Von Schmalkalden nach Auwallenburg
Einer der landschaftlich schönsten Radwege in Thüringen ist der Mommelstein-Radweg bei Schmalkalden im Thüringer Wald (12,5 km lang). Auf der Trasse der ehemaligen Bahnstrecke Schmalkalden - Brotterode wurde im Juni 2003 dieser Radweg eröffnet, der die Radler fast mühelos durch eine großartige Landschaft aus einer Höhe von knapp 300m auf 550m über dem Meeresspiegel hinauf führt (ehem. Bhf. Auwallenburg).
Die Einbindung in die Radfernwege ist durch die Zufahrt aus dem Werratal über Wernshausen gesichert. Die gesamte Strecke von ca. 12,5 km von Schmalkalden zum ehemaligen Bahnhof Auwallenburg ist asphaltiert und führt über 6 Brücken, 2 Viadukte und als Hauptattraktion durch den 86 m langen, beleuchteten Hundsrücktunnel (Kleinschmalkalden-Tunnel). Die maximale Steigung beträgt ca. 4,5% .
Man beginnt in der Hochschulstadt Schmalkalden, einer Stadt mit schönen Fachwerkhäusern, einem eindrucksvollen Marktplatz und der Stadtkirche St. Georg und folgt der Beschilderung auf der asphaltierten Bahntrasse am Flüsschen Schmalkalde aufwärts. Durch die Wiesen am Stadtrand geht die Fahrt dann verengt sich das Tal und der Radweg gewinnt an Höhe. Er führt an Felshängen entlang und durch den kurzen Hundsrücktunnel und hinauf in die Berglandschaft des Thüringer Waldes.Nach einer Spitzkehre noch vor dem Bahnhof Kleinschmalkalden erreicht man eine Wald- und Naturlandschaft abseits der Hektik und des motorisierten Verkehrs. Nach einem tiefen Felseinschnitt (die Sperrung wegen Steinschlags wurde inzwischen aufgehoben,) endet der Radweg am ehemaligen Bahnhofsgelände Auwallenburg.
Hundsrücktunnel (Kleinschmalkalden-Tunnel)
Die alte verlassene Bahnstrecke ohne Gleise führt etwa 5 km weiter nach Brotterode. Ein weiterer Ausbau, wie schon vor Jahren im Gespräch, ist bislang leider nicht erfolgt. Man kann den Schwellen noch ein paar hundert Meter folgen, jenseits des Asphaltweges verschwindet die Trasse dann im Gehölz.
Für das Jahr 2023 wurde nun doch noch der Weiterbau des Radwegs nach Brotterode angekündigt, die Fertigstellung war für Mitte 2024 vorgesehen. Ende August 2024 habe ich noch nichts vom Fortschritt eventueller Baumaßnahmen erfahren, und die Fertigstellung scheint eher Mitte/Ende 2025 realistisch, wenn überhaupt.
Es besteht nun die Möglichkeit zu Abstechern in die Region, z.B. dem Wallenburger Aussichtsturm oder dem Wasserfall im Trusetal. Sportliche Fahrer folgen dem steilen und steinigen Weg hinauf zum Mommelsteinfelsen oder weiter zur Grenzwiese am Fuße des großen Inselsbergs (Rennsteig).
Der Bau einer Bahnstrecke aus dem Werratal in die Berge des Thüringer Waldes war aufgrund der geographischen Gegebenheiten ein mutiges Projekt. Dennoch funktionierte diese Bahnlinie, die von 1892 bis 1966 die Stadt Schmalkalden mit der Stadt Brotterode verband. Gut 350 Höhenmeter auf nur 12 Kilometern zwischen Schmalkalden und dem Haltepunkt Auwallenburg machten wegen des engen Schmalkalde-Tals einen Tunnel, ein Viadukt und eine Spitzkehre erforderlich.
Zur Zeit des Bau der Eisenbahn zwischen Schmalkalden und Brotterode gehörte das Gebiet zur preußischen Provinz Hessen-Nassau. Die Staatsbahn nach Kleinschmalkalden ging 1892 in Betrieb, zuerst mit dem Abschnitt Schmalkalden – Floh-Seligenthal, 1893 folgte die Abschnitt bis Kleinschmalkalden. 1898 ging die Kreisbahn Kleinschmalkalden - Brotterode in Betrieb. Das Ende der Bahnstrecke weist einige Kuriositäten auf. Ende 1964 wurde der Abschnitt Auwallenburg - Brotterode zunächst stillgelegt. Die Gleise abgebaut wurden abgebaut, 1986 aber wieder neu verlegt, um ein Kraftwerk zu versorgen, das aber nach der Wiedervereinigung bereits 1990 den Betrieb wieder aufgab. Der Versuch eines Weiterbetriebs der Strecke Schmalkalden – Auwallenburg als Privatbahn scheiterte 1996. Die endgültige Stilllegung wurde 2001-2002 mit der Demontage der Gleise besiegelt.
