Von Burgos nach Oña (im Ausbau: Trespaderne) - Vía Verde del Ferrocarril Santander-Mediterráneo - Tramo La Bureba
Der Ausbau der einzelnen Abschnitte des Radwegs auf der stillgelegten Bahnstrecke des "Santander-Mediterráneo" war im Jahr 2018 noch nicht abgeschlossen. Für die Befahrung der bereits fertiggestellten Abschnitte wählten wir deshalb möglichst günstig gelegene Startpunkte, in diesem Fall die Stadt Burgos. Von der sehenswerten Provinzhauptstadt aus, bekannt durch ihre große Kathedrale und die Lage am Jakobsweg, sind die beiden Abschnitte in nördlicher und südlicher Richtung gut mit dem Fahrrad erreichbar. Nach der langen Pause bedingt durch die Corona-Pandemie konnten wir im Mai 2022 den weiteren Ausbau zwischen Terminón/Castellanos de Bureba, Oña und Trespaderne auf einem kurzrn Abschnitt befahren. Bis Ende 2022 sollte die restlich Strecke bis Trespaderne fertigestellt sein.
Felsdurchbruch von "La Hoz"
Der Abschnitt nördlich von Burgos führt zunächst durch das Gebiet "Alfoz de Burgos", ein von Getreideanbau geprägtes Flachland in über 800 Metern über dem Meeresspiegel, durchquert dann den schroffen, felsigen Abschnitt "La Hoz" (Schlucht) und führt hinauf zum Ort Peñahorada, dem Scheitelpunkt der Strecke in ca. 900 m ü.NN. Durch eine karge, dünn besiedelte Berglandschaft geht es hinab ins Tal des Rio Homino. Der Radweg folgt dem Flusstal abwärts, dann durch die "Badlands" des "Valle de las Navas", geprägt von eindrucksvollen farbigen Erosionen an den Hängen zu beiden Seiten des Radwegs.
Valle de las Navas
In der Region "La Bureba" werden die Böden fruchtbarer, landwirtschaftliche Nutzung bestimmt das Bild der Landschaft, in der sich der Fluss durch das breiter werdende Tal schlängelt. Der nächste größere Ort in nördlicher Richtung ist Oña(ca.100 Einw.) mit einer historischen Altstadt und dem Kloster San Salvador. Dort hat sich der Fluss Oca tief in die felsige Landschaft gegraben, die ehemalige Bahnstrecke durchquert das Gebirge duch Tunnel und über Brücken.
Noch endet der Ausbau des Radwegs (voraussichtlich Ende 2022) am ehemaligen Bahnhof von Trespaderne (ca. 800 Einwohner).
Die stillgelegte Bahntrasse aber führt weiter talwärts zum Río Ebro und folgt dann dem Rio Nela aufwärts. Etwa 42 km nach Trespaderne erreicht sie den Ort Santelices (Viadukt) und den ausgebauten Radweg zum Tunnel von Engaña. Der fast 7 km lange Tunnel ist wegen mehrerer Einstürze nicht durchquerbar, über seine Wiedereröffnung wird seit Jahren debattiert.
Eines der großen Projekte der spanischen Bahntrassenradwege (Vías Verdes) ist der Ausbau der strategisch bedeutsamen Bahnstrecke von Santander am Atlantik nach Valencia am Mittelmeer, genannt Ferrocarril Santander-Mediterráneo (V.V. FC. Santander-Mediterráneo). Die Planung der Bahnlinie des Santander-Mediterráneo nahm ihren Anfang im Jahre 1879, der Ausbau begann aber erst im Jahre 1925. In 6 Abschnitten wurde die Strecke zwischen Calatayud und Cidad-Dosante zwischen 1927 und 1930 fertiggestellt. Letztlich fehlte nur noch ein kurzer Abschnitt auf der Nordseite der Spanischen Cordillere zwischen dem Nordportal des Tunnels von Engaña und dem Hafen von Santander. Von 1930 bis zum Ende des Spanischen Bürgerkriegs ruhten die Arbeiten, und als im Jahr 1959 nur noch 63 km der allerdings komplizierten Strecke hinab zum Atlantik fehlten, wurden die Arbeiten wieder eingestellt. Von den 31 projektierten Tunneln dieses 63 km langen Abschnitts bis zum Nordportal des fast 7 km langen Túnel de la Engaña waren nur 6 Tunnel fertiggestellt, als das Ende für den Weiterbau kam.
