Calera y Chozas - Sta. Quiteria (Puerto de San Vicente)
Die Via Verde de la Jara gehört zur Provinz Toledo und grenzt an die Region Extremadura (Provinz Carceres). Der Name der Route kommt nicht etwa von dem Flusstal, dem die Trasse einen langen Abschnitt folgt (nämlich dem Rio Huso), sondern von den dort wachsenden Cistrosen (Cistus Ladanifer) = Jara, die man besonders im oberen Abschnitt der Strecke nicht nur sehen, sondern auch riechen kann. Die klebrigen Blätter der Sträucher verströmen einen süßlicher Duft,
Der Radweg beginnt am Bahnhof des kleinen Ortes Calera y Chozas südwestlich von Talavera de la Reina, bzw. 20 km östlich von Oropesa - etwa 150 km südwestlich von Madrid. Die Gegend gehört zum Verwaltungsgebiet von Toledo und grenzt an das Gebiet der Extremadura. Insgesamt 52 km der Bahnstrecke sind als Via Verde befahrbar. Die Oberfläche besteht aus einem Teer-Splittbelag, bis auf die letzten 3 km, die nicht ausgebaut sind und Feldwegcharkter haben. Insgesamt sind knapp 300 Höhenmeter zu überwinden, also keine bemerkenswerten Steigungen in Anbetracht der Länge der Strecke. 17 Tunnel und 5 Viadukte mussten gebaut werden (im nicht befahrbaren Teil hinter Sta. Quiteria sind noch weitere Tunnel vorhanden. Die Eisenbahnstrecke sollte einmal weiter südlich bis Villanueva de la Serena führen, wurde aber nie fertiggestellt). Direkt an der Strecke gibt es keine Verpflegungsmöglichkeiten und kein Wasser, wer nicht ausreichend versorgt ist, muss in die abseits gelegenen Orte ausweichen. Der Radwegauf der Trasse endet am verlassenen Bahnhof von Sta. Quiteria, einer einsamen und verlassenen Ruine in landwirtschaftlich genutzer Umgebung. Es gibt dort keine Verpflegungsmöglichkeit und kein Trinkwasser. Ein 9,8 km langer asphaltierter Verbindungsweg führt mit reichlichem Auf und Ab zum etwas höher gelegen Ort Puerto de San Vicente, ein diskretes Schild findet sich hinter dem Bahnhofsgebäude. Auf der ganzen langen Strecke von 100 km hin und zurück haben wir nur 3 Radler getroffen.
Wer nicht direkt per Fahrrad anreist, ist auf das Auto angewiesen, denn in den kleinen Bahnhöfen der aktiven Bahnstrecke z.B. in Calera y Chozas halten die Züge nicht mehr. Eventuell gibt es eine Busverbindung, die in einer Tasche verpackte Fahrräder mitnimmt (vorher informieren).
Wer mit dem Auto anreist, hat als Übernachtungs- und Ausgangspunkt außer dem Ort Calera y Chozas auch das etwa 20 km weiter südlich gelegene Städtchen Oropesa als Alternative. Für gehobene Ansprüche bietet sich der Parador auf der Burg als stilvolle Übernachtungsmöglichkeit an. Von der Burg aus hat man eine grandiose Aussicht auf die Ebene und die Berge nordwestlich des Rio Tajo.
Offiziell beginnt der Radweg am Bahnhof von Calera y Chozas, da hier aber sowieso keine Züge mehr halten und das Auto besser im Ort selbst geparkt werden sollte, kann man sich diesen kurzen Abschnitt sparen und am östlichen Ortsrand auf den Radweg einsteigen. So vermeidet man auch die recht gefährliche Kreuzung mit der CM-4101.
Die projektierte Bahnstrecke, die in Calera y Chozas nach Villanueva de la Serena von der Hauptstrecke Madrid – Cáceres abzweigte, gehörte als strategische Bahnlinie zum sogenannten Plan Guadalhorce. Sie sollte die Strecke Madrid – Cáceres abkürzen und hatte einer geplanten Gesamtlänge von 168 km. Die Bauarbeiten in den einzelnen Abschnitten begannen zwischen 1928 und 1930, stagnierten dann während des Spanischen Bürgerkriegs und wurden erst in den 1950er Jahren wieder aufgenommen.
Die Bahnstrecke bestand aus drei Abschnitten: Dem nördliche Abschnitt (59,4 Km) zwischen Calera y Chozas (südlich der Stadt Talavera de la Reina) und Santa Quiteria (Bei Puerto de San Vicente,) sowie dem südliche Teil von Guadalupe nach Villanueva de la Serena (56,4 km), und dem unvollendeten Teilstück in der Sierra de Guadalupe. Obwohl der größte Teil der Bahnstrecke so gut wie fertig war, beschloss man 1962, die Bauarbeiten aufzugeben. Bei Einstellung der Baumaßnahmen waren bereits fast alle Bahnhöfe, Viadukte und Tunnel fertiggestellt, insgesamt waren 20 Bahnhöfe vorgesehen, 3 davon wurden nicht gebaut.