Der Radweg auf der Bahntrasse wurde im Juni 2003 eröffnet. Es folgten einige Verbesserungen, vor allem mit dem Ausbau des Viadukts in Floh-Seligenthal 2007. Die Hoffnung der Radler auf den längst überfälligen Ausbau der Bahntrasse bis Brotterode sollte nun im Jahr 2023 in Erfüllung gehen, die Fertigstellung des neuen Radwegeabschnitts war zunächst für Mitte 2024 vorgesehen.
Am Bahnhof Schmalkalden beginnt unsere Tour. Der gesamte Bahnhofsbereich wurde neu gestaltet und ein Busbahnhof eingerichtet.
Blick auf das alte Stellwerk und den Lokschuppen.
Im Jahre 2014 sah das Stellwerk dann so aus. Der Gleisbereich im Jahr 2014.
Der Bahntrassenradweg beginnt noch nicht am Bahnhof direkt, sondern erst in der Mühlengasse. Dort lagen 2008 noch die alten Schienen.
Blick auf das Rathaus von Schmalkalden. Die Beschilderung am Radweg wurde modernisiert und entspricht nun der Norm.
Dann beginnt der Radweg am Parkplatz nahe dem Krankenhaus. Eine Brücke führt über die Stille, später wird auch die Schmalkalde auf einer ähnlichen Stahlträgerbrücke überquert.
Neue Infotafeln wurden aufgestellt. Am Baumarkt ist mit Querverkehr zu rechnen, Vorsicht, Radfahrer werden leicht übersehen.
Die Hälfte einiger Sperren wurde entfernt.
Der Bahnhof Reiherstor taucht auf.
Der hübsch restaurierte Bahnhof dient als Wohnhaus
Auch an dieser Kreuzung nur noch ein "halbes" Drängelgitter ....dann doch wieder zwei Bügel.
Nach der Straßenkreuzung folgt wieder eine Brücke über die Schmalkalde.
Wir nähern uns der „Neuen Hütte“
Technisches Denkmal “Neue Hütte”, historische Erzverhüttung mit Holzkohle! Kurz vor Floh-Seligenthal gabelt sich der Weg: rechts führt die alte Strecke durch den Ort, links die neue Route über die alte Brücke.
Auffahrt über die Brücke Optisch nicht schön: das Geländer aus Gitterzaun.
Nach der Brücke wird die Bahntrasse in einer Linkskurve verlassen, dann führt die Strecke schön durch ein Wäldchen. Dieser Abschnitt ist seit 2009 auch vollständig asphaltiert.
Leicht aufwärts über freies Feld. Vorsicht an der Straßenkreuzung!
Es geht es weiter auf der Bahntrasse: bedauerlich viele Pfostensperren! Die Gestaltung der Sicherungen (Zäune) auf den Viadukten - hier bei Seligenthal - ist optisch nicht gelungen.
Es geht stetig weiter aufwärts.Der Haltepunkt Hohleborn ist heute verschwunden.
Stattdessen steht hier ein Rasthäuschen.
Der Radweg führt langsam weiter bergauf und verläuft durch ein landschaftlich schönes Gebiet zunächst zum Hundsrücktunnel, dann an Kleinschmalkalden vorbei. Nach einer Kehrtwendung und nun etwas stärkeren Steigung (etwa 4%) geht es aufwärts zum ehemaligen Bahnhof Auwallenburg.
Vom Rasthäuschen Hohleborn an der Stelle des ehemaligen Haltepunktes führt der Radweg durch ein Waldgebiet. Vorsicht: die Klappsperren liegen in umgelegtem Zustand auf der Fahrbahn!
Langsam aufwärts zum Hundsrück-Tunnel. Der südliche (talseitige) Tunneleingang
Das Nordportal mit Rastplatz. Der relativ kurze Tunnel (86 m) verläuft in einer leichten Kurve und ist gut ausgeleuchtet.
Hinter dem Tunnel geht es direkt auf das Viadukt über das Schmalkaldetal. Auch hier wird die Optik durch die hohen Gitterzäune gestört.
