Von Barcial del Barco über Benavente nach Pobladura del Valle -Teil 4 des Ausbaus auf der Bahnstrecke Plasencia - Astorga
Der vierte Abschnitt der alten Bahnstrecke Ferrocarril Vía de la Plata (Plasencia - Astorga) beginnt etwa 116 km nördlich von Salamanca, der Stadt, in der der erste Teil der Vía Verde de la Plata beginnt. Zentrum in diesem eher dünn besiedelten Teil Spaniens ist die Stadt Benavente (18.000 Einw.), etwa 140 Bahnkilometer von Salamanca entfernt. Von Benavente aus sind es nur noch gut 60 km nach Astorga, dem Endpunkt der damaligen Bahnstrecke.
Benavente eignet sich gut als Ausgangspunkt zum Kennenlernen der Region, durch die der südliche Ast des Spanischen Jakobswegs führt.
Heute befindet sich ein Hotel der Parador Gruppe in dem Gebäude. Der Torre de Caracol "Schneckenturm" hat seinen Namen von der sehenswerten Wendeltreppe, ebenso sehenswert ist die einzigartige Holzdecke im Mudejar Stil.
Die kurze Vìa Verde beginnt 8 km südlich des alten Bahnhofs von Benavente in dem kleinen Dorf Barcial del Barco (ca, 250 Einwohner) und folgt zunächst dem Río Esla Richtung Norden. Dann im Tal des Río Órbigo durch die Auenlandschaft erreicht man Benavente. Die Stadt hat eine lange Geschichte und ist heute das Zentrum für die einheimische Landwirtschaft. Schon von weitem fällt der Blick auf den Turm der einstigen Burg Castillo de la Mota , genannt Torre de Caracol (Schneckenturm), erbaut auf den Ruinen der im 19. Jahrhundert von französchen Truppen zerstörten Burganlage.
Weiter auf der Trasse, folgt man zunächst an einem Arm des Río Órbigo entlang, dann durch Steineichenwälder. Westlich erstrecken sich weite Felder, östlich des Radwegs liegt die einsame Dehesa de Mosteruelo. Ein seltsames Bild bietet sich in Villabrázaro, wo zahlreiche Lüftungskamine der unterirdischen Bodegas aus der Landschaft ragen. Inmitten der kargen Landschaft erheben sich die Ruinen des Santuario de Nuestra Señora del Valle (bei San Román), ein ehemaliges Kloster, das in Folge der "Kirchlichen Exklaustraktion von 1835" aufgegeben wurde.
Die Bodegas (Vorratskeller) von Villabrázaro
Eingerahmt von Büschen und Gestrüpp durchzieht die Trasse die Landschaft und erreicht bald den alten Bahnhof von Pobladura del Valle. Die Gebäude einer großen Fabrik für landwirtschaftliche Produkte stehen in merkwürdigem Kontrast zu den alten Bahnanlagen. Nur noch 4,9 km trennen uns von der Provinzgrenze zwischen Zamora und León. Dort endet die Vía Verde abrupt an einer Straßenbrücke im "Niemandsland", der nächste Ort, Maire de Castroponce, 160 Einw., ist 6 km entfernt.
Die Bahnlinie Ferrocarril Ruta de la Plata, die zwischen Sevilla und Gijón verkehrte, wurde 1896 in Betrieb genommen und im Abschnitt Plasencia - Astorga bereits 1985 für den Personenverkehr stillgelegt. Im Jahr 2013 wurden die Gleise entfernt, und in den folgenden Jahren begann abschnittsweise die Umwandlung in Radwege. Inzwischen sind auf der Trasse der 330 km langen Bahnstrecke 111 km Radweg entstanden, die nun noch "zusammenwachsen" müssen. Ein weiterer Abschnitt mit einer Länge von 56 km ist in der Planung (Stand Oktober 2022).
Die Vía Verde Ruta de la Plata (Camino Natural), wie der Radweg offiziell heißt, verläuft in Nord-Süd Richtung und folgt in groben Zügen dem alten Pilgerweg nach Santiago de Compostella (Jakobsweg). Die Bezeichnung "Plata" hat aber nichts mit dem Transport von Silber zu tun. Sie stammt wahrscheinlich vom maurischen Begriff für Plaster, denn die Strecke war einst von Sevilla bis nach Astorga vollständig gepflastert (Wikipedia.) Alle Abschnitte der Vía Verde de la Plata verlaufen fast vollständig auf der alten Bahntrasse, mit Ausnahme der überbauten Abschnitte (z.B. in den Städten).
Der bisher nördlichste Teil des Radwegs von Barcial nach Pobladura beginnt und endet noch abseits touristisch erschlossener Regionen, es fehlt eine Infrastruktur (Übernachung, Verpflegung). Mit dem Radwegebau wurde bereits im September 2017 begonnen, und besonders das Ende an der Provinzgrenze in dieser dünn besiedelten Region erfordert eine Anbindung an eine Stadt (La Bañeza oder Astorga).
