Von Lekunberri nach Andoain
Von den Bahntrassenradwegen in Navarra und Guipuzcoa ist die Via Verde del Plazaola sicherlich der eindrucksvollste, nicht nur wegen einer Länge von 75,1 Kilometern. Eine Höhendifferenz von 590 m und die steile Gebirgslandschaft erforderten den Bau von 67 Tunneln, darunter der 2630 m 7 km lange Tunnel von Uitzi. Bis 2011 wurde der Tunnel ausgebaut und mit einer Beleuchtung versehen. Die Wasseransammlungen wurden abgeleitet, aber die Fahrbahn besteht leider nur aus einem wassergebundenen Belag, der nach Regenfällen recht matschig ist und leicht beschädigt werden kann. Der Tunnel von Uitzi ist zur Zeit der längste Fahrradtunnel Europas (Stand 2024). Auf der gesamten Strecke zwischen dem Tunnel von Uitzi und dem Ende des Radwegs in Andoain liegen 52 Tunnel, von denen 46 befahrbar sind.
Der erste Teil der knapp 40 Kilometer langen Strecke - etwa die Hälfte (19,3 km) - gehört zum Gebiet von Navarra. Wir empfehlen aber den Einstieg am ehemaligen Bahnhof von Lekunberri. Dort findet man eine Kaffee-Bar, einen Fahrradverleih und einen Andenkenladen mit Informationsstelle. Ein weiterer Zugangspunkt wäre der Bahnhof von Leitza.
Vom Startpunkt aus sind es 5 km (Luftlinie 3,6 km) zum Tunnel von Uitzi, der mit einer durch Bewegungsmelder gesteuerten Beleuchtung ausgestattet wurde. Wir empfehlen dennoch, eine gute Beleuchtungsanlage mitzuführen und einen Helm zu tragen! Bei eventuellem Ausfall des Stromes ist es stockfinster. Es ist kalt im Tunnel und die Luftfeuchte hoch, sehenswert sind die mineralischen Ausblühungen und Tropfsteinformationen an der Tunnelwand. Eine Umfahrung des Tunnels über den Ort Uitzi (Na-1700) ist möglich. Der Weg zweigt bei Kilometer 12 von der Landstrasse ab, es ist ein größerer Höhenunterschied zu überwinden (Uitzi Ort 706 m über dem Meer). Die Umfahrung ist ca. 4 km lang.
Die Trasse folgt im ersten Abschnitt dem Rio Larraun. Nach dem Tunnel von Uitzi trifft man bei Leitza auf den Rio Leizarán, dem der Radweg im 2. Abschnitt folgt. Außer dem Tunnel von Uitzi ist der Tunnel von Leitza mit 649 m Länge bemerkenswert. Das restaurierte Viadukt von Auzokalte kurz vor Andoain ist eines der großen Brückenbauwerke der Strecke.
Man beachte bei der Routenplanung, dass man sich im Gebirge befindet, es kann zu schnellen Wetteränderungen kommen. Angemessene Bekleidung und die Mitnahme von Proviant ist unbedingt anzuraten. Der erste Teil des Radwegs auf dem Gebiet von Navarra ist weitgehend autofrei, der 2. Teil auf dem Gebiet von Gipuzkoa ist weniger gut ausgebaut und dient auch als Abfahrtsweg für Forstverkehr (Vorsicht vor den Holzlastern in den Tunneln, unbedingt Licht einschalten!).
Die ehemals 84,155 km lange alte Bahnstrecke "Ferrocarril de Plazaola" verband Pamplona (Lasarte-Oria) mit San Sebastian. In den Anfängen im Jahre 1905 fungierte die Bahnlinie als Minenbahn zwischen dem Abbaugebiet von Plazaola und Andoain. 1914 erfolgte der endgültige Ausbau zur vollwertigen Bahnstrecke mit Personen- und Güterverkehr zwischen Pamplona und San Sebastian. Die Bahnstrecke war niemals rentabel, auch nicht nach mehreren Modernisierungen und Veränderungen am Fahrzeugpark. Im Jahr 1953 führten heftige Regenfälle zu ernsten Beschädigungen an der Trasse und den Bauwerken. Die Unwetter führten auch an weiteren Bahnstrecken der Region zu starken Schäden (z.B. Bidasoa). 1957 kam es zu einem Unfall eines mit Holz beladenen Zuges, dabei wurde die Pfarrkirche von Andoain beschädigt. Am 5. September 1958 wurde die Strecke stillgelegt und danach die Gleise entfernt.
