Letzte Befahrung: April 2016
Von Jaén nach Puente Genil (Gesamtstrecke)
Der “Olivenöl- Radweg” Via Verde del Aceite gehört zu den langen Bahntrassenradwegen in Spanien. Fasst man die drei Abschnitte "V.V. Aceite I", "V.V. Subbetica" und "Camino Natural V.V.Aceite, zusammen, so ergibt sich eine Gesamtlänge der ehemaligen "Olivenölbahn" von Jaén bis zur Einmündung in die Hauptstrecke beim Bahnhof Campo Real (ca. 6 km vor Puente Genil) von 119 Kilometern.
Die Wegweisung ist nicht einheitlich, verfahren kann man sich dennoch kaum, da der gesamte Radweg bis auf einige kurze, vom Schnellstraßenbau zerstörte Abschnitte auf der ehemaligen Bahntrasse verläuft. Der Fahrbahnbelag besteht aus Asphalt, ist aber allerdings von sehr unterschiedlicher Qualität, und manche Abschnitte sind vom Zahn der Zeit und den Wetterbedingungen gekennzeichnet. Mit einem normalen Fahrrad lassen sich alle Abschnitte bewältigen, es ist prinzipiell aber immer mit Schlaglöchern und Schäden an der Fahrbahn zu rechnen. Die eingelassenen Pfostensperren sind durch Warnschilder angekündigt, dennoch stellen diese Hindernisse eine Gefährdung für die Radler dar. Offiziell ist die erlaubte Geschwindigkeit wohl auch deshalb auf 10 kmh begrenzt, Fußgänger haben Vorrecht. (Tatsächlich hält sich kaum jemand an diese Norm). Es gibt nur drei Tunnel, eine vernünftige Beleuchtung am Fahrrad sollte dennoch selbstverständlich sein.
Unterschiedlich ist auch die Landschaft in den drei Abschnitten, die der Radweg durchquert: Der erste Abschnitt von 55 km Länge gehört zur Provinz Jaén. Er reicht von der Stadtgrenze (510 m üNN) bis an den Rio Guadajoz, der die Grenze zur Provinz Cordoba bildet. Es geht zunächst stetig leicht bergauf. Die Landschaft ist geprägt von unzähligen Olivenbäumen, die bis an den Horizont der hügeligen Landschaft reichen. Nach etwa 22 km und 140 Höhenmetern, bei der Stadt Martos (ca. 25.000 Einwohner), ist die erste Kuppe erreicht (654 m üNN), und es geht hinab zum Fluss Guadajoz (384 m üNN). Hier überquert der Radweg die Provinzgrenze nach Cordoba auf einem der riesigen Eisenviadukte, die von der französischen Schmiede Daydé y Pillé errichtet wurden.
Die riesigen Metallbrücken sind kennzeichnend für den Olivenölradweg. Neun von 13 dieser Viadukte sind allein im ersten Abschnitt der Via Verde in den Radweg eingebunden, dazu gibt es auf der Gesamtstrecke 3 Tunnel und 6 "Fußgängerbrücken" (sog. Pasarelas). Von Jaén aus, in etwa 500 m Höhe gelegen, geht es zunächst etwa 10 km aufwärts nach Torredelcampo (620 m üNN) und Torredonjimeno (620 üNN) bis zum Scheitelpunkt bei Martos (650 üNN). Dort beginnt die kontinuierliche Abfahrt über rund 30 km zum Rio Guadajoz (400 müber NN). Der Radweg setzt sich von der Provinzgrenze aus lückenlos fort (V.V. Aceite II oder V.V. Subbetica).
