Von Herzberg am Harz nach Rhumspringe und Weißenborn-Lüderode
Herzberg am Harz ist mit dem Nahverkehrszug von Göttingen über Northeim leicht erreichbar. Wer mit dem Fahrrad anreisen will, kann der Oder (Harz) folgen und trifft in Pöhlde auf den Bahntrassenradweg. Die Strecke auf der alten Bahntrasse nach Rhumspringe und Hilkerode (Anschlussradweg nach Duderstadt) führt durch eine schöne Heide- und Waldlandschaft mit der Gelegenheit, die Karstquelle der Rhume kennenzulernen. Der Abzweig vom Radweg ist beschildert. Weiter Richtung Osten folgt die Trasse der Geroder Eller durch eine sehenswerte Auenlandschaft (Naturschutzgebiet). Von Hilkerode aus folgt ein Radweg Richtung Zwinge zunächst links, dann rechts der alten Bahntrasse durch die Ellerniederung. Ab Bahnhof Zwinge ist die alte Trasse dann befahrbar, zunächst aber eher als Wanderweg geeignet. Im Jahr 2010 wurde ein Abschnitt von 500 m asphaltiert, so dass ca. 1,2 km nach Zwinge bis nach Weissenborn Lüderode ein echter, asphaltierter Bahntrassenradweg entstanden ist. Landschaftlich ist dieser Abschnitt entlang der Eller lohnenswert. Ein kurzes Stück noch auf einem Feldweg, teils auf der Trasse, und der Tunnel von Lüderode ist erreicht. Noch 700 m ist die Trasse befahrbar, danach beginnt ein Dickicht auf dem Schotterbett. Über einen Feldweg kann man die Straße erreichen. Der weitere Ausbau zum Radweg nach Bleicherode (Ende der Strecke) ist bisher nicht in Sicht.
Auf Nebenstraßen kann man der zugewachsenen Trasse bis nach Bleicherode folgen. Dort kann man das Bergwerk mit den renovierten alten Gebäuden bewundern, bevor man denaktiven Bahnhof und den Anschluss an den Nahverkehr erreicht.
Die Karstquelle der Rhume
Die Bahnstrecke Bleicherode (Ost) –Herzberg war eine 41 km lange Nebenbahn, die hauptsächlich dem Güterverkehr der ehemaligen Kalischächte in Bischofferode und dem ehemaligen Braunkohlekraftwerk in Rhumspringe diente. Die Strecke war nicht elektrifiziert. Das schwierige Terrain erforderte einen Tunnel und eine Höhenschleife. Die Bahnstrecke Bischofferode - Herzberg wurde 1911 in Betrieb genommen. Durch die Deutsche Teilung wurde die Bahnstrecke 1945 unterbrochen, der westliche Abschnitt endete in Zwinge West.
Der Personenverkehr wurde 1961 eingestellt, der Güterverkehr zwischen Zwinge und Rhumspringe endete 1971, die Gesamtstrecke wurde 1982 stillgelegt. Der Abschnitt auf dem Gebiet der DDR von der Grenze bis Bischofferode endete 1972.
Wir starten am Bahnhof in Herzberg in 235 m ü.NN. Etwa 11 km sind es abwärts nach Rhumspringe (ca. 160 m ü. NN) , 14 km bis Hilkerode. Etwa 9 (plus 2) km dieses Abschnitts verlaufen auf der alten Bahntrasse
Noch stehen die Signale auf Halt. Der Bahnhof von Herzberg ist in gutem Zustand.
Die Duderstädter Straße stadtauswärts fahren, dann über die Bahnbrücke und danach links abbiegen am Wasserwerk vorbei. Und abwärts geht die Fahrt.
Zunächst fährt man durch eine heideartige Landschaft. Dann wird die Oder überquert, die alte Bahnbrücke wurde restauriert. Die Oder (Harz) ist ein Nebenfluss der Rhume.
Der Bahnhof Pöhlde versteckt sich hinter den Büschen. Die Fahrt geht durch einen tiefen Einschnitt, überquert von der L 530.
Die Kilometrierung am Rande der Bahnstrecke ist noch vorhanden. Die normgerechte Wegweisung zeigt uns den Weg zur Rhumequelle. Diese liegt etwas 1,2 km abseits des Radwegs, lohnt aber in jedem Fall den kurzen Umweg.
Exotische Farben, ein magischer Ort? Die große Karstquelle mit einem enormen Wasserabfluss war eine Kultstätte des Quellopferkults in der Jungsteinzeit (ca. 5000 v.Chr.), wie archäologische Untersuchungen bestätigten.
Zurück auf der Bahntrasse in Rhumspringe erreicht man das Viadukt über die Rhume.
Der Radweg verlässt die Trasse jedoch schon vor dem alten Bauwerk und führt weiter am ehemaligen Bahnhof vorbei. Das Gebäude hat schon bessere Zeiten gesehen.
Der Radweg verlässt den Ort in südöstlicher Richtung entlang der alten Bahntrasse, die noch an der Kilometrierung erkennbar ist.
Am Rand des Ortes fährt man an dem riesigen Kühlturm der ehemaligen Schickert-Werke vorbei, in denen angeblich Treibstoff (Wasserstoffperoxid) für V2-Raketen hergestellt werden sollte. Das Projekt wurde aber nie vollendet. Die gespenstischen Fabrikanlagen bleiben zurück, wir sind bei Bahnkilometer 31,9 von Bleicherode Ost .
