Von Puerto del Maigmó nach Agost
Diese Vía Verde ist nach dem Namen des Gebirges, durch das sie führt (Sierra del Maigmo), und sie entstand auf der Basis der nie fertiggestellten Bahnstrecke Alcoi - Alicante. Die Strecke ist bis auf einen ganz kurzen Abschnitt nicht asphaltiert. Die ehemals funktionierende Beleuchtung in den Tunneln sind alle defekt, die Solarzellen wurden wahrscheinlich gestohlen, die Leitungen zerstört. Die Fahrbahn in den Tunneln besteht aber aus Beton, so dass man dort kaum mit Schlaglöchern rechnen muss. Einmal auf der Trasse, kann man sich kaum verfahren, es gibt keine Verpflegungsmöglichkeiten zwischen Agost und der Passhöhe von Maigmó.
Startpunkt der 22 km langen Via Verde (Kilometer Null) ist eigentlich der Bahnhof von Agost, der 5 km südöstlich des Ortes gelegen ist. Hier fahren die Fernzüge durch, es hält kein Zug mehr und die Funktion des Bahnhofs als Zubringer für den Radweg ist verloren. Das flache Profil der Bahntrasse sorgt dafür, dass man die beachtliche Höhendifferenz von ca. 330 Metern (220 m auf 660 m NN) problemlos bewältigen kann. Wer mit dem Fahrrad von Alcoi anreist (Via Verde auf dem 1.Teil der Bahnstrecke Alcoi - Alicante), beginn am Parkplatz Puerto del Maigmó direkt neben der Autobahn A7.
Die Bauwerke am Radweg umfassen 6 Tunnel und 2 große Viadukte, teils mit Natursteinen schön ausgebaut und restauriert. Das Kapital dieses Radwegs aber ist die für uns außergewöhliche Landschaft,auch "Badlands" genannt. Durch Erosion der Lehm- und Gipsböden sind tiefe Furchen und Schluchten enstanden, schroffe Berghänge und die Einschnitte der Bahntrasse in allen Farben begleiten den Radweg. Die karge Vegetation blüht schon bei wenigen Wassertropfen auf, aber die zerfurchten Hänge zeigen, dass es auch heftige Wolkenbrüche gibt.
Die Steilwände Richtung Meer bieten wohl exzellente Bedingungen für Gleitschirmflieger, die mit ihren bunten Schirmen hoch über der Landschaft ihre Kreise ziehen.
Die Stadt Alcoi war einst ein wichtiger Standort für verschiedene Industriezweige. Textil-, Papier- und metallverarbeitende Industrie waren dort angesiedelt und benötigten die Eisenbahn für den Transport ihrer Produkte. Die Stadt liegt in einer zerklüfteten Berglandschaft und der Bau von Verkehrswegen ist dort sehr aufwändig. Die vorhandenen Schmalspurbahnen schienen der Industrie jedoch nicht ausreichend, und man begann den Ausbau einer 66 km langen regulären Bahnverbindung zum Hafen von Alicante. 1932 waren die Brücken und Tunnel der Bahnstrecke fertig, jedoch nur zwei der geplanten Bahnhöfe, Alcoi und Agost. Außerdem fehlte die Elektrifizierung. Der Spanische Bürgerkrieg beendete die einstigen Pläne, zurück blieben die teilweise fertigen Strecken und die Bauwerke wie die 24 Tunnel, zahlreiche Brücken und zwei Viadukte.
Da wir von Alcoi anreisen, beginnt die Fahrt am Pass von Maigmó. Ein Parkplatz am Zubringer der Autobahn A7 mit einem Rastplatz ist der Ausgangspunkt.
Tief im Tal, in der Ferne, liegt Alicante am Mittelmeer. Die Fahrt beginnt!
Gleich zu Beginn eine der versenkbaren Auffahrsperren, die in umgeklapptem Zustand als "oberirdische" Stahlhaken aus der Fahrbahn ragen. Also - vom Gas gehen und immer mit Überraschungen rechnen!
Auf der breiten, 2016 noch neuen Trasse, beginnt die Talfahrt. Die rote Tonerde dient als Ausgangsprodukt für die Töpferwaren der Region.
Der erste (oder letzte) Tunnel der Strecke taucht auf (km 18,6), der längste des Radwegs: 525 m Dunkelheit. Statt der Reparatur der durch Vandalen zerstörten Lichtanlage gab es neue Schilder (die werden vielleicht nicht geklaut).
Unser Licht ist hell genug. Die Solarpanels hatten es den Dieben angetan, nur noch die leeren Halter wurden zurückgelassen.
Tiefe Einschnitte in die unwegsame Berglandschaft sind ein Merkmal dieser Strecke. Geländer sichern die Talseite zu einem tiefen Barranco, der nächste Tunnel ist schon in Sicht.
Bei km 17,4 liegt das Bauwerk von 381 m Länge, das Licht funktioniert natürlich auch nicht, dank der Vandalen. Blick zurück, km 18!
Einer der schönsten Abschnitte duch die zerklüftete Landschaft (Blick zurück). Wie mit dem Messer ausgeschnitten erscheint die alte Trasse.
Plötzlich ein freier Blick bis zum Meer.
Ein weiterer der 6 befahrbaren Tunnel, wir stehen unter strenger Bewachung.
"Tunnelblick" und ein tiefer Felseinschnitt.
Das Tunnelportal wurde "freigeschnitten". Ein letzter Felsrücken wird durchquert.
Die Ebene tut sich auf.
Das Viadukt von Palomaret (km 14) ist ein 200 m langes Bauwerk - Achtung, hier gibt es Autoverkehr der Anlieger!
Große Wassersammelbecken speichern das kostbare Nass. Dann liegt das nächste große Viadukt vor uns:
Forn del Vidre ("Glasofen") heißt das Bauwerk von 140 m Länge über das ewig trockene Flussbett.
Das Viadukt mündet in einen weiteren Tunnel, dann folgt noch ein felsiger Einschnitt.
Mehrere Brücken überqueren den Einschnitt.
Durch eine staubige Ebene mit neu angepflanzten Bäumen.
Ein letzter, langer Einschnitt führt in einer Schleife Richtung Agost.
Der Einschnitt wird flacher und läuft dann parallel zur Nebenstraße auf gleichem Niveau.
Ein eiserner Steg führt über das Trockenflusstal (Rambla) Derramador, die Straße muss durch die Senke. Die Kreuzung der Vía Verde mit der CV-820 wurde ebenfalls mit einem Eisensteg entschärft.
Eine neue Palmenallee säumt den Radweg, hier hat man sich viel Mühe gegeben. Auch ein neuer Rastplatz (und Parkplatz) mit Verschattung ist an der Via Verde im Ortsbereich von Agost entstanden.
Die Stadt (knapp 5000 Einw.) am Rande des Gebirgsmassives Maigmó ist für ihr Töpferhandwerk bekannt. Etwas wellig ist der Radwegverlauf entlang der aktiven Bahnstrecke ca. 1km vor dem Bahnhof.
Auch hier wieder Neuanpflanzung von Palmen entlang des Radwegs (2016). Dann ist man am Ziel: Bahnhof Agost.
Die Züge halten hier nicht mehr, das Gebäude steht leer und dient den Sprayern als Betätigungsfeld.
© Copyright Karl und Alexander Schlemmer 2005-2024
Datenschutzerklärung - Impressum - Systeminfo
Seite zuletzt geändert am 05.06.2020