Eine Verbindung zwischen der Weißen Elster und der Saale führt duch die hügelige Landschaft im Osten der Saale-Elster-Sandsteinplatte. Für den Radler, der in nordöstlicher Richtung unterwegs ist, bietet der Ausbau der längst stillgelegten Bahnstrecke zwischen der Stadt Zeitz (Elster) und Camburg (Saale) eine ideale Route. Auf der asphaltierten Strecke von knapp 40 Kilometern Länge, die ohne heftige Steigungen und frei von Autoverkehr ist, genießt man die Fahrt durch die Landschaft an der Grenze der Bundesländer Sachsen-Anhalt und Thüringen. Die Sehenswürdigkeiten der alten Städte im Zentrum Deutschlands und das nördlichste der 13 deutschen Qualitätsweinanbaugebiete (Saale-Unstrut) verlocken zu einer angemessenen "Verschnaufpause".
Das Schloss Moritzburg in Zeitz an der Elster (nicht zu verwechseln mit dem Schloss Moritzburg in Sachsen) ist ein mächtiges Gebäude mit großem Park. Es beherbergt u.a. ein Museum.
Der Radweg auf der Bahntrasse beginnt nicht in der Stadt, sondern etwa 1,7 km in westlicher Richtung vom Bahnhof entfernt am ehemaligen Her(r)mannschacht (Brikettfabrik) in Kretzschau, Ortsteil Grana. Der Beschilderung folgen, dann eine steile Rampe hinauf auf die asphaltierte Trasse. Vorbei an den Relikten der Eisenbahnlinie und den alten Bahnhöfen geht es stetig leicht bergauf. Bei Weickelsdorf bei Osterfeld (Kilometer 12,8) erreicht man den ersten Scheitelpunkt der Strecke (293 m ü.NN.). Bei Waldau passiert man das ehemalige Braunkohlerevier, das Betreten der Anlagen ist verboten (Lebensgefahr!). Ein alter Wasserturm, hübsch restauriert, überragt die Landschaft bei Utenbach.
Wasserturm bei Utenbach
Eine steinerne Brücke führt über die Wethau. Nach dem Friedhof von Seidewitz, an der Straßenkreuzung, verlässt der Radweg die Bahntrasse und folgt dem Eselsweg bergauf. Bei Schkölen wird die Landesgrenze nach Thüringen überquert. Vorbei an Molau, dem zweiten Scheitelpunkt der Strecke in 263 m Höhe. Es folgt ein kurzer, neu asphaltierter Abschnitt. An der Straßenbrücke vor Crauschwitz endete im August 2019 der Ausbau. Inzwischen wurde der Radweg abweichend von der alten Bahnstrecke nach Stüben weitergeführt, wo er die Saale überquert und auf den Saale-Radweg mündet. Dieser Umweg verlängert die Strecke nach Camburg um ca. 3 km.
Die Bahnstrecke Zeitz - Camburg wurde im Jahr 1897 eröffnet. Sie diente neben dem Personenverkehr vor allem dem Transport einheimischer Güter wie Zuckerrüben und Braunkohle. Nach dem 2. Weltkrieg 1945 wurde der Abschnitt zwischen Camburg und Molau als Reparationsleistung abgebaut und in die Sowjetunion verbracht. 1965 folgte die Verkürzung der restlichen Bahnstrecke um den Abschnitt Molau - Osterfeld. Wie auch anderswo, reduzierte sich der Personenverkehr in den Folgejahren, bis nach der Wende auch der Güterverkehr im Jahr 2000 schließlich eingestellt wurde. Der Bau des Radwegs begann 2011 und wurde abschnittsweise fertiggestellt. Der letzte Abschnitt war im August 2019 noch im Bau, wobei die Streckenführung abweichend von der alten Bahntrasse über Stöben und die Saalebrücke nach Camburg geführt wurde (Saale-Radweg).
Die Fahrt beginnt am aktiven Bahnhof von Zeitz (Strecke Gera - Leipzig). Wer genug Zeit hat, sollte einen Besuch der Innenstadt einplanen.
