Im Süden von Göttingen, etwa 4 km von der Innenstadt entfernt, beginnt der Radweg auf der Trasse der ehemaligen Gartetalbahn. Die Strecke ermöglicht eine relativ einfache Route nach Duderstadt und Richtung Harz und stellt den Anschluss an weitere Radwege der Region her. Da die Bahnstrecke schon 1957 komplett stillgelgt war, sind die Spuren der ehemaligen Schmalspurbahn oft nur noch schwer zu erkennen. Bei Bahnkilometer 5,7, dem ehemaligen Bahnhof Garteschenke (Bushaltestelle Garteschenke) zweigt die Strecke vom Radweg entlang der B27 nach links ab und führt in östlicher Richtung ins Gartetal. Ein landschaftlich schöner Abschnitt abseits der Autostraße führt auf der engen Schmalspurtrasse über Diemarden und Klein Lengden zur Steinsmühle, wo man den ehemaligen Bahnhof bei Kilometer 11,9 noch erahnen kann. Auf dem Radweg über Benniehausen entlang der Landstraße und am Verladebahnhof "Waterloo" vorbei, erreicht man bei Wöllmarshausen die Brücke über die Garte, die nach der Demontage 1960 im Jahre 2003 neu aufgebaut wurde. Weiter nach Rittmarshausen, wo das Gebäude des Bahnhofs hübsch restauriert als Wohnhaus dient.
An der im Jahre 2003 neu errichteten Gartetalbahnbrücke (1897) bei Wöllmarshausen
In Rittmarshausen zweigt der Radweg nach links (Osten) von der alten Bahntrasse ab und führt über den Berg, wo sie kurz vor Nesselröden wieder auf die Gartetaltrasse trifft (In Gegenrichtung ein kräftiger Anstieg!). An der Garte entlang nach Kerstlingerode und Beienrode (Bahnkilometer 20,6) ist die Trasse noch auf etwa 1,6 km befahrbar, dann findet man noch die Spuren der Eisenbahnstrecke versteckt in der Landschaft. Von Nesselröden aus nach Westerode entspricht der Verlauf des Radwegs der alten Trasse.
Die Gartetalbahn war eine knapp 36 km lange Schmalspurbahn, die von Göttingen nach Rittmarshausen und weiter nach Duderstadt führte. Der Betrieb wurde 1897 aufgenommen. Die Bahnstrecke folgte dem Tal der Garte nach Rittmarshausen. 1907 verlängerte man die Strecke bis nach Duderstadt, dieser Abschnitt wurde 1931 wieder stillgelegt. Der Personenverkehr auf der Strecke Göttingen - Rittmarshausen war bis 1957 in Betrieb, 1959 wurde auch der Güterverkehr eingestellt, anschließend wurden die Gleise entfernt.
Die Bilder der folgenden Streckebeschreibung entsprechen aus technischen Gründen nicht immer der Fahrtrichtung!
Der Bahntrassenradweg beginnt an der Garteschenke an der B27 (Reinhäuser Landstraße). Der Blick zurück Richtung Göttingen zeigt den Radweg entlang der Bundesstraße.
Noch vor der Gartebrücke links abbiegen, die verschmutzten Wegweiser nach Diemarden sind kaum noch lesbar (2020). Der Weg verengt sich schon bald auf die Breite der 750 mm Schmalspurtrasse.
Wie durch einen natürlichen Tunnel folgt man dem Bach kaum wahrnehmbar bergauf.
Weiter aufwärts öffnet sich der Bewuchs, man fährt am Rande der Wiesen entlang. Vorsicht, bei Gegenverkehr kann es auf dem schmalen Weg aus Verbundpflaster eng werden.
Vor Diemarden mündet der Radweg in einen Wirtschaftsweg (Blick zurück). An der Einmündung der Bahnhofstraße befand sich der Haltepunkt Diemarden.
Blick talwärts auf Diemarden, parallel zur Straße geht es nach Klein Lengden.
Das originelle Bahnhofsgebäude von Klein Lengden wurde in Anlehnung an das abgerissene Original gegenüber neu erstellt. Im Inneren findet man Informationen zur Bahnstrecke. NB: Nur der gut gemeinte "Felgenkiller"-Fahrradständer ruft nach einem ordentlichen Bügel.
Auf asphaltierter Strecke geht es weiter bergauf.
Am Bahnhof Steinsmühle zwängte sich die Bahn zwischen dem der Felswand und dem Gebäude hindurch.
Das Nebengebäude aus Ziegelsteinen erinnert doch sehr an die Güterschuppen der Eisenbahn.
Der Radweg führt an der Kapelle Wittmarshof (um 1580) vorbei. Sie gehörte einst zum Verwaltungsgebiet der Landgrafschaft Hessen.
Durch Benniehausen, dann im Zickzack auf einer kleinen Brücke über die Garte. Bis nach Wöllmershausen folgt der Radweg parallel der Straße.
Zwischen dem Haltepunkt Waterloo und Wöllmarshausen biegt die Trasse von der Straße ab und führt über die 45 m lange Gartebrücke.
Sie besteht aus drei Teilen, wurde 1960 abgebaut und 2003 wieder aufgebaut (der Grund hierfür ist mir nicht bekannt).
Der Radweg von Wöllmarshausen nach Rittmarshausen ist recht naturbelassen (2020).
Auch auf dem Abschnitt kurz vor der Ortseinfahrt wäre etwas Pflege kein Luxus. Der alte Bahnhof (Privathaus) dagegen ist ein Schmuckstück.
Der Radler muss sich nun entscheiden: Folgt er den Wegweisern, geht es zügig über den Berg nach Nesselröden. Hierdurch wird die Schleife der Bahnstrecke abgekürzt. Wer der Gartetalbahn folgen will, kann noch ein Stück die alte Trasse benutzen. In Nesselröden treffen sich die beiden Strecken wieder. Zunächst entlang der Nathe erreicht mann ach gut 5 km Radweg Westerode. Dort trifft man auf die ebenfalls stillgelegte Bahnlinie Duderstadt - Wulften. Abseits der Bahntrassen fährt man nach Duderstadt. Auf einem kurzen Stück ist die Trasse der Gartetalbahn noch befahrbar, am Bahnhof Duderstadt, - heute privat genutzt - endet die Fahrt. Der Kleinbahnhof ist nicht mehr vorhanden, das Areal ist überbaut.
Noch viele vergessene Bahnstrecken fristen ein trauriges Dasein, sie werden von der Natur zurückerobert. Als Rad-/Wanderwege wären sie die ideale Basis für einen sanften Tourismus nicht nur in Deutschland.
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Seite zuletzt geändert am 18.12.2020