Die Stilllegung des aktiven Teils der Bahnstrecke begann abschnittsweise schon ab 1966, es folgten Schließungen in den 1980er Jahren. Die endgültige Stilllegung erfolgte 1995, bis auf einige kurze Abschnitte, die aus strategisch-militärischen Gründen aktiv blieben. Der Abbau der Gleise begann im nördlichen Abschnitt der Provinz Burgos im Jahr 2003.
Die spitzen Zacken im Höhenprofil sind durch Artefakte (Tunnel) bedingt und keine Steigungen!
Wir beginnen die Fahrt in Burgos am Río Arlanzon, den wir bereits von seinem Ursprung in der Sierra de la Demanda her kennen. Die Provinzhauptstadt mit ihrer historischen Altstadt ist ein attraktiver Ausgangspunkt. Über die Brücke und durch das Portal Arco de Santa María erreicht man die mächtige gothische Kathedrale.
Weniger gut zu finden ist ohne GPS der Ausgangspunkt der Vía Verde, der ca. 9 km nördlich inmitten der Felder beginnt. Wegweiser haben wir vergeblich gesucht. Jenseits der Industriegebiete am nördlichen Stadtrand bei dem kleinen Ort Sotragero beginnt (oder endet) die ausgebaute Strecke - etwa bei Kilometer 22 des Radwegs. Die folgende Beschreibung ist eine Möglichkeit, den Startpunkt mit dem Fahrrad zu erreichen. Um den Burgberg zu umgehen kann man zunächst dem Radweg am Rio Arlanzon flussabwärts folgen (ca. 1,5 km), überquert dann den Fluss an der Avenida de la Universidad. Am nächsten Kreisverkehr (Avenida Oscar Romero) beginnt ein roter Radweg, der am großen Friedhof (Cementerio Municipal San José) vorbei in das Industriegebiet im Norden der Stadt führt.
Leider endet dieser rote Radweg schon bald wieder im Industriegebiet. Weiter nördlich endet die Straße (Merindad de Cuesta Urria) als Sackgasse. Geradeaus weiter führt ein gut fahrbarer Feldweg über die neue Autostraße. Dann erkennt man rechter Hand die alte Bahntrasse des F.C. Santander-Mediterráneo.
Kilometer 259,9, nur einige hundert Meter vom ehemaligen Haltepunkt Villarmero (km 260,6) und 8,8 km vom Bahnhof Burgos. Noch ist die Trasse nicht ausgebaut, der Feldweg mündet vor Villarmero auf die kleine Straße. Nach 1,5 km erreicht man den Startpunkt der Vía Verde.
Eine Infotafel und ein Wegweiser, so beginnt der Radweg "La Bureba". Ein holpriger Feldweg, teils zugewachsen, führt auf der Trasse zurück Richtung Burgos, wo die alte Bahnstrecke von Straßen und Industrieanlagen überbaut wurde. Die Vía Verde selbst ist nicht asphaltiert, sondern erhielt eine Decke aus festgewalztem Splitt und Sand, an manchen Stellen auch schon wieder recht lose.
Es folgt zunächst eine schier endlose Gerade. Die Kilometrierung ist eher willkürlich: Kilometer 262 der Bahnlinie entspricht hier Kilometer 22 des Radwegs, Kilometer Null liegt am nördlichen Ende des kleinen Ortes Qintanarruz (17 Einw.) etwa bei Bahnkilometer 284.
Überquerung des Río Ubierna auf einer roten Brücke mit neuem Holzbelag, dann Unterquerung der Autobahn A-73. Auch danach geht es schnurgerade weiter, KIlometer 265,3, die ungeraden Hektometersteine immer links.