Die Charakteristik der Landschaft im Norden Spaniens war die Ursache für den Bau der vielen Tunnel. Insgesamt hatte die Strecke zwischen Pamplona und Lasarte-Oria 66 Tunnel, allein 31 auf dem 2. Abschnitt entlang des Rio Leizarán in Guipuzkoa. 39 dieser Tunnel sind heute noch als Vía Verde befahrbar, der Tunnel von Uitzi trägt die Nummer 15. Von Pamplona kommend kann man schon vor Lekunberri die Reste der alten Bahnlinie finden, so zum Beispiel das große Viadukt bei Sarasate in der Nähe von Irurtzun.
Bahnhof Lekunberri - Informationszentrum
Auf der Bahntrasse von Lekunberri nach Andoain (40 km)
Die eigentliche Via Verde del Plazaola auf der alten Bahntrasse (40 km) beginnt am Bahnhof Lekunberri. Zwar wurde 2016 war der Ausbau des südöstlichen Abschnitts in Richtung Irurtzun (12,7 km) fertiggestellt, der Ausbau endet aber als Sackgasse am Fluss Larraun 2,2 km südlich von Latasa an einer fehlenden Brücke (Stand 2016). Dieser Abschnitt wird auf einer eigenen Seite beschrieben.
In Lekunberri am alten Bahnhof erwartet uns ein Kaffee an der Bar. Hier gibt es auch eine Fahrradverleihstation.
Die eigentliche Fahrt beginnt! Wir folgen dem Radweg in nordwestlicher Richtung. Nächstes Etappenziel ist der Tunnel von Uitzi (2,7 km lang), der in den letzten Jahren ausgebaut wurde.
Beschilderung bei km 0,5 es geht leicht aufwärts durch einen Einschnitt.
Ausblick auf Lekunberri und die Berge Navarras - und schon folgt der erste kurze Tunnel.
Die Autobahn A 15 hat die Trasse zertstört und zwingt uns zu einer (nur kurzen) Umfahrung. Nach Unterquerung der A 15 geht es wieder auf die Trasse.
Die alte Bahnstrecke steigt stetig an, schon folgt wieder einer der zahlreichen Tunnel.
Noch einmal zwingt uns die Autobahn zu einem kleinen Umweg, es geht eine kurze Steigung hinauf (Blick zurück). Der folgende Tunnel ist etwas länger, die Beleuchtung war 2011 defekt (Lampen erforderlich!).
Leicht bergauf durch die Berglandschaft, durch Tunnel und Einschnitte - eine tolle Strecke!
Die Trasse nähert sich der Straße nach Uitzi.
Kurz vor dem Bahnhof von Uitzi (privates Wohnhaus) muss man ein paar Meter auf der Straße fahren. Wir sind nun rund 5 km vom Bahnhof Lekunberri entfernt in 649 m Höhe über dem Meer.
Hinter dem alten Wasserbehälter (Blick zurück) geht es ab zum Tunnel. Die Beschilderung fehlte 2011 noch. Nochmal links ab - unvermittelt steht man vor dem südlichen Portal des 2630 m langen Tunnel.
Der Tunnel von Uitzi:
Der Tunnel von Uitzi ist ein bemerkenswertes Bauwerk und war mit 2630 m Länge vor der Zeit der Hochgeschwindigkeitszüge einer der längsten Eisenbahn-Tunnel Spaniens. Er ist aber noch nicht einmal halb so lang wie der Tunnel von Engana der Strecke Santander-Mediterraneo (6976 m lang), der heute wegen mehrerer Einstürze und Überflutung nicht mehr durchquerbar ist.
Von 2008 bis 2011 wurde der Tunnel ausgebaut und mit einer Beleuchtung versehen, die segmental durch Bewegungsmelder gesteuert wird. Die Umschaltung der einzelnen Streckensegmente dauert immer ein paar Sekunden, in denen der Radler in ein dunkles Portal hineinfährt. Ich empfehle in jedem Fall eine gute Batteriebeleuchtung auf die Fahrt mitzunehmen, so dass man auch bei Ausfall der Tunnelbeleuchtung ausreichend Licht zur Verfügung hat. Für weitere Tunnel der Strecke braucht man ohnehin Licht am Fahrrad. Ohne Beleuchtung ist es wegen der Neigung der Strecke im Tunnelinneren wirklich stockfinster, wie wir bei unserer früheren Durchquerung feststellen mussten.
