Von Cordoba nach Ecija
Zu den langen Vías Verdes zählt auch der Radweg durch das ländliche Gebiet der Provinzen Cordoba und Sevilla. Die Vía Verde de Campiña auf der stillgelegten Bahnstrecke zwischen Valchillon (Cordoba) und Marchena - genannt El Marchenilla - wurde bis vor kurzem in zwei Abschnitte unterteilt. Der erste Abschnitt führt von Cordoba zur Provinzgrenze bei La Carlota, der zweite Abschnitt führt weiter über Ecija nach Marchena, dem Ort, dem die Bahnstrecke ihren Kosenamen verdankt. Die Gesamtlänge beträgt offiziell 91,38 km, wobei die Zufahrten nicht mitgerechnet sind.
Der Zustand des Radwegs ist sehr unterschiedlich, allerdings mussten wir im Jahr 2018 leider feststellen, dass viele Bereiche schlecht gepflegt, von Vandalismus geprägt und überarbeitungsbedürftig sind. Wir haben den Abschnitt von Cordoba nach Ecija befahren. Die Länge dieses Teils beträgt 55,9 km, der reine Radwegeanteil von Vallchillón nach Ecija 44,6 km. Den zweiten Abschnitt der Via Verde von Ecija nach Marchena haben wir nicht befahren. Der Radweg hat nur einen Tunnel zu bieten, nicht weit vom Beginn der Strecke entfernt. Darüber hinaus gibt es mehrere große Brücken.
Die Via Verde de Campiña führt hauptsächlich durch eine weite Hügellandschaft, geprägt von Getreidefeldern und dem Anbau von Wein und Oliven. Das Klima ist kontinental, das heißt im Winter kalt und im Sommer oft unerträglich heiß. Das Gebiet um Ecija zählt zu den wärmsten Regionen Spaniens mit Temperaturen im Sommer von bis zu 45 Grad und einer Niederschlagsmenge von Null. Im Winter herrschen einstellige Temperaturen, auch Schnee ist möglich. Der Radler muss sich an diese Gegebenheiten anpassen. Die Infrastruktur direkt am Radweg ist schlecht, die Orte liegen abseits der ehemaligen Bahnstrecke.
Blick von der Brücke San Rafael über den Guadalquivir auf Cordoba
Der Beginn der Vía Verde ist nicht in Cordoba selbst, sondern liegt 8,5 km südwestlich am Bahnhof Valchillón. Von Cordoba aus beginnt man die Fahrt am besten an der Brücke Puente de San Rafael über den Guadalquivir (Avenida del Correjidor). Auf der südöstlichen Flussseite biegt man rechts ab und folgt dem Weg am Guadalquivir entlang. Nach 3,5 km, noch vor der modernen Brücke Puente Abbás ibn Firnás, durchquert man ein Industriegebiet und folgt der kleinen Straße A-3051 über den Hügel und hinab zum Getreidespeicher am Bahnhof Valchillón. Am Bahnhof selbst halten keine Personenzüge mehr, obwohl alle Züge der Linie Córdoba - Bobadilla dort vorbei fahren müssen.
Die Bahnstrecke zwischen Valchillon (Cordoba) und Marchena - genannt "El Marchenilla" - war von 1885- 1970 in Betrieb. Im Jahr 1941 wurde sie von der staatlichen RENFE übernommen. Sie verlor jedoch gegenüber der direkten Bahnverbindung entlang des Río Guadalquivir immer mehr an Bedeutung. Nach der Stilllegung 1970 wurden die Gleise abgebaut.
Startpunkt an der Brücke San Rafael über den Guadalquivir, die Ruinen der alten Mühlen stehen im Wasser des Flusses.
Der Startpunkt der Vía Verde liegt 8,5 km entfernt, rechts abbiegen, am Fluss entlang. Der vernachlässigte Weg sollte den Radler nicht abschrecken! Vorbei an der Puente de Andalucía. Eine Wegweisung zur Vía Verde sucht man vergebens.
Links im Gelände befinden sich die Slums von Cordoba, kein Platz zum Verweilen. Der Weg ist nun schon fast eine Prachtstraße, aber wohl etwas in Vergessenheit geraten. Die Bögen der Puente Abbás ibn Firnás tauchen auf.
Ein Wehr staut den Fluss.
Durch ein Industriegebiet erreicht man die Landstraße zum Bahnhof Vallchillón (A-3051). Als Wegweiser dient der riesige Silo, eine Infotafel der Vías Verdes ist vor Ort, der erste Hinweis auf den Radweg.
An der Straße steht ein unlesbarer, abgeblätterter Wegweiser zur Vía Verde. Dann aber steht man vor dem Beginn der Strecke. Auf dem verschmutzten Areal befindet sich auch eine Übersichtskarte.
Es geht los, aber Augen auf! Reste alter Pfostensperren und evtl. auch andere Hindernisse befinden sich mitten auf der Fahrbahn - kein seltenes Phänomen, auch bei unseren Radwegen! Die Entfernungsangaben sind noch lesbar, trotz der Schmierereien.