Der Bahnhof von Sotopalacios ist eine baufällige Ruine. Aber der schattige Rastplatz unter den großen Bäumen ist neu!
Nach dem Bahnhof geht der Radweg in einen schmalen Pfad über. Deshalb führt eine kurze Umfahrung gleich hinter dem Gebäude rechts ab und durch den Ort. Dort kann man die Nationalstraße N-623 überqueren. Am nördlichen Ortsende trifft man wieder auf die ausgebaute Strecke.
Vorbei an den Resten eines Signals. Und noch einmal kreuzt der Radweg den Río Ubierna.
Die Ruine des Bahnhofs von Villaverde de Peñahorada ist zugewuchert.
Bahnkilometer 270,7. Die Berge rücken näher heran, und ein tiefer Einschnitt taucht in der Ferne auf. Von Zeit zu Zeit stehen am Rande der Trasse noch die alten Tafeln mit den Anweisungen für den Lokführer und den Bremser.
Etwa bei Kilometer 13 des Radwegs beginnt ein felsiger Durchbruch gefolgt von zwei Tunneln: Hier hat sich der Bach "Arroyo de la Hoz" tief in das Gestein eingegraben (Desfiladero de la Hoz).
Túnel de la Hoz (84 m) - Südportal und Túnel de Callejón (121 m) - Nordportal
Fast unmerklich geht es bergauf, die schroffen Felshänge bleiben zurück, die Landschaft öffnet sich. Vorbei an einem alten Gemäuer (wahrscheinlich eine Verladeeinrichtung des nahen Steinbruchs)), dann kommt der nächste Bahnhof in Sichtweite.
Bahnhof Peñahorada, einst ein stattliches Gebäude, heute nur noch ein baufälliges Skelett, ebenso wie die Nebengebäude. Noch lange zieht sich der Bahnsteig an der Trasse entlang.
Der Scheitelpunkt der Strecke ist nicht mehr weit! Unterhalb des schroffen Felsens liegt der Ort Peñahorada, mit zwar nur noch 26 Einwohnern, aber bei den Sportkletterern der Region wohl bekannt. Die Straße CL-629 muss überquert werden, der Höhenmesser zeigt 904 m ü.NN. Ab hier geht es gemächlich bergab.
Zur Sicherung der Abhänge wurden reichlich Geländer aus Holz installiert. Auf der linken Seite kommt der Ort La Molina de Ubierna in Sicht (34 Einwohner).
Vorbei an Steinmauern und hölzernen Geländern, es geht immer noch leicht bergab.
Der Radweg überquert den Rio de La Molina. Auf dem Hügel erkennt man die Ruinen einer ehemaligen Einsiedelei (Ermita de Nuestra Señora de los Ángeles). Dann erreicht man Quintanarruz.
Von der einstigen Brücke stehen nur noch die Fundamente. Am Ortsende ist Kilometer Null dieses Wegeabschnitts, etwa bei Bahnkilometer 284.
Die Kilometerierung zählt nun wieder abwärts, ab Km 21,7 in Quintanarruz - etwas verwirrend? Der nächste Bahnhof, Lermilla-Quintanarruz, ist auch nur noch eine Ruine.
Ein alter Wasserbehälter ist übriggeblieben
In Lermilla mündet der Rio de La Molina in den Rio Homino. Es beginnt eine Fahrt durch das Valle de las Navas, ein von Erosionen geprägtes Flusstal mit bunten Sand- und Gesteinsformationen.
Im Valle de las Navas
Weiter flussabwärts am Río Homino passiert man den Bahnhof von Arconada (Radweg Kilometer 14/ Bahn-Km 292), dann den Ort Lences de Bureba.
Hier gibt es eine kleine Gaststätte/Bar. Die alte Brücke und die Kirche zeugen von vergangenen Zeiten, heute leben nur noch wenige Familien hier. Der Bahnhof ist eine Ruine.
Die Straße nach Poza de la Sal. Der touristisch interessante Ort (ca. 350 Einw.) mit seiner Burg liegt ca. 2 km abseits der Trasse. Der stattliche Bahnhof ist, wie so oft an dieser Strecke, eine Ruine.
