Der etwa 37 km lange Gaubahn-Radweg auf der Trasse der ehemaligen Bahnstrecke Ochsenfurt - Röttingen - Weikersheim (Gaubahn) verbindet die Radwege im Maintal mit dem Taubertal. Auf seinem letzten Abschnitt überquert er die Landesgrenze zwischen Bayern und Baden-Württemberg, dieser letzte Abschnitt zwischen Röttingen (BY) und Weikersheim (BW), etwa 8,7 km lang, wird auch als eigenständiger Radweg beschrieben. Etwa 26,1 km verlaufen auf der ehemaligen Bahntrasse, also mit nur geringer gleichmäßiger Steigung/Gefälle, die gesamte Strecke ist bis auf den kurzen Abschnit zwischen Röttingen und Bieberehren asphaltiert. Etwa 120 Höhenmeter werden auf der angenehmen Strecke fast mühelos überwunden, und man kann beim Radeln die fruchtbare Landschaft des Ochsenfurter Gaus genießen. Vom Start in der sehenswerten Altstadt von Ochsenfurt, zum Kartäuserkloster Tückelhausen, nach Röttingen und weiter zum Weikersheimer Barockschloss und Schlossgarten bietet die Strecke einiges an Sehenswürdigkeiten.
Lok am Bahnhof Gelchsheim
Am Radweg selbst informieren Tafeln über die Geschichte der Bahnstrecke und die ehemals bedeutsamen Punkte, wie Bahnhöfe oder industrielle Bauwerke. Außerdem gibt es Rastplätze und Schutzhütten, Bewirtungsmöglichkeiten fanden wir nur in den Ortschaften. Negativ fielen die reichlich vorhandenen Pfostensperren und "Drängelgitter" auf, die an anderen Radwegen wegen ihres Unfall- und Verletzungsrisikos längst abgebaut wurden (Stand 2018).
Die Gaubahn war eine Nebenbahn der Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen und wurde Ende April 1907 eröffnet. Zunächst endete die Strecke in Röttingen, 1909 folgte der Anschluss bis nach Weikersheim. Der Schwerpunkt des Bahnverkehrs lag auf dem Transport von landwirtschaftlichen Produkten, vor allem von Zuckerrüben. Der fahrplanmäßige Personenverkehr endete schon 1974 - (endgültig letzte Fahrt am 3.5.1992). Der Güterverkehr wurde abschnittweise zwischen 1984 und 1992 eingestellt, da einige Abschnitte der Strecke sanierungsbedürftig waren und der Transport mit Lastwagen bevorzugt wurde. Die Gleise wurden bis 1994 abgebaut. Der Ausbau zum Radweg begann ca. 1995-1997, ab 2010 bis 2012 wurde die Fahrbahn abschnittsweise asphaltiert.
Vom aktiven Bahnhof der Bahnstrecke Treuchtlingen – Ansbach - Würzburg aus fährt man in westlicher Richtung am besten durch die Altstadt von Ochsenfurt.
Vorbei an den Fachwerkhäusern und dem Neuen Rathaus mit dem Lanzentürmchen (Wahrzeichen der Stadt) geht man am besten zu Fuß.
Am Rande der historischen Altstadt links ab durch die Brunnenstraße bis zur Unterführung der Bahngleise und der Umgehungsstraße ST2418. Dort stehen schon die Wegweiser zum Gaubahnradweg. Etwa 100 m weiter an der Straße in westlicher Richtung biegt der Radweg links ab (Ampel).
Kurz danach beginnt der asphaltierte Radweg auf der Bahntrasse. Die Infotafeln, gut gemacht, sind schon etwas in die Jahre gekommen.
Bei Kilometer 2,6 der Bahnstrecke, noch vor dem Kilometer 1 des Radwegs, befand sich der Haltepunkt Hohestadt.
Der Radweg gewinnt langsam an Höhe.
An der ehemaligen Ölmühle zweigte ein Industriegleis ab. Die Gebäude der Mönchsmühle kommen in Sicht.
An der kleinen Querstraße stehen einseitige Drängelgitter. Der Thierbach wird zweimal überquert.
Gleich im Anschluss überquert man die Gaukönigshofer Straße auf einer Betonbrücke.
Den Hang hinauf und über die Straße zum Kloster Tückelhausen: mal links mal rechts am Thierbach entlang und weiter aufwärts geht die Fahrt
Rechterhand liegt das mächtige Kartäuserkloster, das durch die Säkularisation im Jahr 1803 aufgehoben wurde. Heute wird das Bauwerk überwiegend privat genutzt. Das Klostermuseum verschafft den Besuchern einen Einblick in das Leben der Kartäusermönche zur damaligen Zeit.
Am Fuße des Klosterbergs lag der Bahnhof Tückelhausen, Kilometer 4,4 der Bahnstrecke. Das hölzerne Gebäude wurde 1983 abgerissen. Am Rande des Radwegs blühte hier Anfang Mai 2018 ein Meer von Bärlauch. Aber auch der Flieder am Ortsrand von Acholshausen rechtfertigt eine Verschnaufpause (Blick zurück). Wenig Freude für die Radler bereitet eine Pfostensperre in Schieflage, die problemlos von Autos umfahren werden kann, wie die Reifenspuren zeigen.