Die Fahrbahn besteht aus einem Splitt-Gemisch, teilweise verfestigt, aber dennoch mit reichlich losem Material. Die Beschilderung ist in die Jahre gekommen, teilweise beschädigt.
Die Brücke über den Río Guadajoz mit drei steinernen Bögen. Blick zurück: Am Horizont erkennt man noch den Getreidesilo von Valchillón.
Vorbei an einem verwahrlosten Rastplatz, dann durch ein mit Schilf bewachsenes Gebiet. Es wird hügelig, die Fahrbahn steigt leicht an.
Ein tiefer Einschnitt etwa bei Kilometer 5. Das defekte Schild warnt vor den Wasserablaufrillen (Badenes).
Der einzige Tunnel der Strecke taucht auf: Túnel de Las Tablas, 300m lang). Wie es scheint, ist er bald zugewachsen.
Die Lichtanlage ist defekt, klar, die Solarzelle über dem Westportal ist verschwunden.
Der Tunnel bleibt zurück, die Fahrbahn aus grobem Kies ist recht ruppig . Hier war der Haltepunkt (Apeadero) Las Tablas.
Kilometer 8, etwa 16 km von Cordoba. In leichtem Auf und Ab geht es über die Hügel Richtung Guadalcazar, ebenfalls noch 8 km und 25 km bis zur Provinzgrenze bei La Carlota. Die kleine Brücke wurde durch ein Feuer beschädigt.
Der Weg ist weiterhin ungepflegt, die Kilometrierung wurde herausgerissen. Von einem verwahrlosten Mirador aus erkennt man in der Ferne Almodóvar del Rio am Guadalquivir.
Der Bach Arroyo de la Torvisca hat ein grünes Band in der dürren Landschaft hervorgezaubert.
Rastplatz am ehemaligen Bahnhof Guadalcazar, Grillplatz und Fußballfeld. Hier wurde der Wegrand gemäht!
Riesige Eukalyptusbäume flankieren den Radweg und ragen in die Fahrbahn. Dann wieder ein Dickicht aus Schilf.
Die Vía Verde hat nun ordentlich an Höhe gewonnen, und der Blick in die Ebene ist frei. Der Radweg parallel zu einer Autospur führt kerzengerade Richtung Las Pinedas. In diesem Gebiet dominieren die Olivenbäume.
Nach einem kurzen Stück gemeinsam mit den (seltenen) Autos, zweigt der Radweg wieder ab auf die Trasse. In Las Pinedas erklärt eine Infotafel, dass die Bahnstrecke in den 1920er Jahren von einer russischen Dampflok befahren wurde (Sächsischen Maschinenbau AG Chemnitz?)
Der Radweg führt weiter geradeaus durch die trockenen, bereits umgepflügten Felder.
Eine hübsche Steinbogenbrücke führt über den Arroyo (Bach) Guadalmazán, der jetzt kaum Wasser führt.
Kurz danach ist die Provinzgrenze Cordoba - Sevilla erreicht. Eine einsame Tafel erklärt die Via Verde auf dem Gebiet von Sevilla. Der Ort Carlota (Cordoba) ist 7,8 km auf der Straße entfernt vom ehemaligen Bahnhof. Hier beginnt der zweite Abschnitt der Via Verde de Campiña. Nach Ecija sind es noch 24,5 Fahrradkilometer.
Der zunächst noch recht naturbelassenen Radweg, vielleicht eher ein Feldweg für die Bauern, verwandelt sich bald in einen echten Radweg, gesäumt von blühenden Büschen.
Es geht vorbei an Olivenplantagen und Baumwollfeldern.
Fast tropisch mutet das einsame Gehöft mit den Palmen an. Doch bald schon ist es wieder vorbei mit dem schönen Radweg. Die Natur hat hier die Oberhand, von Radwegpflege keine Spur.
Aber nichts ist für ewig, es wird auch wieder besser.
Schließlich überquert die Trasse die Anhöhe und führt hinab ins Tal des Río Genil.
Eine schattige Allee führt zu einem Rastplatz, ein eiserner Steg hilft bei der Überquerung der A-453.
Das Wasser des Río Genil ist braun von Schlamm wie nach einem Sturzregen. Gleich zwei Bahnbrücken überspannen den Fluss. Die Eisenkonstruktion aus dem Jahr 1885 dient als Autobrücke für die eine Spur.
Ihre jüngere Nachbarin, die Steinbrücke aus dem Jahr 1945, ebenfalls einst für die Eisenbahn gebaut, versorgt heute den Autoverkehr in der Gegenrichtung.
Unsere Zeit ist zu Ende, wir müssen noch zurück nach Cordoba. . Die Bahntrasse umrundet die Stadt Ecija und führt weiter nach Marchena.
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Seite zuletzt geändert am 10.06.2020