Von der früheren Bedeutung des Ortes zeugen die Ausmaße des Bahnsteigs und der Nebengebäude.
An einer Wegekreuzung vor dem Bahnhof Castellanos endete zunächst der Ausbau für einige Jahre. Inzwischen geht es weiter Richtung Oña. Am Haltepunkt (Apeadero) Terminón-Castellanos de Bureba wurde ein Rastplatz eingerichtet, aber das Gebäude ist nur noch eine Ruine.
Die Gebäude liegen bei Bahnkilometer 307. An der Straßenkreuzung BU-P 5028 bei Terminon steht die Ruine eines Streckenpostens.
Bahnkilometer 308, die Trasse war 2019 bereits abgeräumt. Von hier sind es noch ca. 55 Bahnkilometer bis Santelices und der Verzweigung bei Cidad Dosante (km 365,7). Es dauerte noch 5 Jahre, bis der Ausbau fertig war. Inzwischen lohnt ein Abstecher zur Burg Castillo de los Rojas auf dem Berg hoch oben über dem Ort Poza de la Sal.
Atemberaubende Ausblicke tun sich auf, wenn man den etwas mühsamen, steilen Aufstieg auf den in den Felsen gehauenen Stufen wagt.
Tief unten im Tal verläuft die Via Verde auf der alten Bahntrasse, die nun im Jahr 2022 fertig werden soll.
Seit dem Jahr 2018 stagnierte der Ausbau es Radwegs kurz vor dem Ort Oña, da keine Einigkeit über den Verlauf zustande kam. Inzwischen ist die Fertigstellung in greifbare Nähe gerückt, im Mai 2022 fehlte noch der Ausbau einer Brücke über den Fluss Oca. Der Abschnitt durch das Gebirge zwischen Oña und Trespaderne zählt zu den abenteuerlichen Strecken des Radwegs. Steile Felwände ragen zu beiden Seiten des Flusses auf, man fährt über Brücken und durch Tunnels und kann die aufwändigen Bauwerke bestaunen, die für diese einst strategisch wichtige Bahnlinie gebaut wurden, die dann doch nie ganz fertiggestellt wurde.
Vorbei an der Ruine des Streckehäuschens bei Kilometer 308,1. Die Fahrbahn war 2022 mit viel losem Kies bedeckt, aber (bei trockenem Wetter) doch recht gut befahrbar.
Hinter der Ansiedlung Tamayo ragen steile Felswände empor, der Ort hat keine Einwohner mehr und gilt als aufgegeben (Wikipedia). Schon 2011 lebten hier noch eine Familie (3 Personen)
Nur ein einsamer Wächter beäugt uns misstrauisch. Vor uns liegt ein schroffes Gebirge, das durchquert werden muss. Doch zunächst erreicht man den Ortsrand von Oña, wo man am Wegesrand die alten Gleise aufgetürmt hat.
Bei der Einfahrt ins Bahnhofsgelände bietet sich ein freundliches Bild mit einem Kinderspielplatz und im Hintergrund erkennt man die historischen Gebäude mit dem mächtigen Kloster San Salvador.
Auch die Bahnhofsgebäude sind hübsch restauriert und dienen als Wander-Herberge.
Der Ort Oña, bei Bahnkilometer 312,033 gelegen, hat etwa 1000 Einwohner und eine ordentliche touristische Infrastruktur. Es gibt Übernachtungsmöglichkeiten und Gastronomie. Daher ist Oña ein guter Ort für einen Zwischenstopp. Das markanteste Bauwerk ist das Kloster San Salvador mit einem sehenswerten Kreugang.
Wir beginnen hier einen neuen Abschnitt, da die Kilometrierung des Radwegs ohnehin etwas unorthodox erscheint und nicht mit der Kilometrierung der Bahnstrecke korreliert. Die Landschaft Richtung Cidad Dosante durchquert die felsigen Schluchten Desfiladero de Rio Oca und Desfiladero de la Horadada und folgt den Flussläufen des Rio Oca, des Rio Ebro und des Rio Nela.
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Seite zuletzt geändert am 30.06.2024