Von Walkenried nach Braunlage - Südharz-Eisenbahn-Radweg (SHE)
Auf der Trasse der ehemaligen Südharz-Eisenbahn (SHE) entstand schon vor Jahren ein Radweg von Walkenried nach Braunlage (rund 25 km). Die Anfang der 1960er Jahre stillgelegte Bahnstrecke führt mit gemäßigter Steigung aus einer Höhe von 275 m ü. NN auf über 600 m und anschließend hinab nach Braunlage (550 m).
Seit unserer ersten Befahrung des Radwegs im Jahr 2009 haben sich am Radwegsverlauf keine größeren Veränderungen ergeben, allerdings hat die Qualität der Fahrbahn und die Beschilderung durch den "Zahn der Zeit" gelitten. Im unteren Abschnitt ab Walkenried ist die asphaltierte Fahrbahn durch Wurzelwerk wellig und aufgebrochen, und immer noch findet man kantige Drängelgitter und Pfostensperren im Streckenverlauf. Die Beschilderung könnte eine Nachbesserung und Reinigung vertragen, und die schmalen Pfade in einigen Abschnitten entsprechen nicht den Anforderungen eines Radwegs.
Als Familienradweg ist der Schotter- und Splittbelag der Bergstrecke nur mit Einschränkungen geeignet, und vor allem für Kinderräder mit ihren kleinen Laufrädern muss die Fahrtstrecke entsprechend angepasst werden.
Durch das massive Baumsterben, vor allem der Fichten in den Jahren 2019/2020, wurden umfangreiche Baumfällarbeiten notwendig. Die schweren Fahrzeuge der Harvester und Lastwagen haben die Wege in einigen Abschnitten stark in Mitleidenschaft gezogen, und man kann nur hoffen, dass in der Folgezeit die Fahrbahn auch des Radwegs wieder hergestellt wird.
Bahnhof Stöberhai
Dennoch ermöglicht die alte Bahntrasse weiterhin, dass auch weniger geübte Radler die faszinierende Wald- und Berglandschaft auf dem Weg durch die Berge des Harz bewältigen können. Am besten lässt sich dieser Radweg mit einem MTB/ATB befahren.
Wegen der langen Zeit, die seit der Stilllegung der Bahnlinie vergangen ist, sind Relikte des Eisenbahnbetriebs nur noch spärlich vorhanden. Hier ist besonders der alte Bahnhof Stöberhai zu nennen, der schön restauriert an historischer Stelle als Waldgasthof dient. Der Bahnhof Braunlage, der bei unserer Erstbefahrung noch erhalten war, wurde zwischenzeitlich abgerissen.
Die Bahnstrecke Walkenried–Braunlage war eine Schmalspurbahn in Meterspur. Sie wurde im Jahr 1899 eröffnet und hatte einen Anschluss zum Fuße des Wurmbergs (Güterverkehr) und einen Abzweig nach Tanne. Nach dem 2. Weltkrieg und der Teilung Deutschlands war die Strecke Brunnenbachsmühle–Tanne unterbrochen. Bereits 1958 wurde der Güterverkehr auf dem Abschnitt Braunlage–Wurmberg eingestellt, da der Betrieb nicht mehr rentabel war. Der Personenverkehr wurde zunehmend durch den Autoverkehr reduziert, so dass er im September 1962 eingestellt wurde. Güterverkehr gab es noch bis 1963, danach wurde die Strecke stillgelegt und abgebaut.
Anfang 2007 gab es erste Pläne zum Ausbau der Bahntrasse zum Wander- und Radweg. 2009 haben wir die Strecke zum ersten Mal befahren, aber noch 2017 gab es Berichte über den unvollständigen Ausbau und mangelhafte Beschilderung. Die folgenden Erfahrungen stammen aus dem Jahr 2020, leider sind noch immer Abschnitte des Radwegs unbefriedigend.
Wer mit der Bahn anreist (z.B. von Göttingen), kommt am ehemaligen Bahnhof der Staatsbahn (Northeim-Nordhausen) in Walkenried an. Das steinerne Bahnhofsgebäude aus dem Jahr 1869, in englischem Baustil (Tudor) mit Zinnen und Türmchen, ist heute Privatbesitz, ebenso wie der Bahnhof der Südharzeisenbahn in unmittelbarer Nachbarschaft. Wer genügend Zeit eingeplant hat, sollte sich den Besuch des Zisterzienserklosters nicht entgehen lassen. Die monumentale Ruine der Klosterkirche (Weltkulturerbe) ist schon von weitem von der Straße aus zu sehen.