Am südlichen Ortsende von Acholshausen befand sich das steinerne Gebäude des Bahnhofs, inzwischen auch längst abgerissen. Geblieben sind Reste des Bahnsteigs und eine alte Signalanlage zur Erinnerung.
Das tief eingeschnittene Tal des Thierbachs liegt nun hinter uns, über die Felder führt der Radweg Richtung Gaukönigshofen.
Einfahrt ins Bahnhofsgelände von Gaukönigshofen.
Der schmucke Bahnhof in Holzbauweise ist gut erhalten.
Zum Abschied noch eine nutzlose Pfostensperre, die leicht umfahren werden kann. Man passiert alsbald den Abzweig zum ehemaligen Militärflugplatz Giebelstadt (Flugplatzbahn). Der Bahndamm ist durch Geländer abgesichert.
In Rittershausen befand sich eine große Verladeanlage für Zuckerrüben. Das steinerne Bahnhofsgebäude existiert längst nicht mehr. Der Radweg auf der Trasse durchquert kerzengerade die landwirschaftliche Nutzfläche. Kleine Brücken überqueren die Gräben in diesem Abschnitt.
Bei Sonderhofen überspannt eine steinerne Bogenbrücke die Trasse. Die Sperre an der Kreuzung mit der WÜ43 wird offensichtlich routinemäßig umfahren. Als Alternative wäre die Lösung mit einem Stoppschild, einer Markierung auf der Fahrbahn und das Abbremsen des Querverkehrs denkbar.
Am Ortsrand von Gelchsheim verlässt der Radweg nur für ein kurzes Stück die Trasse (Vorsicht, Pfostensperre!), dann fährt man am Lagerhaus vorbei.
Gut gelungen ist der Rastplatz am alten Bahnhof, mit einer kleinen Lokomotive und einem Aufenthaltsraum mit WC.
Vorbei an einem riesigen Schotterwerk führt die Trasse zwischen den Ortschaften Aub und Balderheim hindurch. Ein Wall verdeckt den Blick auf das Industrie-Gelände.
Der Bahnhof Aub-Baldersheim (Kreuzungsbahnhof bei Streckenkilometer 19,5) wurde inzwischen abgerissen, das Baywa-Lagerhaus ist noch erhalten.
Der Scheitelpunkt des Radwegs ist überschritten. Links (östlich) der Strecke auf dem Berg erkennt man den 23 Meter hohen Bergfried der Burgruine Reichelsberg. Dann taucht man ein in ein Waldgebiet (Blick zurück), die Trasse führt am felsigen Hang entlang.
Es beginnt eine Fahrt bergab durch einen landschaftlich schönen Abschnitt.
Vom ehemaligen Haltepunkt Burgerroth ist, versteckt in der Vegetation, nur noch eine Verladerampe übriggeblieben. Der Radweg schlängelt sich hinab ins Taubertal nach Bieberehren, dort zweigte die Stichstrecke nach Creglingen ab.
Auch von diesem Bahnhof ist nichts mehr zu sehen, nur eine Infotafel mit Foto erinnert an die einstige Bedeutung der Eisenbahn.
Der Radweg ist nun nicht mehr aspahltiert, feiner Splitt bedeckt die Fahrbahn (Rutschgefahr!).
An der nächsten Querstraße St2269 erwartet den Radler ein "Bollwerk". Drängelgitter und Steinblock sind ein lästiges Hindernis für Rollstuhlfahrer und Kinderanhänger.
Etwa 1,5 km weiter, vor dem Bahnhof Röttingen, soll man absteigen. Hier liegen auch noch Reste der alten Bahngleise.
Der Bahnhof Röttingen (Streckenkilometer 28,3) war von 1907 bis1909 der Endbahnhof der bayerischen Strecke der Gaubahn.
Röttingen besitzt seit 1275 Stadtrechte. Rund um den historischen Markplatz findet man die typischen Fränkischen Fachwerkhäuser. Im Sommer findet man auch reichlich Radtouristen, die hier an den Biertischen eine Rast einlegen (Tauberradweg).
Auf dem Tauberradweg geht es am Südufer der Tauber entlang nach Tauberrettersheim (ca. 4 km). Die alte Bahntrasse auf dem Weg nach Baden-Württemberg, verläuft gegenüber am nördlichen Ufer. In Schäftersheim, kurz nach der Landesgrenze, biegt die Bahnstrecke nach Süden ab und überquert den Fluss. Die Flutbrücken und die eisernen Bogenbrücken sind noch gut zu sehen, aber gesperrt.
Leider ist die Trasse der Gaubahn in Baden-Württemberg nicht in den Gaubahn-Radweg einbezogen und die Brücken sind gesperrt. In Weikersheim (Bismarckstraße) ist nur noch ein kurzes Stück des Bahndamms befahrbar (eigenständiger Radweg).
Am aktiven Bahnhof Weikersheim endet unsere Fahrt. Von hier aus erreicht man mit der Regionalbahn die Strecken an Main und Tauber. Mit dem Fahrrad geht es weiter z.B. auf dem Tauberradweg.
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Seite zuletzt geändert am 14.12.2020