Der erste Abschnitt hatte 24 Tunnel und 6 Viadukte, darunter das Viadukt von Azután über den Río Tajo mit 248 m Länge und 60 m Höhe.
Der mittlere Abschnitt durch die Sierra de Guadalupe (52,2 Km) blieb unvollendet. Vom längsten Tunnel, dessen Länge 2264 m betragen sollte, wurden nur einige 100 m fertig gestellt. Insgesamt waren zwei große Viadukte 14 Tunnel geplant, von denen 10 letztlich fertig wurden. Das größte Bauwerk dieses Abschnitts ist das Viadukt über den Rio Guadalupejo (kurz vor Guadalupe), das sich mit 230 m Länge 50 m hoch über das Flusstal spannt. Mit 11 Bögen, davon 4 mit 40 m Breite, ähnelt es dem Viadukt von Azutan, auf dem heute die Via Verde de la Jara den Fluss Tajo überquert.Scheitelpunkt der Strecke war der Bahnhof von Santa Quiteria (Via Verde de la Jara) mit 675 m ü.NN.
Der 3. und südlichste Abschnitt zwischen Logrosan und Villanueva ist ebenfalls zum Radweg ausgebaut ("Via Verde de las Vegas del Guadiana y las Villuercas"), der Ausbau des mittleren Abschnitt durch die Sierra de Guadalupe ist inzwischen als Wanderweg abseits der begonnenen und projektierten Bahntrasse ausgebaut.
Am Bahnhof von Calera y Chozas sollte die Trasse nach Sta. Quiteria abzweigen: Hier fahren heute die Fernzüge durch, kein Halt mehr für den Nahverkehr. (Auf vorherigen Antrag soll ein Sonderstopp für Gruppen möglich sein.)
Offizieller Beginn des Radwegs Via Verde de la Jara
Einstieg bei Calera y Chozas, der Weg ist schmal und bereits stellenweise zugewachsen.
Dann geht es schnurgerade Richtung Rio Tajo
Eine Schafherde benutzt auch die Via Verde.
Vorsicht, in der Mitte des Weges sind die Sperren an einigen Stellen entfernt und es bleiben tiefe Löcher!
In den sandigen Hängen neben der Trasse haben sich massenweise Kaninchen ihren Bau gegraben. Die Tiere überqueren bisweilen blitzschnell den Radweg.
Der verlassene Bahnhof “Silos” mit Rastplatz
Mehrere Weg kreuzen die Trasse
Über einen Gitterrost und durch eine massive Sperre aus Steinblöcken
Noch 50 m bis zur Wasserstelle (trinkbar?). Der Weg ist hier sehr gut ausgebaut.
Der aufgestaute Tajo, "Embalse de Azutan“, ein fantastischer Ausblick!
Dann taucht Tunnel Nummer 1 vor uns auf.
Gleich nach dem Tunnel geht es auf das gigantische Viaducto de Azutan über den Rio Tajo.
Über die riesigen Bögen überqueren wir den Fluss:Das Viadukt ist 248 m lang, drei parabolische Bögen von 40 m Breite, auf den Seiten 3 bzw. 5 Bögen von 16 m Breite.
Atemberaubender Ausblick
Die riesigen Bögen werfen ihre Schatten auf den Fluss.
Kilometer 13 der Streck ist erreicht. Tief unten fließt der Rio Tajo Richtung Lissabon
Ein „Steinbogen“ voraus.
Durch einen felsigen Einschnitt steigt die Trasse langsam an.
Nur ein kurzer schlechter Abschnitt, dann wird es wieder asphaltiert.
Drei “Locals” sind die einzigen Radler, die wir auf der ganzen Strecke zu Gesicht bekommen.
Der Weg ist zur Hälfte geteert, 10 kmh !?
Tunnel Nummer 3 - direkt vor Aldeanueva de Barbarroya, ein großer Tunnel, der innen breiter wird.
Das alte, verlassene Bahnhofsgebäude von Aldeanueva de Barbarroya. Wer im Ort Verpflegung holen will, muss zunächst kräfti berauf strampeln!
In der Ferne tauchen die Berge auf - schnurgerade Strecke mit steilen Einschnitten in die flesige Landschaft!
Achtung Steinschlag!
Das nächste Viadukt ...
....von der Seite gesehen
Der Bahnhof Pilas dient als Wohnhaus.
Merkwürdige Steinformationen am Wegesrand
Die ersten 25 km sind geschafft.
Der nächste Tunnel taucht auf. Trotz der Fotovoltaik-Anlage funktioniert keine Beleuchtung: die Anlagen wurde beschädigt, die Schalter entfernt. Also unbedingt Beleuchtung für das Fahrrad mitnehmen, auf Schlaglöcher inj den Tunneln achten.
Verlassene Gehöfte neben der Trasse sind der einzige Hinweis auf Menschen in dieser einsamen Berglandschaft.
Der Rio Huso ist unser Begleiter bis zum Zusammenfluss mit dem Rio Frio.
Noch einer der vielen Tunnel......