Im Sommer 2011 war die Durchquerung eine feuchte und kühle Angelegenheit, Schutzbleche waren angesagt, dennoch war eine Verschmutzung durch die wassergebundene, teils matschige Fahrbahndecke nicht zu vermeiden. Im Innern des Tunnels ist die Luft feucht und kalt.
Die Durchquerung ist auch nach dem Ausbau noch ein Erlebnis, 2,7 km ziehen sich doch recht lange hin. Schilder am Eingang empfehlen Helm und Gummistiefel - letztere für Radler doch eher unpraktisch. Ganz so schlimm ist es dann doch nicht. Aber die Feuchtigkeit und das Sickerwasser haben an den Tunnelwänden Tropfsteinformationen in verschiedenen Farben hervorgebracht.
Der Ausbau des Tunnels von Uitzi ist für die Vía Verde del Plazaola ein riesiger Gewinn für die Radler, da die steile Umfahrung über den Ort Uitzi nun vermeidbar ist.
Südportal vor dem Ausbau 2007
Südportal nach dem Ausbau 2011
"Tunnel mit Beleuchtung - 2700 m" steht auf dem Schild am Portal. "Helm, Stiefel (?) und Taschenlampe sind erforderlich".
Dann geht es los, die Beleuchtung springt an und setzt sich segmentweise fort.
Wenn man weiter im Tunnelinneren ist, erkennt man das nördliche Ende als winzigen Lichtpunkt, bevor die Leuchten des nächsten Segmentes aktiviert sind. An den Wänden findet man an einigen Stellen bunte Tropfsteinformationen.
Das nördliche Portal ist erreicht (Blick zurück).
Wegweiser Richtung Leitza vor dem Tunnel, nun beginnt eine flotte Abfahrt ins Tal.
Landschaft und Fahrgenuss sind kaum zu überbieten. Durch tiefe Einschnitte und Tunnel führt die Bahntrasse talwärts.
Dann wird die Landschaft offener, der Weg führt durch ein Weidegebiet. Und wieder geht es durch Einschnitte und Tunnel
Ein Gehöft taucht auf, dann ist man wieder von dichter Vegetation umgeben.
Mehrere Brücken überqueren die Trasse.
Unten im Tal liegt der Ort Leitza mit der Kirche San Miguel aus dem späten 18. Jahrhundert. Wir sind immer noch in rund 500 m Höhe über dem Meer.
Der 649 m lange Tunnel von Leitza bei Kilometer 13 ist beleuchtet. Eine Beleuchtung am Fahrrad wird dennoch dringend empfohlen!
Über eine Brücke: Ein Metallgeländer sichert die Flanken, die soliden Geländer sind restauriert. Bei Kilometer 14 erreichen wir den unpassierbaren Túnel de Tellería.
2010 wurde eine neue Tunnelumfahrung auf dem Niveau der Trasse gebaut, wodurch auch die steile Passage der alten Umfahrung beseitigt wurde.
Wir nähern uns Leitza. Vor dem Bahnhof geht es nochmal durch einen Tunnel.
Die schönen alten Gebäude des Bahnhofs von Leitza waren 2010 noch Ruinen.
2011 ist wenigstens der Bahnhof restauriert. Ein Parkplatz wurde geschaffen, ein sehr guter Einstiegspunkt für Radler. Die Zufahrt ist auch vom Ort aus beschildert.
Wir sind nun kurz vor dem Schnittpunkt mit der Autobahn A 15. Dort ist die Grenze zwischen dem Baskenland (Gipuzkoa) und Navarra erreicht. Dort endet auch der erste Abschnitt der Via Verde del Plazaola. Die Elektrozentale No. 2 von Plazaola erinnert an die industrielle Vergangenheit.
Doch zuerst muss die Autobahn A 15 unterquert werden. Zur Erinnerung (Gorgoratu!) wir erreichen das Baskenland, 20 kmh! Der folgende Abschnitt wird auch von einigen wenigen Autos befahren. Vorsicht:Holztransporter!