Zum Beginn des Radwegs auf der Trasse folgt man den Wegweisern auf die nördliche Seite der Bahnstrecke und fährt entlang der Naumburger Straße (B180) Richtung Gewerbegebiet West (Grana). Nach 1,6 km erreicht man den Startpunkt am Her(r)mannschacht.
Eine steile Rampe führt hinauf auf die asphaltierte Bahntrasse.
Der Elster-Floßgraben wird überquert. Das Kanalsystem aus dem 16. Jahrhundert mit einer Länge von ca. 80 km (ehemals. 93 km) diente nahezu 300 Jahre lang dem Holztransport (Flößerei). Eine Infotafel erklärt die Geschichte dieses technischen Meisterwerks.
Der Bahnhof Kretzschau bei Kilometer 3,74 der Zuckerbahn ist eher eine Ruine. In einer sanften Kurve steigt die Strecke langsam an.
Die Kreuzung mit der Bundesstraße B180 ist mit Drängelgittern verbarrikardiert, wie so viele andere Kreuzungen am Radweg. Einige alte Hektometersteine der Bahn sind erhalten geblieben.
Der Bahnhof Droyssig ist bewohnt (evtl. Übernachtungsmöglichkeit). Eine überdimensionierte Schiene als Fahrradständer: Schienenersatzverkehr!
Bei Kilometer 8,2 der Bahnstrecke
Es geht auch ohne Sperren...... aber nicht lange.
Vorbei am Hasselteich und weiter aufwärts durch die Natur, ein schöner Wegabschnitt.
Das Bahnhofsgebäude Weickelsdorf (km 12,68) existiert nicht mehr. Nach der Straßenkreuzung beginnt die Talfahrt. Die Autobahn A9 überquert die Trasse.
Weiter talwärts liegt rechter Hand der ehemalige Haltepunkt Waldau (Kilometer 15). Die Station ist der Bahnhof Osterfeld.
2018 war das Gebäude eher eine Ruine, ein Jahr später ist die Restaurierung im Gang.
Es geht weiter bergab Richtung Utenbach. Von hier aus hat man einen weiten Blick über die Landschaft.
Es folgt ein Waldgebiet, dann taucht unvermittelt der alte Wasserturm von Utenbach auf.
Ein imposantes Bauwerk, fast ein Wahrzeichen des Zuckerbahn-Radwegs
Das Bahnhofsgebäude von Utenbach versteckt sich hinter dichtem Bewuchs. Ein steinernes Viadukt führt über die Wethau, einem Nebenfluss der Saale.
Zwei mächtige Bäume bewachen den Friedhof von Seidewitz. Der Ausbau der Trasse endet zunächst an der Kreisstraße. Auf 2 km Länge führt ein Asphaltweg aufwärts und umgeht den Ort Schkölen.
Dann biegt der Radweg nach rechts ab, das ist wohl wieder die alte Bahntrasse. Dieser Abschnitt wurde erst Ende 2018 als "Multifunktionaler Weg" fertiggestellt. Die Strecke führt westlich an Molau vorbei.
Auch der Abschnitt vor Sieglitz wurde erst 2018 fertig. Der Weiterbau (Abschnitt 23) sollte bis Februar 2019 abgeschlossen sein.
Bei unserer Befahrung im August 2019 endete der Ausbau an dieser Brücke über die Landstraße bei Crauschwitz.
Die Weiterfahrt von Crauschwitz nach Tümpling, abwärts auf asphaltiertem Weg war kein Problem. Etwa 1,5 km westlich von Crauschwitz überquert man die Landesgrenze nach Thüringen. In Tümpling trifft man wieder auf die Reste der alten Bahnlinie (Widerlager einer alten Straßenbrücke).
Ein abenteuerlicher Weg (Fußweg!) führt an der Saale entlang nach Camburg, vorbei am "Klausloch", einer Höhle mit einer kleinen Kapelle eines Einsiedlers.
In Camburg erreicht man den Zug nach Jena und den Anschluss an die Fernstrecken. Wir werden den letzten Abschnitt des Zuckerbahn-Radwegs demnächst noch erkunden, sofern das Wetter und die Corona-Pandemie dies zulässt.
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