Von Calahorra nach Arnedillo
Die Via Verde del Cidacos ist ein 34 Kilometer langer Radweg auf einer ehemaligen Bahntrasse, die dem Rio Cidacos von seiner Mündung in den Ebro bei Calahorra bis zu den Thermalquellen von Arnedillo folgt. Über 300 Höhenmeter werden auf der alten Trasse problemlos bewältigt. Man fährt zunächst durch eine weite Ebene, dann aber in ein zerklüftetes, von Erosion geprägtes Gebirge, in dem noch Kolonien von Gänsegeiern zu beobachten sind. Zwei Tunnel und zwei Brücken, das klingt in Anbetracht einiger anderer Vías Verdes nicht gerade beeindruckend, aber die Formen und Farben der Landschaft, sowie die Einsamkeit der Bergwelt, in die man nach Verlassen der größeren Ansiedlungen eintaucht, machen den Reiz dieses Radweges aus.
Die Figuren "El Picuezo" und "La Picueza", wahrscheinlich wegen eines Trauben-Diebstahls in Stein verwandelt
Von der Stadt Calahorra aus folgt die Via Verde dem Verlauf des Rio Cidacos, einem südlichen Nebenfluss des Ebro. Etwa 50 km südöstlich von Logroño und 130 km nordwestlich von Zaragoza liegt der Ausgangspunkt in einer von Touristen wenig besuchten Region. Hauptsächlich auf der ehemaligen Bahntrasse erreicht man mühelos nach 34 km den Badeort Arnedillo mit seiner Thermalquelle im bergigen Hinterland des Ebrotals. Im unteren Teil herrscht noch landwirtschaftliche Nutzung vor, weiter in den Bergen, wo früher die Eisenerzminen betrieben wurden, findet man eine wenig berührte Naturlandschaft, in der noch Kolonien von Gänsegeiern (Buitres Leonados) zu beobachten sind. „Nur“ zwei Tunnel und zwei Brücken täuschen darüber hinweg, dass dieser Radweg durch eine spektakuläre Landschaft des Rioja führt.
In Calahorra hat man Anschluss an die Züge der RENFE, ansonsten gibt es eine Autobusverbindung nach Arnedillo. Übernachtungsmöglichkeit und Verpflegung findet man außer in Calahorra noch in Arnedo, Herce und Arnedillo.
Die „kleine Schwester“ dieses Radwegs, die Via Verde de Préjano, die vier Kilometer vor Arnedillo ins Gebirge abzweigt, sollte man bei Gelegenheit auch noch befahren. Nur 5 km lang führt sie in eine Höhe von 730 m NN zu den alten Eisenminen und in ein Gebiet, in dem Spuren von Dinosauriern gefunden wurden.
Die bewegte Geschichte der Bahnlinie Calahorra - Arnedillo - Préjano begann mit einer Konzession im Jahr 1920. 1924 begann der Verkehr auf der Strecke bis Prejano. Die Bahnlinie wurde nie elektifiziert, obwohl die Betreibergesellschaft den wohlklingenden Namen Sociedad de Ferrocarriles Electricos (SFE) trug. Wirtschaftliche Gründe führten im Jahr 1935 zur Einstellung des Betriebes. Im Jahre 1938, noch während des Spanischen Bürgerkriegs (1936 - 1939) begannen die Arbeiten an der Verbesserung der Bahnstrecke und 1942 ging der Abschnitt Calahorra - Arnedo wieder in Betrieb, ab 1946-47 wurde die Bahnhnlinie bis Arnedillo vollständig befahren. Im weiteren zeilichen Verlauf kam die Strecke unter die Obhut des Staatsunternehmens der spanischen Schmalspurbahnen FEVE (Ferrocarriles de Vía Estrecha) "FEVE", bis 1966 die komplette Strecke stillgelegt wurde.
Mehr als dreißig Jahre später, im Jahr 1998, wurde die Trasse nach Arnedillo zur Vía Verde ausgebaut, ein Jahr später auch der Abschnitt nach Préjano.
Im Parque del Cidacos, am südwestlichen Rand von Calahorra nahe der Autobahn AP-68, beginn der Radweg durch das Flusstal mit ganz geringer Steigung, zunächst Richtung Südwesten am linken Flussufer entlang. Eine neue Holzbrücke zweigt auf die andere Flussseite ab, wir fahren geradeaus unter der Autobahn durch.
Das sieht zunächst nicht sehr erfreulich aus, auch die Sprayer waren schon hier, aber so schnell lassen wir uns nicht entmutigen. Bald ist der erste Kilometer geschafft.
Eine holprige Piste erwartet uns auf der anderen Seite. An einem öden Rastplatz neben der Autostraße informieren uns einige Tafeln über die römischen Ursprünge der Region und die archäologischen Ausgrabungen (Cerro Sorbón, keine Besichtigungsmöglichkeit laut Führer).