Ein nicht befahrbarer Tunnel endet hier: dies war der alte Bahnhof von Plazaola, heute eine Ruine. Die Beschilderung ist neu.
Plazaola, das Tal des Rio Leitzarán, eine Infotafel bei km 0 des 2. Abschnitts der Via Verde del Plazaola. Hier beginnt der Abschnitt der Vía Verde auf baskischem Gebiet.
Es beginnt eine Fahrt durch einsame Landschaft mit 32 Tunneln auf 20 km.
Die üppige Vegetation hat ihre Ursache: reichlich Wasser mal zum Trinken, mal auf der Fahrbahn.
Die Fahrbahn ist ausgewaschen und die Transporter haben tiefe Schlaglöcher hinterlassen, die sich bei Regen in Pfützen verwandeln. Es gibt reichlich Tunnel, teils (spärlich) beleuchtet und feucht.
Eher wie Höhlen wirken manche der alten Tunnel, heute mit solarbetrieben Leuchten ausgestattet.
Reichlich Holz und zahllose Tunnel: Beim Bau der Strecke wurden immer wieder seitliche Röhren gegraben und wohl wieder aufgegeben (vielleicht weil das Gestein nicht geeignet war?). In manchen Tunneln zweigen im Inneren weitere Tunnel ab, so dass der Eindruck eines natürlichen Höhlensystems entsteht.
Mitten in der Einsamkeit passieren wir diese eindrucksvolle Brücke aus Natursteinen, die die alte Bahnstrecke überspannt. Das Bauwerk ist erstaunlich gut erhalten.
Überraschung: die Brücke ist ein Aquädukt!
Im Jahre 2004 war die Bahnlinie 100 Jahre alt. Über den Tunneleingängen sind Tafeln zur Erinnerung angebracht.
Vorsicht vor Schlaglöchern in den unbeleuchteten Tunneln! Riesige Rohre führen die Wassermassen der Umgebung heran. Hier war früher der Haltepunkt "Ameraun".
Kraftwerk am Rio Leitzarán
Der Weg wird breiter und besser, wir nähern uns bewohntem Gebiet.
Die Fotovoltaikanlage dieses Tunnels war noch intakt, das Licht im Innern des Tunnels jedoch sehr spärlich. Keine Fatamorgana: eine doppelte Galerie. Wie in einer Tropfsteinhöhle.
Immer wieder entdecken wir seitlich abzweigende Tunnel, teils zugewachsen von der üppigen Vegetation. Einige Tunnel der Strecke sind naturbelassen.
Der Fluss wird überquert. Ein tiefer Einschnitt - die Umgehung eines Tunnels- wird durchfahren.
Zur Zeit der Eisenbahn herrschte hier reger Betrieb, wie die Illustration auf der Infotafel zeigt. Eine alte Brücke ist erhalten geblieben.
Wir sind nun ganz nahe am Fluss, das Tal wird breiter. Eine Felsnase ragt über die Trasse.
Weiter abwärts geht die Fahrt aus dem Gebirge heraus. Rund 350 Höhenmeter sind es auf baskischer Seite bis nach Andoain im Tal des Rio Oria.
Nicht mehr weit bis nach Andoain, der Weg ist nun asphaltiert.
Etwa 2 km vor Andoain erreicht man einen kleinen Parkplatz. Auf der anderen Straßenseite wartet der Tunnel von Otieta, 280,6 m lang und beleuchtet.
Gleich nach dem Tunnel wird das Viaducto de Auzokalte überquert, das erst vor kurzem restauriert wurde.
Zwei große Betonbögen überspannen das Tal. Ursprünglich war die Brücke eine Metallkonstruktion.
Es geht weiter abwärts ins Tal auf gut ausgebauter Trasse. Noch ein Tunnel von knapp 100 m Länge wird durchquert.
Der Weg mündet an der Straße. Ab hier ist die Trasse wohl überbaut. Ein Radweg führt ins Zentrum von Andoain.
Am Rande der Strecke steht eine Erinnerung an die Eisenbahn. Der gut gepflegte Radweg führt an einer Stützmauer entlang.
Ende des Ausbaus im Zentrum von Andoain.
Die Kirche markiert den zentralen Platz der Stadt. Dort findet man Gelegenheit zu einer Pause und Stärkung für die Rückfahrt.
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