Der zweite Abschnitt der Via Verde del Aceite von 64 km Länge durchquert die Berglandschaft der Sierra Subbética (Nationalpark). Zwar dominieren auch hier die Olivenbäume, aber die Landschaft wird schroffer und felsiger, und die Berge rücken näher heran. Wer hier abseits der Bahntrasse radeln will, muss mit kräftigen Steigungen und mit nicht asphaltierten Wegen rechnen. Die alte Bahnstrecke führt durch tiefe Einschnitte und grandiose Ausblicke über die andalusische Landschaft werden frei. Bei Doña Mencía (ca. Kilometer 74) wird die zweite Kuppe (614 m ü.NN) erreicht. Dann geht es hinab in die Ebene nach Lucena (460 m üNN). Nun beginnt eine flache Hügellandschaft, geprägt durch landwirtschaftliche Nutzung. Etwa 4 km nach dem Ort Navas del Sepillar beginnt der 3. und neueste Abschnitt der Vía Verde, ab hier als "Camino Natural" bezeichnet und ausgeschildert. Nur noch 8 neu ausgebaute Kilometer trennen den Radler vom Ende der Bahntrasse bei den Ruinen des Bahnhofs von Campo Real. Auf Nebenstraßen erreicht man nach weiteren 6 Kilometern (Wegweiser für die Radler) die Stadt Puente Genil im Tal des Río Genil, einem Nebenfluss des Río Guadalquivir.
Anmerkung: Ein weiterer Bahntrassenradweg verbindet die Vía Verde del Aceite vom alten Bahnhof Luque aus mit der ca. 8 km entfernten, sehenswerten Stadt Baena. Diese Stichstrecke wird als Via Verde Guadajoz Subbética bezeichnet.
Der Olivenöl-Radweg enstand auf der Bahnstrecke von Jaén nach Campo Real. Sie wurde abschnittsweise fertiggestellt , 1891 der Abschnitt auf dem Terretorium von Cordoba zwischen Puente Genil und Cabra, 1893 die Verlängerung bis nach Jaen. Betreiber war die Compañía de Ferrocarriles Andaluces. Im Volksmund hieß die Strecke "El Tren del Aceite" (Olivenölbahn), da in den Zügen hauptsächlich Olivenöl aus den Anbaugebieten von Jaén, Cordoba und Sevilla zu den Häfen von Cádiz und Málaga transportiert wurde. Aber auch der Anschluss zu den metallverarbeitenden Betrieben in Linares spielte eine wichtige Rolle. Wegen der kritischen finanziellen Situation griff auch der Spanische Staat in den Betrieb der Bahnlinie ein. Im Spanischen Bürgerkrieg spielte die Bahnlinie eine wichtige Rolle als Alternative zur der durch Bomben beschädigten Strecke Espeluy-Sevilla. Nach dem Ende des Krieges 1939 verlor die Strecke an Bedeutung.
1969 war die Stillegung des Bahnverkehrs zwischen Torredonjimeno y Campo Real geplant (RENFE), dennoch blieb die Bahnlinie bis 1985 in Betrieb.
Ab 1995 war die Umwandlung zur Vía Verde in Planung, der Ausbau wurde 2001 vollendet.
Die großen Metallviadukte sind die Wahrzeichen der Vía Verde del Aceite I
Der Startpunkt der Via Verde in Jaén liegt am Westende des Sportplatzes “Complejo Deportivo Las Fuentezuelas”. Man folgt der Straße Carretera Córdoba-Valencia (Umgehungsstraße = Circunvalación) in westlicher Richtung stadtauswärts und biegt noch vor der Autobahn A-316 nach rechts in die Avenida de los Aparejadores ("Baumeisterstraße") ab. Nach einem Kilometer durch das Neubaugebiet erreicht man den Startpunkt. GPS Wegpunkt: N37.785337° W3.811963° In diesem Bereich findet man auch Parkmöglichkeiten für das Auto. Vom aktiven Bahnhof Jaén aus folgt man der aktiven Bahnstrecke in westlicher Richtung bis zum Sportgelände/Schwimmbad (Avenida de Barcelona u.a.). Dort trifft man auf den grünen Radweg bis zum Startpunkt. Entfernung vom Bhf. ca. 2 km.