Endlich geht es auf die „richtige“ Bahntrasse, schön asphaltiert. Entlang der Straße, fährt man 8 km bis Autol durch ein plattes Land.
Sehr trocken sieht die Gegend aus, obwohl der Fluss nicht weit entfernt ist. Eine schier endlose Gerade, aber die Berge tauchen schon in der Ferne auf!
Vorbildliche Wegweiser mit Entfernungs- und Zeitangaben!
Am ehemaligen Haltepunkt (Apeadero) Rio Livillos ist ein Rastplatz eingerichtet, es gibt Trinkwasser. (Die Vandalen waren wohl auch schon hier, das übliche Geschmiere an den Wänden).
Vor dem Ort Autol muss die Straße überquert werden. Die Bahntrasse führt nicht direkt durch den Ort, ein Abstecher muss jedoch sein, um die versteinerten Figuren im Ort zu besichtigen. Auf der Hauptstraße durch den Ort bleiben und durch einen kurzen Tunnel: El Picuezo und La Picueza, die Wahrzeichen der Region. Niemand weiß, woher diese Namen stammen, verschiedene Legenden ranken sich um die Figuren.
Wieder zurück auf der Vía Verde passiert man den alten Bahnhof von Autol.
Eingeschnitten in den sandigen Boden führt der Radweg vorbei an einem Staubecken, der erste Tunnel taucht auf. Kerzengerade, Beleuchtung defekt!
Das Südportal des 575 m langen „Túnel del Gollizo“
Die Straße muss überquert werden.
Steile Felswände begleiten uns bis nach Quel, über der Stadt thront eine alte Burg
Das Tal schein fruchbar zu sein, Feigen und Zitrusfrüchte wachsen überall. Wir fahren durch die „Eisenbahnstraße“.
Achtung: nicht den kleinen Wegweiser links ab am Ortseingang übersehen!
Eine provisorische Wegführung wegen Bauarbeiten!?
Jetzt geht es diekt am Fluss entlang Richtung Arnedo.
Am Rio Cidacos entlang führt der Weg weiter langsam bergauf nach Arnedo. Vor dem Ort folgt man den Schildern durch die Gartenlandschaft. In Arnedo ist die Trasse auf etwa 2 km überbaut, eine Umleitung ist ebenfalls beschildert.
Arnedo ist eine Stadt der Schuhindustrie! Ein markanter Felsen über der Stadt, bewohnt von Raubvögeln.
Der Weg nimmt die Umleitung durch die Kleingärten. In einer Parkanlage trifft man wieder auf den Fluss.
Durch die Wälder am Rand des Rio Cidacos. Eine Brücke führt zum Kloster Ntra.Sra. De Vico.
Viel Wasser führt der Fluss im September nicht. Wir verlassen die Ufer des Cidacos und biegen rechts ab auf die Bahntrasse. Als staubiger Weg führt die Bahntrasse zurück nach Arnedo, eine Alternativroute!
Wir müssen in die andere Richtung, hier sieht der Weg besser aus. Hinter dem Schilfgürtel tauchen neue Berge auf.
Wir sind in Herce. Der alte Bahnhof ist heute eine Jugendherberge
Und wieder geht es über den Fluss: ein breites Flussbett ohne Wasser zu dieser Jahreszeit
Etwas kräftiger aufwärts führt nun die Trasse, schön asphaltiert, in Richtung auf die Berge zu.
Auf der Höhe von Santa Eulalia Bajera zweigt ein steiler Zubringer zur Via Verde de Préjano links ab. Der Bahnhof von Préjano, das 2,3 km weiter in den Bergen liegt, ist Privatbesitz und eingezäunt. Auch die alte Lokhalle ist deutlich im Hintergrund erkennbar.
Etwas weiter hat man einen Aussichtspunkt angelegt, von dem aus man über das Tal des Rio Cidacos und in die Berge blicken kann.
Die Reste einer alten Brücke. Das Tal wird enger, der Durchbruch nach Arnedillo liegt vor uns
Die alten Abfüllanlagen erinnern uns daran, dass wir auf der Trasse einer Minenbahn fahren. Mirador del Buitre- Hier kann man die zahlreichen Gänsegeier beobachten.
Über eine letzte Brücke geht es in den Tunnel vor Arnedillo. Der Blick fällt auf die alte Brücke im Ort.
Der 550 m lange Tunnel verfügt über eine perfekte Beleuchtung. Früher wurden hier Champignons gezüchtet. Künstlerische Ausgestaltung der Wände!
Der Weg endet am Bahnhof von Arnedillo. Hier befindet sich ein Thermalbad, bei unserem Besuch leider geschlossen. Die neueren Bäder befinden sich weiter talaufwärts auf der anderen Flussseite.
Ende der Vía Verde!
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Seite zuletzt geändert am 16.06.2020