Der erste Teil der Strecke führt uns von Walkenried nach Wieda. Dieser Abschnitt verläuft im Tal der Wieda leicht bergauf, im Ort Wieda selbst ist die Streckenführung etwas unübersichtlich, teils nicht besonders gut ausgebaut. Der zweite Abschnitt, die Bergstrecke bis Braunlage, verläuft großenteils auf der Bahntrasse durch eine einsame Waldlandschaft.
Der Bahnhof der Staatsbahn und der heutige Haltepunkt - viel moderater gestaltet.............
.....und der Bahnhof der Südharz-Eisenbahn. Wir folgen den Wegweisern oberhalb des Bahnhofs in westlicher Richtung zu den Teichanlagen im Naturschutzgebiet.
An dem engen Durchlass neben der Schranke vorbei und der Rechtskurve der Bahntrasse folgen: hier fehlt ein normgerechter Wegweiser für den Radweg. Wir fahren an den Teichanlagen vorbei und tauchen in das Waldgebiet ein.
Hier stehen die Wegweiser. Kantigen Sperren werden langsam von der Vegetation überwuchert. Ein asphaltierter Abschnitt auf dem Bahndamm beginnt.
Aber der Asphalt der Fahrbahn ist vom Wurzelwerk aufgeworfen, eine gefährliche Holperstrecke! Das waren doch nicht etwa diese......?
Auf dem Damm fährt man schnurgerade wie durch eine Allee.
Dann wieder die kantigen Sperrgitter.
Auch an der Kreuzung mit der L604 (Mönchwald) stehen zu enge Sperrgitter. Die Kreuzung ist gefährlich, auch schon früher. Einer der wenigen Unfälle der Eisenbahn ereignete sich hier im Jahr 1928.
Am Waldrand entlang parallel zur L601 geht es weiter. An der Brücke über die Wieda (Sackfabrik) erreicht man den Ortseingang: Hier befand sich der ehemalige Haltepunkt "Zündholzfabrik - Wieda Süd". Vorsicht, auch hier gibt es immer noch Schäden an der Fahrbahn.
Durch den Grünstreifen an der Straße entlang erreicht man den Park am Kurviertel.
Die alte Eisenbahnbrücke über die Wieda wurde 2009 erneuert. Damals sah es hier so aus, die Brücke war gesperrt.
Ein schmaler Pfad führt parallel zu einem Waldweg Richtung Sportgelände. Auch der asphaltierte Abschnitt ist nicht viel besser.
Der Bahnhof Wieda wurde restauriert. Hier steht auch eine Infotafel zur Geschichte.
An den Felsen entlang der Wieda durch den Ort, auf der anderen Seite des Flusses verläuft die Straße
Die Häuser rücken näher heran, oberhalb erkennt man das originelle Glockenhäuschen....
....es dient als "Ersatz" für einen Kirchturm.
Der einst breite Weg am Bach entlang.....
....macht einen vernachlässigten Eindruck.
Dann ist die Trasse überbaut, der Bereich muss umfahren werden. Auf dem asphaltierten Abschnitt geht es im Zick-Zack bergauf, dann wieder rechts ab, den Wegweisern des "Harzer Bauden Steigs" nach, zunächst auf einem Trampelpfad.
Auf einem Waldweg hinab zum Bach. Auch hier wieder ein vernachlässigter Weg, die Beleuchtung ist noch vorhanden.
Man erreicht den Kurpark. Das ganze Areal war 2020 ungepflegt. Das Hotel war geschlossen, die Minigolfanlage verrottet. Etwas weiter aufwärts auf dem Gelände befand sich ein Abzweiggleis zur Wiedaer Hütte.
Die Informationstafel wird langsam von der Natur überwuchert. Der Ofenbaubetrieb „Wiedaer Hütte“ ist längst abgerissen, die alte Eisenträgerbrücke verrottet und darf nicht betreten werden (steht auf dem Schild). Etwas weiter steht ein Rollbock, der im "Huckepack" den Transport der Regelspurwaggons auf der Schmalspurstrecke ermöglichte.
An der Straße nur 250 m weiter aufwärts befindet sich die Bushaltestelle Wieda-Waldstraße Nord. Hier zweigt der Radweg links ab auf die alte Bahntrasse.
Der zweite Teil der Strecke führt uns in die Bergwelt des Harzgebirges. Dieser Abschnitt verläuft meist auf der Bahnstrecke durch den Wald, und bis auf den alten Bahnhof Stöberhai und das Jugendwaldheim Brunnenbachsmühle trifft man auf keine menschlichen Ansiedlungen bis Braunlage. Die Strecke ist geschottert und mit grobem Kies befestigt, der teils sehr lose ist (Rutschgefahr). Einige Abschnitte jenseits des Parkplatzes Kaiserweg sind bei Regen matschig und durch die Baumfällarbeiten beschädigt.