Jaén im Tal des Río Guadalquivir (ca.115.000 Einwohner, 570 m üNN), Hauptstadt der gleichnamigen Provinz, ist eher weniger von Touristen frequentiert. Hoch über der Stadt liegt die mächtige Burg "Castillo de Santa Catalina" (780 m üNN). Ein Teil der Gebäude wird als Hotel (Parador) genutzt, der andere Teil mit den Burgmauern kann besichtigt werden. Von dort aus hat man einen grandiosen Blick über die Stadt und auf die Berglandschaft der Sierra de la Pandera.
Blick über die Burg von Jaén. Mitten in Häusergewimmel der Altstadt erhebt sich die gewaltige Kathedrale (16.-18. Jh).
Hohe Berge begrenzen das breite Flusstal Richtung Süden (La Pandera, 1872 m, Jabalcuz, 1640 m).
Die Vía Verde beginnt im unteren, westlichen Teil der Stadt nahe der aktiven Eisenbahnlinie westlich des Sportgeländes Las Fuentezuelas. Ein grüner Weg, schon etwas mitgenommen, führt an der Bahn entlang zum Startpunkt.
Der Weg wurde 2010 mit EU-Hilfe überarbeitet. Kilometerangaben befinden sich auf grünen Schildern am Wegrand, es gibt reichlich Pfostensperren. Die Infotafel am Startpunkt war im Frühjahr 2016 beschmiert und kaum leserlich.
Zur Erinnerung an die Bahnstrecke steht am Startpunkt ein alter Waggon, mit Graffiti "verschönert".
Es geht leicht aufwärts durch die Olivenplantagen. Hier ist der Radweg noch beleuchtet, neue Schilder warnen vor den in Fahrbahnmitte stehenden Pollern.
Vorbei an einem Rastplatz, dann, schon nach knapp 2 km, die erste 500 m kurze Umfahrung: durch den Autobahnbau wurde die Trasse zerstört. Ein ruppiger Feldweg führt hinab durch eine Unterführung und dann kräftig aufwärts wieder auf die Trasse. Offensichtlich ist die Rampe zu steil und der Weg zu schlecht: hier ist Rollstuhlverbot (siehe Schild)!
Nach der Unterquerung der Autobahn A-316 biegt der Radweg Richtung Westen ab. Die Fahrbahn besteht aus grobem Asphalt, es geht zügig voran, immer leicht bergauf.
Blick zurück über die weite Landschaft der Olivenbäume.
Vor Torredelcampo erreicht man die neue Fahrradbrücke über die Autobahn. Die bisherige Umfahrung ist entfallen.
Vorbei an einem Industriegebiet erreicht man die Straßenquerung vor dem alten Bahnhof von Torredelcampo. Die Gebäude haben einen neuen Anstrich erhalten...
...und auch der Rastplatz wurde überarbeitet. Der erste Tunnel taucht vor uns auf.
Etwa 330 m lang, mit leichter Krümmung, gut beleuchtet! Blick zurück zum Westportal.
Gleich danach erscheint das erste große Metallviadukt. Das 104,5 m lange Bauwerk der Eisenschmiede Dayde und Pillé überquert in 25 m Höhe die Schlucht Arroyada de la Piedra del Águila (frei übersetzt etwa: Adlerfelsenschlucht). Man hat einen tollen Ausblick ins Tal hinab.
Auf der Rückfahrt blieb uns wenig Zeit, den Ausblick zu genießen!
Nur 82,8 m lang ist das Viaducto Bajo aus dem Jahr 1891, das in ca. 20 m Höhe die nächste Schlucht überspannt. Die Tafel der französischen Erbauer ist noch gut erhalten.
Der zweite Tunnel tut sich vor uns auf. Auf der anderen Seite sieht man schon die Häuser von Torredonjimeno.
Zwei Brücken überqueren den Radweg in kurzem Abstand. Einfahrt in das Bahnhofsgelände (Das Bahnhofsgebäude selbst wurde offenbar längst abgerissen).
Weiter Richtung Martos. Der Felsen mit der Burgruine ist bereits in der Ferne erkennbar. Eine alte Steinbrücke überspannt die Trasse.
An der Autobahnabfahrt nach Torredonjimeno geht es auf einem Metallsteg über die Straße. Danach (bei Kilometer 18) verlässt der Radweg die von der A-316 überbaute Trasse. Eine Unterführung bringt uns auf die andere Straßenseite.
