallgeländer - ein eindeutiger Vorteil, denn nur ein wenig weiter hat ein Waldbrand gewütet.
Diese Holzgeländer wurden vom Feuer zerstört. Zurück bleibt ein schreckliches Szenario.
Doch noch vor dem nächsten Ort, am Waldrand, wird die Landschaft wieder grün. Eine Brücke überquert den Einschnitt.
Einfahrt ins Bahnhofsgelände der Stadt Celorico de Basto.
Das Bahnhofsgelände von Celorico de Basto zählt zu den Highlights dieses Radwegs. Die Bahnhofsgebäude wurden restauriert, im Gepäck-"schuppen" wurde 2015 eine Jugendherberge eingerichtet.
In der "Bahnwerkstadt", einem Holzhaus, wurde ein alter Waggon ausgestellt, der mit viel Engagement restauriert wurde.
Der Radweg verlässt das Bahnhofsgelände in nördlicher Richtung, hier gibt es reichlich Parkplätze für Besucher. In einer großen Schleife gewinnt die Trasse wieder an Höhe und führt dann unter der N210 durch.
Hier war einmal der Haltepunkt Britelo. Es geht etwas aufwärts, wieder durch Einschnitte, dann am Hang des Tamega-Tales entlang.
Von der Brücke Ponte de Caniço aus hat man einen schönen Ausblick auf das Flusstal und den Spitzkegel des Berges Monte Farinha (947 m) mit der Kirche Santuário da Nossa Senhora da Graça (ein bei Rennradlern bekanntes Etappenziel der Portugal-Rundfahrt).
Der Radweg überquert nun das Viadukt Ponte de Matamá, eine der größten Granitsteinbrücken in Europa: 190 m lang, 52 m hoch. Nur ein kleiner (namenloser?) Bach fließt durch den riesigen Hauptbogen.
Der Bahnhof von Mondim de Basto bei Bahnkilometer 40,158 (Radweg: 27,2 km von Amarante) ist ein imposantes Bauwerk, verziert durch wunderschöne alte Kacheln.
Das Gebäude selbst wirkt vernachlässigt und steht leer. Weiter geht es, an den Weinbergen vorbei.
Haltepunkt Padredo, ein schlichtes Wartehäuschen. Den Bahnhof Canêdo, nur knappe 2 km weiter, schmücken dagegen wieder Verzierungen mit Azulejos.
Sogar das Toilettenhäuschen ist verziert. Weiter aufwärts schneidet sich die Trasse durch die felsige Landschaft.
Vor Vila Nune ist der Scheitelpinkt erreicht, 293 m ü.NN zeigt das GPS-Gerät. Nun geht es bergab. Vila Nune ist ein Haltepunkt (Apeadeiro). Aber gepflegt, mit Bänken und Fahrradständern. Sogar mit Straßenlampen!
Eine alte Brücke überquert die Trasse, dann bringt uns eine neue Brücke über die Autobahn A7.
Der Zielpunkt liegt vor uns: Der Bahnhof Arco de Baúlhe.
Hier endet die Bahnstrecke und damit auch die Ecopista. Die Verbindung in Richtung Guimaraes wurde nie gebaut. Hier, in Arco de Baúlhe, gibt es für Interessierte ein Eisenbahnmuseum mit Loks und Triebwagen.
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Seite zuletzt geändert am 05.06.2020