Zunächst absteigen zum Überqueren der Straße. Die Beschilderung der Strecke entspricht nicht immer den normierten Wegweisern und ist manchmal etwas versteckt zwischen den Bäumen angebracht, vor allem im zweiten Abschnitt der Strecke.
Mit geringer Steigung geht es aufwärts durch den Wald, zunächst noch in Sichtweite der Straße.
Die Höhenschleife führt durch das Weinglastal, und schon bald taucht das Gebäude des Bahnhofs Stöberhai auf. Über die Herkunft des "merkwürdigen" Namens des höchsten Bergs im Südharz (720 m) wird spekuliert, gesicherte Daten gibt es nicht (hai: im Mittelalter Bez. für hauen, roden). Auf dem Gipfel stand einst ein 75 m hoher Turm mit einer Funkabhöranlage zur Überwachung des DDR-Funkverkehrs. Im Jahr 2005 wurde der Turm gesprengt.
Der Bahnhof Stöberhai liegt in einer Höhe von 463 m ü.NN bei Bahnkilometer 10,45 mitten im Wald. Das Gebaüde wurde restauriert und dient als Ausflugslokal.
Am Ende der Kehrschleife vor dem Bahnhof geht es durch einen felsigen Einschnitt, dann erreicht man das Bahnhofsgelände.
Hier findet man auch einige Relikte der alten Bahnstrecke. Auf der Trasse am steilen Hang entlang verlässt man das Bahnhofsareal.
Nun geht es weiter duch die Waldlandschaft mit teils felsigen Abschnitten. Auch das nächste Tal wird in einer Schleife durchfahren.
Am Ende einer weiteren Kehrschleife überquert man die L601. Kurz danach erreicht man den 15 m tiefen Einschnitt, der für die Bahnstrecke hier in die Felsen des Eselsstieger-Grundes gehauen wurde.
Die Bilder stammen noch aus dem Jahr 2009, im Jahr 2020 war der Abschnitt wegen Totholzbruch gesperrt.
Als nächstes erreicht man den Parkplatz Kaiserweg, ehemals ein Haltepunkt der Eisenbahn für Ausflügler und zur Holzverladung. Hier muss die Straße L601 überquert werden.
Die Bahntrasse nähert sich dem Scheitelpunkt. Im diesem Abschnitt war der Weg im Jahr 2020 durch umfangreiche Holzfällarbeiten in Mitleidenschaft gezogen. Auch fehlten stellenweise die Wegweiser (Abzweig rechtes Bild). Durch das Schächerbachtal fährt man hinab zur Brunnenbachsmühle. Vor der Einfahrt in den Bahnhof zweigte die Strecke in Richtung Tanne ab.
Das Jugendwaldheim Brunnenbachsmühle mit dem Empfangsgebäude der Eisenbahnstrecke, das 1901 nach einem Brand wieder aufgebaut wurde, ist restauriert und in gutem Zustand.
Weiter in Richtung Braunlage überquert die Trasse den Brunnenbach auf einem Damm in einer Rechtskurve. An der Straßenkreuzung mit der L600 hat sich in 11 Jahren nicht viel verbessert.....
.....nur die damals vorhandenen Treppenstufen sind verschwunden.
Auch die B4 muss überquert werden, dann geht es auf einem asphaltierten Weg Richtung Braunlage (3 km), 2020 stark verschmutzt von den Holztransportern.
Der Ortsrand von Braunlage ist erreicht. Geradeaus ging es zum Bahnhof.
Das große Bahnhofsgebäude (2009) wurde inzwischen abgerissen....
....., nachdem es seit Jahren vom Verfall bedroht war.
Etwas abseits steht noch eine Infotafel der Geschichte. Bereits vorher, am Ortsrand, zweigt die asphaltierte Trasse in einem Bogen Richtung Wurmberg ab (beschildert).
der Radweg führt an der Warmen Bode entlang durch die Stadt noch ca. 2,7 km weiter bergauf. Am Kurpark vorbei muss man vorsichtig sein, denn wer Unfug macht, dem werden die Finger krumm gehext (und anderes)! Die Bahnstrecke führte weiter aufwärts, am heutigen Großparkplatz an der Seilbahn vorbei zum Endbahnhof (Güterbahnhof) und ehemaligen Schotterwerk am Fuße des Wurmbergs (höchster Berg Niedersachsens, 971 m ü.NN).
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