Wieder auf der Bahntrasse Richtung Martos.
Hier braut sich etwas zusammen!
Noch einmal eine Brücke über die Trasse. Der Dampf der Ölfabriken weht über die Landschaft und verbreitet den typischen Duft.
Vor der Einfahrt in die Stadt dann noch ein Eisensteg über die Autobahn. Der Felsen von Martos ist nun zum Greifen nah.
Blick auf die Stadt. Die alte Bahntrasse führt am westlichen Stadtrand vorbei. Hier kann man auch gut in den Radweg einsteigen.
Das alte Bahnhofsgebäude von Martos ist noch nicht renoviert, die ehemalige Trasse wurde dort als Straße ausgebaut. Die Via Verde verlässt das Stadtgebiet und führt unter der A-316 hindurch.
Nun geht es langsam aber stetig hinab ins Tal des Río Guadajoz, der die Grenze zur Provinz Cordoba bildet. Ein weiterer Eisensteg überquert die A-316.
Blick zurück: Ein Blütenmeer am Rande der Fahrbahn und in der Ferne der Felsen von Martos. Eine baufällige Brücke überquert die Trasse.
Das Viadukt über den Salado-Bach, 208,8 m lang, 50 m über dem Tal (Blick zurück). Dann das Viadukt über den Higueral (133 m).
Völlig unerwartet in dieser Einsamkeit taucht der verlassene Bahnhof von Vado-Jaén auf. Die nächste Ansiedlung ist kilometerweit entfernt. "Über die Kreuzung schieben" steht auf dem Schild.
Ein Bahnwärterhäuschen mit der Aufschrift "Vía Verde del Aceite" bei Kilometer 42, davor eine Info-Tafel. Schnell ist das Tal des Río Víboras ist erreicht.
Eine riesige Eisenkonstruktion überspannt den tiefen Einschnitt des Flusses: Das Viadukt ist 224 m lang und hat eine Höhe von ca. 80 m über dem Tal.
Wie ein Spielzeug wirkt daneben die mittelalterliche Brücke tief unten in der Schlucht. Auf holprigen Holzschwellen geht es über das Viadukt.
Der nahe Steinbruch diente zur Herstellung des Schotters für das Gleisbett der Bahnstrecke.
Entlang der Strecke erwarten uns zwei kleinere Viadukte von je 70 m Länge über die Einschnitte der Bäche Esponela und Chaparral.
Einfahrt in den Bahnhof Alcaudete - Fuente de Orbe.
Der alte Wasserkran und die typischen Wassertürme sind gut erhalten, aber die Eingänge des Gebäudes sind vermauert.
Weiter talwärts auf der Trasse erreicht man das Naturschutzgebiet der Laguna Honda. Dann geht es in langen Kurven hinab zum Río Gadajoz, einem Nebenfluss des Río Guadalquivir.
Nach einem tiefen Einschnitt überquert man die Schlucht des Baches La Jamputa - wieder auf einer eindrucksvollen Eisenkonstruktion!
Das Flusstal des Guadajoz, das die Provinzgrenze bildet, liegt nun rechts vor uns. 199 m lang ist das Viadukt aus dem Jahre 1891, das hier auf Metallpfeilern errichtet wurde.
Hier, bei Kilometer 55 beginnt der 2. Teil des "Olivenölradwegs", der auch Via Verde de la Subbética genannt wird. Er führt durch das Gebiet der Sierra Subbética (Naturpark).
Ein altes Bahnwärterhäuschen steht an der Grenze zur Provinz Cordoba, eine Infotafel erklärt den Streckenverlauf des 2. Abschnitts der Vía Verde del Aceite.
weiter zu den Bergen der Sierra Subbética auf der nächsten Seite.....
(Der Radweg setzt sich direkt fort als Vía Verde del Aceite II , früher Vía Verde de la Subbetica genannt. Er hat deshalb eine eigene Seite).
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Seite zuletzt geändert am 10.06.2020