Wer nicht eine größere zusammenhängende Tour fährt, sondern die Gegend auf der relativ kurzen Vía Verde kennenlernen will, wird am ehesten in der Stadt Benavente eine Unterkunft finden. Wir beschreiben wir die Strecke deshalb in zwei Teilen ausgehend von von Benavente. Im Jahr 2022 war die Strecke Richtung Süden (Barcial) nicht in allen Abschnitten gut gepflegt. Die Natur erringt sich rasch die Fahrbahn zurück, dennoch war die nicht asphaltierte Strecke gut befahrbar und die Beschilderung/Wegweisung in Ordnung. Eine Infrastruktur gab es weder im Verlauf noch am Zielort.
Abfahrt am Bahnhof von Benavente am westlichen Stadtrand im Park am Fluss bei Kilometer 8 des Radwegs.
Die Bahnhofsgebäude waren nicht in bestem Zustand, zu Beginn des Radwegebaus sollte in den Gebäuden eine Radler-/Wandererherberge entstehen. Die alte Lokomotive hat auch schon bessere Zeiten gesehen.
Einige Exponate aus der Eisenbahnepoche sind auf dem Gelände ausgestellt.
Vorbei am alten Wasserkran fahren wir in südlicher Richtung aus der Stadt.
Die Wegweisung sieht neu aus, gut 7 km zum ersten Ziel. Gefahr lauert bereits an der ersten Brücke: Wer nicht aufpasst fällt in den Kanal!
An der Zuckerfabrik liegen noch die Gleise. Kilometer 284,2 der Bahnstrecke.
Kilometer 5 des Radwegs. Auf dem Damm auch noch vereinzelt Schienen.
Brücke über einen Kanal am Río Esla, dann erreicht man den Fluss selbst.
Eine Eisenbrücke führt über den Fluss Esla, 252,9 m lang!
Hergestellt in Sestao (Bilbao) 1932., renoviert 1949.
Blick auf den Fluss.
Auf der anderen Flussseite steht eine Abfüllanlage mit Wasserbehälter.
Blühende Fahrbahn
Noch eine Brücke, über einen Seitenarm des Río Esla.
Durch einen Einschnitt in den sandigen Boden. Dann überquert eine Straße den Radweg.
Kurz vor dem Zielbahnhof Barcial del Barco steht eine Signal, im HIntergrund die großen Getreidesilos zur Speicherung der Ernten der Region. Dann folgt das Bahnhofsgelände.
Hier endet oder beginnt die Vía Verde. Etwa 250 Einwohner zählt dieser Ort. Die zugewachsene Bahntrasse führt weiter nach Zamora in knapp 50 km Entfernung.
Zurück zum Bahnhof Benavente ist es nicht weit. Dort setzen wir die Fahrt auf dem nördlichen Abschnitt bis zur Provinzgrenze fort (Pobladura del Valle und Maire de Castroponce).
Wieder am Bahnhof bei Kilometer 8 der Vía Verde angekommen geht die Fahrt gen Norden.
Hier steht der alte Lagerschuppen und ein rostiger Kran.
Am Rande des Flusstals führt die Strecke entlang. Dann steigt die Trasse langsam an.
Dieser Abschnitt erschein reletiv neu zu sein.
Kerzengerade mit leichter Steigung bei Kilometer 13, der Belag aus grobem Kies ist etwas kraftraubend und rutschig.
Unter der A-52 durch, dann taucht der nächste kleine Ort vor uns auf: Villabrázaro, ein Haltepunkt der ehemaligen Bahnstrecke.
Die vielen "Schornsteine" sind wahrscheinlich die Belüftung der Bodegas. Gemeint sind hier nicht etwa Wein-Gaststätten, sondern Kellergwölbe zur Vorratshaltung. Die Bewohner dieser abgelegenen Dörfer waren weitgehend auf sich gestellt und auf eine längere Lagung von Lebensmitteln angewiesen. In den Valles de Benavente in 700-800 m über dem Meer herrschen heiße und trockenen Sommer und kalte Winter.
In Blickweite, etwa bei km 16 rechts neben der Trasse, südlich des Ortes San Román del Valle, erkennt man die Ruinen des Klosters Convento del Valle, das im 19. Jahrhundert aufgegeben wurde. Eingerahmt von dichtem Bewuchs setzt die Bahntrasse ihren kerzengeraden Verlauf fort.
Das Bahnhofsgelände von Pobladura mit dem als Herberge restarierten Bahnhofsgebäude kündet das nahe Ende des Radwegs an.
Rostige Relikte der Eisenbahn
Eine riesige Fabrik beherrscht das Bild.
Kilometer 300,1
Ende des Ausbaus an der Provinzgrenze Zamora/León. So sollte es nicht bleiben, ein Ende im Nichts. Wir fahren zurück nach Benavente.
Der Brückenbogen aus dem Mittelalter: Arco del Puente del Jardín im Park am Canal de Sorribas, im Hintergrund der "Schneckenturm".
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Seite zuletzt geändert am 18.10.2022