Das Bauwerk selbt ist gut erhalten. Kurz vor dem Bahnhof Kleinschmalkalden macht der Radweg eine Spitzkehre. Diese Streckenführung war für die Eisenbahn notwendig, um den Höhenunterschied zu bewältigen. Hier wurde ebenfalls ein Rastplatz eingerichtet.
Der ehemalige Bahnhof ist Privathaus. Durch einen Einschnitt geht es mit etwa 4% Steigung aufwärts.
Die Landschaft öffnet sich. Die Albert-Schweitzer-Hütte der Bergwacht, einfache Einkehrmöglichkeit.
Der folgende Abschnitt führt durch einen tiefen Felseneinschnitt zum Bahnhofsgelände Auwallenburg. Der seit 2009 offiziell wegen Steinschlag gesperrte Radwegeabschnitt ist seit dem Spätsommer 2022 wieder befahrbar, nachdem Sanierungsarbeiten der brüchingen Felswände durchgeführt wurden.
Die steinerne "Schlucht" der Bahntrasse ist der schönste Teil des Radwegs. Eine Bogenbrücke überspannt die alte Trasse.
in 16 Meter Höheüberkreuzt ein Waldweg die Trasse, die Wände sind stark befestigt.
Nur noch ein paar Meter bis zum (vorläufigen) Ende des Radwegs
2020 machte das Gelände einenungepflegten Eindruck, die Infotafeln verblassen zunehmens. Wir hoffen auf den Ausbau!
Die Weiterfahrt zum Mommelsteinfelsen und zum Wallenburger Turm ist auf Waldwegen für sportliche Radfahrer möglich. Eine weitere Variante führt über Waldwege ins Ehrental (steil abwärts! nur für Mountainbikes empfehlenswert!)
Die Ruine der Wallenburg mit dem Bergfried stammt aus dem 13. Jahrhundert. Der Aufstieg führt 27 Meter hinauf, von dort aus hat man einen fantastischen Blick zu den Kalibergen im Werratal und zu den Bergen der Rhön.
Die Ruine Wallenburg mit dem Bergfried stammt aus dem 13. Jahrhundert. Der Aufstieg führt 27 Meter hinauf, von dort aus hat man einen fantastischen Blick zu den Kalibergen im Werratal und zu den Bergen der Rhön.
Richtung Brotterode (Bild aus dem Jahr 2007)
Noch liegen die Schwellen.
Am ehemaligen Bahnhof Auwallenburg führt die alte Bahntrasse weiter Richtung Brotterode. Die Schienen wurden entfernt, die Schwellen liegen noch. Durch einen Einschnitt kann man der Trasse noch folgen, dann mündet die Strecke auf einen geteerten Waldweg: rechts aufwärts kommt man zu einer Kreuzung zum Abzweig zum Mommelsteinfelsen (dort beschildert). Nach langer Wartezeit: Noch in diesem Jahr (2023) soll der weitere Ausbau des Radwegs auf der alten Trasse nach Brotterode beginnen
Zum Aussichtsfelsen Mommelstein
Die Weiterfahrt vom Bahnhof Auwallenburg wird nur sportlichen Fahrern empfohlen. Mit einem Radweg hat die folgende Routenführung nur wenig zu tun, benutzt sie doch hauptsächlich schon vorhandene Waldwege. Auf dem offiziellen Streckenprofil wird die Steigung mit 4,4% angegeben, allerdings nur bis Auwallenburg. Von dort aus geht es zunächst steil bergauf, dann in großen Kehren und wechselnden Steigungen kurzfristig auch über 10% bis zum Aussichtsfelsen Mommelstein. Wer ausreichende Kondition oder genügend Ausdauer und Zeit zum Schieben hat, wird durch herrliche Waldlandschaft und letztlich durch einen grandiosen Blick bis ins Werratal belohnt.
Es geht auf Waldwegen weiter. Über die Brücke ( Blick auf den Radweg aus ca. 15 m Höhe in die "Schlucht").
Die Auffahrt auf die Brücke wurde für KFZ mit einem Poller gesperrt.
Nach der Brücke geht es kräftig bergauf. Den Wegweisern folgen! Schön aber anstrengend, für Einige eher ein Wanderweg als ein Radweg
Fingerhut, giftig!
Lieber blöd als bissig!
An der Gaststätte zweigt ein Pfad zum Mommelsteinfelsen ab, eine alte Lore verrostet.
Da hat wohl jemand übertrieben! (703 m)!
Am Mommelsteinfelsen
Von der Aussichtsplattform: Blick bis zum Monte Kali im Werratal
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Seite zuletzt geändert am 23.08.2024