Richtung Hilkerode verläuft die Strecke parallel zur Straße. Bei Kilometer 30,8 lag der Haltepunkt Hilkerode. Die Bahnsteigkante ist noch vorhanden.
Dann überquert man die Kreisgrenze nach Osterrode. Am Abzweig verschwenkt der Radweg neben die Bahntrasse.
Das Ankeroder Kreuz, eine Gedenkstätte für die ehemalige Wüstung des 14./15. Jahrhunderts. Der Radweg führt durch die Ellerauen, zur Landesgrenze nach Thüringen ist es nicht mehr weit.
Vor Zwinge wechselt man auf die Landstraße. Die Wegweiser sind schon verblichen, das Schild hat Schieflage. Vor dem Ort, direkt an der alten Ziegelei verlief die Zonengrenze. Der Kolonnenweg der DDR Grenztruppen ist das Relikt einer vergangenen Epoche.
Am Ortseingang von Zwinge (Gemeinde Sonnenstein), direkt an der damaligen Grenze der DDR, stand einst das markante Gebäude einer Ziegelei (abgerissen). Die Grenze war von einer mehr als drei Meter hohen Mauer gesichert, ähnlich der Mauer in Berlin.
Mit der Grenzöffnung war auch das Ende der Ziegelei gekommen, 2012 wurde das sehnswerte Gebäude abgerissen. Heute "ziert" ein Solarpark das Gelände. Eine Friedenseiche wurde damals gepflanzt, zur Erinnerung an eine die fast schon vergessene Zeit.
Auch der Bahnhof Zwinge lag direkt an Grenze zur Bundesrepublik. Die Bahntrasse, erkennbar an der Pfostensperre, führt am Bahnhofsgebäude vorbei.
Der Fuß-und Radweg führt auf dem Damm an der Geroder Eller entlang. Ab etwa Ortsmitte ist der Weg asphaltiert.
2009 war der Weg auf dem Bahndamm noch naturbelassen.
Ein" biologischer" Tunnel (2009)
Auf dem Asphalt gleitet es sich natürlich besser, und bei Regen bleibt man frei von Matsch! Leider konnte man offenbar auf der schönen Wegstrecke nicht auf die anderswo längst abgebauten unfallträchtigen Poller verzichten. (zum Leidwesen von Kinderanhängern, Tandems und evtl. Rollstühlen)
Landschaftlich ist die Strecke ein Genuss!
Auch die Brücke über die Straße nach Jützenbach (L1012) wurde restauriert.
So sah es an der Brücke früher aus.
Ein echtes Vorher-Nachher-Erlebnis!
Nun geht es für etwa 1,3 km auf glatter Strecke nach Weißenborn-Lüderode (Gemeinde Sonnenstein)
In Weißenborn-Lüderode endet der Radweg auf der Trasse. Man fährt durch die Unterführung zum alten Bahnhof, hübsch restauriert und als Verwaltungsgebäude genutzt.
Am Ortsausgang beginnt die Höhenschleife. Der Radweg dreht nach Süden ab, eine Staßenbrücke überquert die Trasse.
Dann taucht der Tunnel auf.
Er ist innen komplett mit Ziegelsteinen gemauert, iIm Winter bilden sich Eiszapfen an den Wänden und der Decke.
Das Südportal des nur 204 m langen Tunnels, das nördlichen Tunnelende ist wegen der leichten Krümmung gerade noch sichtbar. Über die Brücke der Straße nach Lüderode führt der ausgefahrene Weg weiter aufwärts Richtung Stöckey und Bleicherode.
Die lehmige Trasse ist sehr naturbelassen und bei Regen aufgeweicht. Vor einem Durchlass ist dann Schluss, der Weg verlässt den Bahndamm. Eine Weiterfahrt auf der Trasse ist nicht möglich. Der Weiterbau eines Radwegs scheint in naher Zukunft leider nicht sehr wahrscheinlich. Die Bahnlinie führte führt weiter über Bischofferode nach Bleicherode Ost.
Der Weg führt nach Gerode, auf dem Durchlass hat sich ein dichtes Gestrüpp ausgebreitet.
Am Ende der Höhenschleife lag einst der Bahnhof von Stöckey, er diente der Holzverladung. Der Ort selbst ist 4,5 km entfernt. Die Straße führt nach Weißenborn-Lüderode.
Dieser Berg ist nicht der Ayers Rock, sondern die Abraumhalde der Kaligrube zwischen Bischofferode und Holungen. Die Grube ist seit 1993 geschlossen.
Das Kaliwerk „Thomas Müntzer“ wurde Ende 1993 endgültig geschlossen. Es gibt aber noch ein Bergbaumuseum.
Kalischachts Bleicherode Ost
Die Kalibergwerke von Bleicherode wurden 1990 stillgelegt.
Der Bahnhof Bleicherode Ost, dem damaligen Endpunkt der Strecke von Herzberg, liegt leider fast 3 km vom Stadtzentrum entfernt, aber hier hat man z.B. Anschluss nach Halle, Kassel und Göttingen (über Eichenberg).
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Seite zuletzt geändert am 16.12.2020