... dann sind wir am Bahnhof Nava – Fuentes.
Die Gebäude sind heruntergekommen und beschmiert, Müll und Abfall liegt herum.
Die Strecke wird schlechter, kein Teerbelag mehr.
Auch im Tunnel böse Schlaglöcher, also Vorsicht!
Ein langer Tunnel folgt: ca 740 m, die Beleuchtung funktioniert nicht trotz der montierten Solarzellen: die Schalter sind abgebaut wie auf dem Bild zu sehen.
Sofort nach dem Tunnel geht es auf ein großes Viadukt über den Fluss.
Wieder asphaltiert: entlang des Rio Huso
Eine breite Piste!
Der Radweg überkreuzt die CM-411 zwischen La Nava und El Campillo.
Tunnel Nr. 11 von 18 - wir nähern uns Campillo-Sevilleja. Am Zusammenfluss von Rio Frio und Rio San Vicente liegt Los Molinos de la Jara. Die alte Mühle ist verlassen und verfallen. Sie diente früher als Getreidemühle und in den letzten Betriebsjahren auch zur Stromgewinnung.
Einfahrt in das Bahnhofsgelände von Campillo-Sevilleja
Ein stattliches Gebäude, dem Verfall preisgegeben
Dann folgt noch einmal ein langer Tunnel - wieder mit defekter Beleuchtungsanlage.
Ein verschütteter Tunnel zwingt uns zu einem kurzen Anstieg. Dann folgt der Stausee von San Vicente.
Die typischen Fahrradständer der Region: es sind noch genügend Parkplätze frei!
Weiter geht es aufwärts mit Blick auf die Berge.
Noch ein verfallener Bahnhof: La Cervilla
Und wieder ein Tunnel!
Dann endet die ausgebaute Strecke mitten in der Einöde. Die Zufahrt ist hier über eine Nebenstrasse (Cm 4162, siehe Karte) möglich.
Eine Info-Tafel verrät den Standort.
Weit kann es nicht mehr sein: Bis zur alten Station von Santa Quiteria noch 3 km unausgebauter Strecke.
Durch einen tiefen Einschnitt auf der holprigen Piste geht es weiter. Gefedertes Bike sinnvoll!
Die Wegweiser sind neu!
Endstation der Via Verde: Sta. Quiteria, der nächste Tunnel ist aber schon sichtbar!
Blick zurück Richtung Tal.
Das alte Gebäude wird von den Bauern der Region als Strohlager benutzt.
Tunnel Nummer 18, ein Tunnel von 680 m Länge …
...aber nicht befahrbar, da mit Wasser vollgelaufen.
Die andere Seite nach der Tunnelumfahrung auf einem Waldweg sieht auch nicht besser aus.
Also bleibt noch der Weg zurück. Entweder zum Ausgangspunkt, oder nach Puerto de San Vicente.
Von Santa Quiteria Bhf. führt ein asphaltierter Weg vorbei am Rastplatz an der Quelle Fuente de la Dehesa zum Ort Puerto de San Vicente, ca. 9,7 km. Die Beschilderung am Bahnhof ist recht unauffällig: in nordwestlicher Richtung hinter dem Gebäude steht ein kleiner Holzpfahl mit Messingschild.
In nordwestlicher Richtung hinter dem Hauptgebäude steht ein kleiner Holzpfahl als Wegweiser
Es geht kurz über einen Holperweg, dann ist man auf der asphaltierten Straße.
Die knapp 10 Kilometer bis in den Ort haben es in sich, in einem Auf und Ab sind nochmal 100 m Höhendifferenz zu überwinden.
Vorbei an der Fuente de la Dehesa (Feuer anzünden verboten steht auf dem blauen Aufkleber)
Auch im Ort Puerto de San Vicente findet man einen Wegweiser zum Radweg.
Von San Vicente führt ein neuer Weg auf die Passhöhe.
2016 war auch ein neuer Eisensteg über die Straße vorhanden.
An der Passhöhe bei Puerto de San Vicente endet das Gebiet von Kastilien-La Mancha, dort beginnt die Extremadura. Der Ausbau der Bahntrasse in Richtung Logrosán über Guadalupe scheint ad Acta gelegt. Inzwischen wurde ein Wanderweg abseit der projektierten und teilweise fertigen Trasse durch das Gebirge angelegt. Es fehlen 68 Kilometer Radweg, um das dritte Teilstück der Bahnstrecke , die heutige Via Verde de las Vegas del Guadiana in Logrosan zu erreichen und einen durchgängigen Radweg von 160 km Länge zu schaffen.
Ein gut ausgebauter Weg schlängelt sich hinab ins Tal Richtung Guadalupe. An manchenstellen lässt sich der Camino Natural de las Villuercas" von der Straße aus verfolgen. Einige Bereiche sind schon wieder stark zugewachsen. Die Beschilderung ist noch neu.
Das riesige Viadukt über den Guadalupejo überspannt das Tal und die Straße in luftiger Höhe: 230 m lang, 58 m über der Talsohle.
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Seite zuletzt geändert am 16.06.2020